Regionalliga |24.05.2016|16:00

Lottes Kapitän: Der Malle-Flieger ist gebucht

Diesmal soll es mit der 3. Liga klappen: Lotte-Kapitän Gerrit Nauber. [Foto: imago/osnapix]

Am Mittwoch (ab 19 Uhr, Livestream auf wdr.de und swr.de) ist es soweit: West-Meister Sportfreunde Lotte trifft im Playoff-Hinspiel um den Aufstieg in die 3. Liga auf den Südwest-Titelträger und ehemaligen Bundesligisten SV Waldhof Mannheim. Das Rückspiel findet am Sonntag (ab 15.05 Uhr, live im WDR und SWR) in Mannheim statt. Für Sportfreunde-Kapitän Gerrit Nauber sind die Aufstiegsspiele kein Neuland. Bereits am Ende der Saison 2012/2013 war der 24 Jahre alte frühere Junioren-Nationalspieler mit Lotte in der Aufstiegsrunde am Ball. Der damalige Gegner war der künftige Bundesligist RB Leipzig. Nur äußerst knapp (0:2/2:2 n.V.) mussten sich die Sportfreunde damals den "Roten Bullen" geschlagen geben.

Im aktuellen FUSSBALL.DE -Regionalliga-Interview spricht Gerrit Nauber mit dem Journalisten Christian Knoth über seine Erinnerungen an die Playoff-Spiele gegen Leipzig, den jetzigen Gegner SV Waldhof Mannheim, die souveräne Meisterschaft der Sportfreunde Lotte und seine persönlichen Pläne für die Zukunft.

FUSSBALL.DE: Wie hoch ist die Anspannung vor den beiden Playoff-Duellen mit dem SV Waldhof Mannheim, Herr Nauber?

Gerrit Nauber: Sie ist auf jeden Fall noch einmal höher als vor Ligaspielen. Die Anspannung wird sich aber legen, wenn die ersten Minuten der Partie vorbei sind. Dann hat man auch gar keine Zeit mehr, darüber nachzudenken und ist voll fokussiert.

"Für mich persönlich wäre es ein absolutes Glücksgefühl, wenn ich die Mannschaft als Kapitän in die 3. Liga führen könnte"

FUSSBALL.DE: Wie hoch ist die Hürde, die die Sportfreunde Lotte auf dem Weg in die 3. Liga überspringen müssten?

Nauber: Uns erwartet eine starke Mannschaft, die mit Hanno Balitsch und Michael Fink von zwei langjährigen Bundesligaspielern geführt wird. Wir konnten uns in den zurückliegenden Tagen aber gut auf Mannheim vorbereiten, haben uns Videos angeschaut und unser Training daraufhin angepasst. Ich glaube fest daran, dass wir am Ende als Sieger vom Platz gehen.

FUSSBALL.DE: Während Mannheim erst am letzten Spieltag die Meisterschaft perfekt gemacht hatte, stehen die Sportfreunde Lotte bereits seit einigen Wochen als Titelträger fest. Ist das eher ein Vor- oder ein Nachteil für Ihre Mannschaft?

Nauber: Vor einigen Wochen hätte ich noch gesagt, dass es ein Nachteil für uns ist. Wenn es um nichts mehr geht, kann die Spannung leicht verloren gehen. Mittlerweile bin ich aber der Meinung, dass es eher ein Vorteil ist. Wir konnten frühzeitig mit Hinblick auf die Playoffs den einen oder anderen Spieler schonen und hatten eine bessere Planungssicherheit. Dass aber zuletzt beim 1:0-Heimsieg gegen Aachen mit Kevin Freiberger, Bernd Rosinger, Nico Granatowski und Matthias Rahn gleich vier Spieler verletzungsbedingt vom Platz mussten, wirft unsere Pläne wieder ein wenig durcheinander. Wir hoffen, dass alle rechtzeitig wieder fit sind und gegen Mannheim auflaufen können.

FUSSBALL.DE: Hätten Sie vor Saisonbeginn damit gerechnet, dass die Sportfreunde Lotte mit 15 Punkten Vorsprung Meister werden könnten?

Nauber: Nein, damit hätte ich nie gerechnet. Selbstverständlich war es von Beginn an unser Ziel, um den Titel mitzuspielen. Eine Meisterschaft ist aber nie wirklich planbar. Dass es am Ende so deutlich wurde, hat vor allem mit unserer Konstanz zu tun. Von den vergangenen 15 Spielen haben wir 13 gewonnen und keines verloren. Unser ärgster Verfolger Gladbach strauchelte in der Rückserie dagegen häufiger.

FUSSBALL.DE: Was macht die Mannschaft so stark?

Nauber: Wir haben uns nie aus der Fassung bringen lassen. Auch bei langfristigen Ausfällen von Leistungsträgern haben wir eine gute Reaktion gezeigt. Spieler, die sonst nicht zum Zug kamen, konnten sofort überzeugen und ihre Chance nutzen. Das zeigt, dass bei uns ein positiver Konkurrenzkampf herrscht und niemand den Kopf hängen lässt, wenn er mal nicht in der Startelf steht. Die Harmonie untereinander ist hervorragend. Jeder gönnt jedem alles.

FUSSBALL.DE: Die Playoff-Situation kennen Sie bestens. Zum Abschluss der Saison 2012/2013 spielten Sie bereits mit Lotte gegen den jetzigen Bundesliga-Aufsteiger RB Leipzig in der Aufstiegsrunde, scheiterten im Rückspiel erst nach Verlängerung. Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Nauber: Vor allem das Rückspiel war ungemein intensiv. Nach dem verdienten 0:2 im Hinspiel haben wir RB brutal unter Druck gesetzt und sind angerannt, bis die Beine nicht mehr konnten. Mit dem 2:0 in der Nachspielzeit der regulären Spielzeit konnten wir uns dafür auch belohnen. Als wir in der Verlängerung dann das 1:2 hinnehmen mussten, war das Spiel leider gelaufen. Extrem bitter war es vor allem, weil wir mit 86 Punkten Meister wurden und trotzdem nicht den Sprung in die 3. Liga geschafft haben.

FUSSBALL.DE: Vor drei Jahren boten Sie Leipzig einen Playoff-Fight, ab der kommenden Saison ist RB Bundesligist. Ist Ihnen Ihre Leistung deshalb im Nachhinein noch höher anzurechnen?

Nauber: Fakt ist, dass schon die damalige Leipziger Mannschaft eine unglaublich hohe Qualität hatte. Das sieht man auch daran, dass RB in der darauffolgenden Saison ohne großen Umbruch den Durchmarsch in die 2. Bundesliga schaffte. Also ja: Die Leistung ist uns hoch anzurechnen. Dennoch standen wir am Ende mit leeren Händen da. Das ist nun einmal das, was zählt und woran sich die Leute erinnern.

FUSSBALL.DE: Werden Ihnen die gesammelten Erfahrungen für die kommenden Playoff-Begegnungen gegen den SV Waldhof helfen?

Nauber: Ja, ganz betimmt. Ich werde meine Nerven jetzt besser unter Kontrolle haben und mich nicht so verrückt machen. Diese gewonnene Sicherheit und Ruhe versuche ich, an meine Mitspieler weiterzugeben.

FUSSBALL.DE: Was müssen die Sportfreunde im Vergleich zu 2013 besser machen, damit der ersehnte Drittliga-Aufstieg realisiert werden kann?

Nauber: Wir wollen zunächst einmal einen gepflegteren Ball spielen und ein Kurzpassspiel aufziehen. 2013 hatten wir ebenso wie Leipzig mit vielen langen Bällen agiert. Außerdem ist es wichtig, dass wir uns nicht verstecken. Wir müssen voller Selbstvertrauen in die Partie gehen, die Bälle fordern und das Spiel in die eigene Hand nehmen.

FUSSBALL.DE: Was würde der Aufstieg für den Verein, die Stadt aus dem Tecklenburger Land und für Sie persönlich bedeuten?

Nauber: Für ganz Lotte wäre das eine Riesensache. Falls wir es schaffen, werden wir uns auch ganz sicher nicht nur zwei Tage darüber freuen. (lacht) Allein, dass wir in der 3. Liga gegen Mannschaften wie Preußen Münster, Fortuna Köln oder den SC Paderborn 07 antreten würden, ist Anreiz genug, um gegen Mannheim alles rauszuhauen. Für mich persönlich wäre es ein absolutes Glücksgefühl, wenn ich die Mannschaft als Kapitän in die 3. Liga führen könnte.

FUSSBALL.DE: Würden die Sportfreunde Lotte im Falle eines Aufstieges weiterhin im Sportpark am Lotter Kreuz spielen oder müssten Sie in ein anderes Stadion umziehen?

Nauber: Nein, umziehen müssten wir nicht. Es wäre alles vorbereitet. Unsere Spielstätte bietet aktuell auf drei Tribünen rund 7.500 Zuschauern Platz. Außerdem ist hinter einem Tor schon seit der Relegation 2012/2013 gegen Leipzig das Fundament für eine weitere Tribüne gelegt. Inklusive dieser Tribüne würden etwas mehr als die für die 3. Liga geforderten 10.000 Zuschauer in das Stadion passen.

FUSSBALL.DE: Spielen Sie denn nächste Saison überhaupt noch in Lotte? Ihr Vertrag läuft Ende Juni aus…

Nauber: Das stimmt schon. Allerdings liegt das daran, dass wir intern beschlossen haben, alle Vertragsgespräche erst nach der Relegation zu führen. Bis dahin wollen wir uns zu 100 Prozent auf die schwierige Aufgabe gegen Mannheim konzentrieren.

FUSSBALL.DE: Hängt es vom Aufstieg ab, ob Sie in Lotte bleiben?

Nauber: Nicht unbedingt. Ich fühle mich sehr wohl in Lotte, bin hier heimisch. Mein Heimatort Bad Iburg in Niedersachsen ist nur rund 25 Kilometer entfernt. Die räumliche Nähe zu meiner Familie ist auch ein entscheidender Faktor dafür, dass Lotte mein erster Ansprechpartner ist. Dennoch betone ich immer wieder, dass ich mich irgendwann in der 3. Liga sehe. Am schönsten wäre es, wenn ich mit den Sportfreunden Lotte den Sprung in den Profifußball schaffen würde.

FUSSBALL.DE: Falls der Aufstieg gelingt: Wo wird gefeiert?

Nauber: Wir haben auf Verdacht für Sonntagabend einen Flug nach Mallorca gebucht. (lacht) Den nehmen wir aber nur wahr, wenn wir gewinnen. Die Party müssen wir uns vorher verdienen!