DFB-Pokal|22.08.2016|21:30

Last-Minute-Elfer schockt Kickers Offenbach

Elfmeter in der letzten Minute der Verlängerung: Hannovers Salif Sané verhindert die Offenbacher Sensation. [Foto: imago/Jan Huebner]

Was der Ligakonkurrenz von Hannover 96 nicht ansatzweise gelang, das schaffte der Südwest-Regionalligist Kickers Offenbach: Die als „Favoritenschreck“ bekannten Hessen brachten den Spitzenreiter der 2. Bundesliga in der ersten Runde des DFB-Pokals an den Rand eines frühen Ausscheidens, unterlagen erst nach Verlängerung denkbar knapp 2:3 (2:2, 1:2). Dabei war die erneute Offenbacher Sensation in einem dramatischen Pokalkrimi schon zum Greifen nah.

In letzter Sekunde bewahrte ein von Verteidiger Salif Sané (120.+1) sicher verwandelter Foulelfmeter, den der gebürtige Offenbacher Stefano Maier gegen 96-Stürmer Felix Klaus verursacht hatte, die Niedersachsen vor dem schon fast sicheren Elfmeterschießen. Ausgerechnet der abwanderungswillige Sané, an dem vor allem der Bundesligist VfL Wolfsburg Interesse zeigt, erlöste die Hannoveraner.

Bitter für den Viertligisten OFC: Die 268.000 Euro, die allein der Einzug in die zweite Pokalrunde an TV-Geldern garantiert, hätten den Kickers bei ihrem Kampf gegen ein drohendes Insolvenzverfahren sehr gut getan. Bis zur 121. Minute durfte die Offenbacher Vereinsführung um Präsident Helmut Spahn auf diese Zusatzeinnahme hoffen.

Offenbachs Trainer Oliver Reck war dennoch sichtlich stolz auf die Leistung seiner Mannschaft. „Die Jungs und die Fans haben gezeigt, dass dieser Verein mehr kann, als in der Regionalliga zu spielen. Wir machen aktuell eine schwierige Zeit durch, stehen aber auch nach Rückschlägen immer wieder auf“, sagte der frühere Nationaltorhüter: „Solange ich hier bin, werde ich alles dafür tun, dass der OFC wieder dorthin kommt, wo er hingehört: In den Profifußball.“

„Solange ich hier bin, werde ich alles dafür tun, dass der OFC wieder dorthin kommt, wo er hingehört: In den Profifußball.“

Dabei hatte das Traditionsduell für die Kickers denkbar schlecht begonnen. Die Gäste aus der niedersächsischen Landeshauptstadt nutzten eiskalt ihre erste Chance. Nach einem Zuspiel von Manuel Schmiedebach nahm der österreichische Nationalspieler Martin Harnik die Kugel an der Strafraumgrenze elegant mit und ließ OFC-Schlussmann und Kapitän Daniel Endres keine Abwehrmöglichkeit - 0:1 (3.).

Die Kickers zeigten sich zwar nur kurz geschockt und antworteten mit ersten Angriffen. Als jedoch Felix Klaus nach Querpass von Harnik das 0:2 (22.) markierte, glaubten wohl nur noch die kühnsten Optimisten am Bieberer Berg an eine Pokal-Sensation.

Nur wenig später folgte jedoch der erste Streich von OFC-Mittelfeldspieler Serkan Firat, der in der vergangenen Saison noch für Viktoria Griesheim in der fünftklassigen Hessenliga gekickt hatte: Weil Martin Harnik den eigentlich wohl harmlosen Freistoß-Schlenzer des 22-Jährigen per Kopf genau in die andere Richtung abfälschte, hatte Hannovers Ersatztorhüter Samuel Sahin-Radlinger (seit wenigen Wochen mit der Schauspielerin Sila Sahin verheiratet) beim 1:2 (29.) keine Abwehrmöglichkeit.

Kurz vor der Pause war der österreichische Schlussmann dann aber gegen Offenbachs US-Boy Bryan Gaul, Ex-Mitspieler von David Beckham bei Los Angeles Galaxy, zur Stelle, verhinderte bereits in dieser Szene den möglichen Ausgleich für den Regionalligisten.

In der zweiten Halbzeit nahm der dramatische Pokalfight dann seinen Lauf. Wegen einer Notbremse gegen Dren Hodja handelte sich Hannovers Innenverteidiger Waldemar Anton die Rote Karte ein (48.), den folgenden Freistoß beförderte Firat sehenswert über die Mauer zum 2:2 genau in den linken Torwinkel (49.). Sahin-Radlinger streckte sich vergeblich. Die 10.500 Zuschauer waren endgültig aus dem Häuschen.

Daran änderte sich auch nach der Gelb-Roten Karte für Offenbachs Defensivspieler Kristian Maslanka (61.), der innerhalb von nur zwei Minuten zu ungestüm in die Zweikämpfe gegangen war, nichts. Beide Teams lieferten sich in der Schlussphase der regulären Spielzeit und auch in der Verlängerung einen offenen Schlagabtausch.

Die beste Chance zum Siegtreffer für den OFC hatte der eingewechselte Matthew Taylor, der mit einem Lupfer am glänzend reagierenden Sahin-Radlinger scheiterte. Auf der Gegenseite lenkte Endres eine Bogenlampe von Hannovers „Joker“ Kenan Karaman über die Latte, ehe Niclas Füllkrug aus kurzer Entfernung das Kickers-Gehäuse verfehlte. Am Ende hatten die 96-er dank Salif Sané dennoch Grund zum Jubeln.