Spiel des Lebens|25.08.2016|10:30

Koch: "Klubs fiebern Alpen-Krimi entgegen"

Koch: "Die Zuschauer dürfen sich auf zwei bis in die Haarspitzen motivierte Mannschaften freuen, die sich einen packenden Alpen-Krimi liefern werden." [Foto: Frühwirth]

Am 3. September 2016 schaut Fußball-Deutschland auf die bayerische 2200-Einwohner-Gemeinde Reichersbeuern im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Der Fernsehsender Sky überträgt an diesem Samstagnachmittag ab 14 Uhr (Anstoß 15 Uhr) live und unverschlüsselt das "Spiel des Lebens" 2016 zwischen dem SC Reichersbeuern und dem SV Wackersberg-Arzbach. Im Interview spricht BFV-Präsident Rainer Koch über den Reiz des Alpen-Krimis und den Stellenwert dieses Events für den Amateurfußball.

Herr Koch, was würden Sie Skeptikern auf die Frage antworten: "Warum sollte ich mir ein Derby in der A-Klasse anschauen?"

Rainer Koch: Warum nicht? Auch in den unteren Amateurklassen wird toller und vor allem leidenschaftlicher Fußball gespielt. Außerdem ist ein Lokalderby zwischen zwei benachbarten kleinen Orten doch genau das, was den besonderen Reiz ausmacht: Es stehen 22 Spieler auf dem Platz, die in der Region aufgewachsen und verwurzelt sind und mit Stolz das Wappen ihres Klubs auf der Brust tragen. Hier geht es ja nicht nur um drei Punkte in der Meisterschaft, sondern vor allem auch ums Prestige. Man kennt und schätzt sich, aber für 90 Minuten ruht zweimal im Jahr die Freundschaft und keiner will den Platz als Verlierer verlassen. Und dann gibt es da ja noch diese ganz besonderen Geschichten.

Und zwar?

"Ein Lokalderby zwischen zwei benachbarten kleinen Orten ist doch genau das, was den besonderen Reiz ausmacht."

Koch: Valentin Willibald, Spielmacher des SC Reichersbeuern, und Klaus Ertl, der Torwart des Gegners SV Wackersberg, wohnen zusammen in einer WG. Verrückt! Solche Stories schreibt nur der Amateurfußball. Egal ob im Stadion oder an den Fernsehgeräten: Die Zuschauer dürfen sich auf zwei bis in die Haarspitzen motivierte Mannschaften freuen, die sich einen packenden Alpen-Krimi liefern werden. Und die erste Ausgabe des "Sky Spiel des Lebens" auf der Insel Juist hat gezeigt, dass so eine Partie live im Fernsehen durchaus funktioniert: 69.000 Zuschauer - das ist für ein Amateurspiel in der Ostfriesenklasse C eine fantastische Quote. Wir hoffen natürlich, dass wir diese Zahl noch überbieten können, nachdem an dem Wochenende im September aufgrund der Länderspielpause keine Bundesligaspiele stattfinden.

Auf was können sich die Fernseh-Zuschauer sonst noch einstellen?

Koch: Auf ein bayerisches Dorf im Ausnahmezustand und eine Übertragung auf Bundesliga-Niveau. Mit Wolff-Christoph Fuss sitzt ein absoluter Profi am Mikrofon, der die Partie von einem Traktor aus kommentiert! Außerdem erleben die Fußballfans in Deutschland eine echte Premiere: Sky verkabelt neben einem Trainer auch den Schiedsrichter Florian Böhm, so dass alle Zuschauer während der Partie hören können, was auf dem Platz gesprochen wird. Und noch ein spektakuläres Highlight kann ich verraten: Vor dem Anpfiff landet ein Fallschirmspringer auf dem Platz und überbringt den offiziellen Spielball.

Die ganze Gemeinde ist an der Organisation beteiligt und hilft mit, das Spiel zu einem einmaligen Event zumachen. Ein Vorbild für andere Amateurvereine - auch wenn dort an Spieltagen keine Kameras von Sky vor Ort sind?

Koch: Definitiv! Wir leben in einer Event-Gesellschaft. Wenn es ein Verein schafft, ein- bis zweimal im Jahr aus seinen Heimspielen ein richtiges Spektakel mit einem bunten Rahmenprogramm zu machen, kommen meistens mehr Zuschauer als bei vielen anderen Heimspielen zusammen. Das belegen Jahr für Jahr auch unsere Toto-Pokal-Endspiele auf Kreisebene oder die Relegationsspiele, die echte Zuschauermagneten sind. Für die Vereine ist das finanziell sehr attraktiv - und sie können die Mehreinnahmen zum Beispiel in die Jugendarbeit und damit in ihre eigene Zukunft investieren.

Welche Bedeutung hat eine bundesweite Liveübertragung für den Amateurfußball?

Koch: Es ist ein starkes Signal, dass der Fußball in Deutschland eben nicht nur in 56 Profifußball-Stadien zu Hause ist, sondern tatsächlich in mehr als 25.000 Vereinen. Mit dem "Spiel des Lebens" unterstützt Sky genau diesen Gedanken. Die erste Auflage auf Juist war ein tolles Erlebnis für alle Beteiligten. Als gemeinsames Amateurfußball-Projekt wollen die 21 Landesverbände im DFB das "Spiel des Lebens" mit Sky als festen Termin im Amateurfußball-Kalender etablieren.