Ewiger Knipser|11.11.2016|12:00

Keil: Fast 1. Liga, jetzt Neuntliga-Knipser

Stephan Keil war 1986 auf dem offiziellen Mannschaftsfoto der Homburger Bundesliga-Mannschaft (rechtes Bild, obere Reihe, Mitte). Heute begleitet er den FC Homburg als Fan (linkes Bild, links) und ist selbst immer noch ein gefürchteter Torjäger im Amateurfußball. [Foto: Privat]

Als der FC 08 Homburg vor drei Jahrzehnten noch die Bundesliga rockte, war Stephan Keil mit dabei - auf dem offiziellen Mannschaftsfoto. Erstliga-Luft schnuppern durfte er aber kein einziges Mal. Ohne Einsatz zog er von dannen, um es in anderen Klubs als Angreifer mächtig krachen zu lassen – auch heute noch mit stolzen 48 Jahren in der Bezirksliga. Beim FC Bierbach hat Keil in dieser Saison bereits 23-mal in 14 Spielen getroffen und führt damit die Torschützenliste der Bezirksliga Homburg an. Beim jüngsten 9:0-Sieg über den SC Ludwigsthal traf er alleine viermal.

„Ich bin mit Leib und Seele Homburger, gehe mir auch heute noch viele Spiele des FC anschauen und hoffe, dass wir über kurz oder lang nochmal aufsteigen“, sagt Stephan Keil. Dass der Klub aus der 42.000-Einwohner-Stadt in der Saarpfalz trotz aktueller Viertklassigkeit sehr vielen noch ein Begriff ist, hängt mit der Hochphase in den 80er Jahren zusammen. 1986 gelang der Aufstieg in die Bundesliga. Keil war gerade mit der A-Jugend unter Trainer Wolfgang Graf Meister und Pokalsieger im Saarland geworden und schaffte mit vier weiteren Teamkollegen den Sprung in den Bundesliga-Kader.

„Ich habe die ganze Jugend beim FCH gespielt, dann ganz oben anzukommen, war eine Riesensache“, erinnert er sich. Doch über einen Kurzeinsatz im Test gegen den 1. FC Kaiserslautern kam Keil nicht hinaus. Trotzdem blickt er nicht im Groll oder gar im Zorn zurück: „Der Unterschied zur Jugend, wo ich gerade erst herkam, war einfach zu gewaltig. Fritz Fuchs und dann Udo Klug, der ja schon kurz nach dem Saisonstart neuer Trainer wurde, machten und erzählten Dinge, von denen ich keinen blassen Schimmer hatte.“

Bis heute bekommt Keil Post von Autogrammsammlern

"Die Trainer erzählten Dinge, von denen ich keinen blassen Schimmer hatte"

Obwohl er nur in der zweiten Garnitur ran durfte und als Vertragsamateur gerade mal ein paar hundert Mark verdiente, erinnert er sich noch heute mit großem Stolz an die goldenen Homburger Fußballzeiten zurück: „Das Stadion war immer voll, als seinerzeit kleinste Bundesligastadt in Deutschland hatten wir eine Art Kultcharakter – und mit Manfred Ommer und Udo Geitlinger zwei Füchse in der Führungsetage, die für die notwendigen finanziellen Mittel sorgten.“

Nach einer halben Saison kehrte Keil, der auch auf dem offiziellen Bundesliga-Mannschaftsbild des FCH verewigt ist und noch heute (!) Post von Autogrammsammlern erhält, seinem Stammverein notgedrungen den Rücken. Zur Bundeswehr-Grundausbildung ging es nach Hermeskeil, später nach Idar-Oberstein. Trainingsmäßig musste der „Keili“, wie sie ihn in und um Homburg nur nennen, folglich herunterschrauben. Er schloss sich deshalb dem ASV Kleinottweiler in der Landesliga an. Seine Qualitäten als Strafraumstürmer, der im Torabschluss eiskalt ist, stellte er hier gleich in der ersten Saison unter Beweis und langte 24-mal zu. Nach einer weiteren Spielzeit beim ASV ging es zum VfB Waldmohr in die Bezirksliga Westpfalz, ehe er dem Ruf seines alten Kumpels Kurt Knoll folgte: „Mit der Homburger Reserve sind wir Verbandsliga-Meister geworden und in die damals drittklassige Oberliga Südwest aufgestiegen.“

Sagenhaftes Comeback

Bänder- und Faserrisse sowie Rückenprobleme erschwerten ihm diese Zeit. Keil trat kürzer, ging zum Homburger Stadtteilklub SV Reiskirchen, mit dem er überraschend den Sprung in die Verbandsliga Saar (heute: Saarlandliga) schaffte. Später versuchte er sich dann dort und in der Nachbarschaft bei den Bezirksligisten SV Beeden und FC Bierbach als Spielertrainer. Doch auf die Dauer war das nichts für Keil, der seit einem Vierteljahrhundert als Außendienstler für eine Großbäckerei arbeitet und im „großen“ Fußball Anhänger des VfB Stuttgart ist und diesbezüglich sagt: „Da machst du dir die Nerven kaputt.“

Ohne Fußball konnte der Vollblutstürmer aber nicht sein – und als er sich 2014 im Blieskasteler Stadtteil Bierbach ein Haus gekauft hatte, feierte er als Spieler beim Klub aus der Kreisliga A Bliestal ein sagenhaftes Comeback. Dank seiner 38 Treffer (davon alleine vier in der Relegation) gelang die Rückkehr in die Bezirksliga Homburg, wo „Keili“ in der Folgesaison 20-mal erfolgreich war. Platz drei sprang als Aufsteiger heraus.

Auch heute mischt der FCB wieder ganz oben mit. Keil ist mit seinen 23 Treffern nach 14 Spielen wieder ganz vorne in der Torjägerliste zu finden, trifft weiter wie verrückt und stellt seinen unnachahmlichen Torriecher immer wieder unter Beweis: „Mit dieser jungen Truppe, in der es viele richtig gute Fußballer gibt, macht das einen Heidenspaß.“

Mit Bierbach nochmal in der Landesliga auflaufen zu können, ist sein großer Wunsch. Dafür würde Keil, dem Frau Susanne und Sohn Finn vom Spielfeldrand aus immer die Daumen drücken, sein schon mehrfach ins Auge gefasstes Laufbahnende auch gerne noch einmal verschieben.