TV-Talk |04.12.2016|15:00

Talk: Dr.Koch über Amateure, DFB-Pokal & mehr

Gesprächsrunde in München: Dr. Rainer Koch (links) mit FC Bayern-Präsident Uli Hoeneß (rechts) und Moderator Christian Ortlepp. [Foto: BFV/Philipp Schmatloch]

Uli Hoeneß war kurz nach der Wiederwahl zum Präsidenten des FC Bayern München erstmals zu Gast in einem Fernsehstudio: Bei BFV.TV – Der Talk traf er auf Dr. Rainer Koch, 1. DFB-Vizepräsident Amateure und Präsident des Bayerischen Fußballverbandes (BFV), sowie Moderator Christian Ortlepp. Auf der Tagesordnung standen unter anderem der Amateurfußball und der DFB-Pokal. Die zweiteilige Talkrunde aus dem "Stadion an der Schleißheimer Straße" in München ist am Sonntag, 4. Dezember, ab 18 Uhr, und am Sonntag, 11. Dezember, ab 18 Uhr auf bfv.tv zu sehen.

Wir haben die wichtigsten Aussagen von Uli Hoeneß und Dr. Rainer Koch bei BFV.TV – Der Talk hier zusammengefasst.

Dr. Rainer Koch über:

... den DFB-Pokal: „Amateurvereine, die sich für die erste Hauptrunde qualifizieren, die träumen einen Traum. Aber die träumen nicht den Traum, in der ersten Runde mitspielen zu können, sondern die träumen davon, Losglück zu haben und dann gegen den FC Bayern, gegen den BVB oder eine der anderen Top-Mannschaften spielen zu können. Ich glaube, wir sind alle gut beraten, uns anzustrengen, nach Lösungen zu suchen, dass dieser Traum gelebt werden kann. Das muss über die Spieltagsgestaltung erfolgen. Natürlich ist es auch wichtig, dass sich der deutsche Spitzenfußball auf den asiatischen Märkten oder auch in Amerika präsentiert und dass man vor der Saison dort hinfahren kann. Deswegen steht für mich nur zur Disposition, über die Terminlage der ersten Hauptrunde zu diskutieren. Aber das muss man eben in Ruhe miteinander besprechen.“

"Wir haben eine Regelung gefunden, dass ein Flüchtling sofort wieder am nächsten Ort mitspielen kann - das ist die beste Form der Integration"

... seinen Wunsch an den Profifußball: „Ich wünsche mir, dass einfach anerkannt wird, was wir an wichtigen Leistungen erbringen. Das müssen wir als Amateurfußball immer vortragen, aber übrigens nicht nur in Richtung der Bundesligaklubs, sondern gegenüber dem DFB ganz genauso. Der DFB mit seiner Nationalmannschaft und die Bundesliga mit den Bundesligavereinen vertreten die Bereiche, wo Gelder verdient werden können. Wir sind sozusagen die Kindergärten des Fußballs. In Kindergärten und Grundschulen kannst du noch kein Geld verdienen, aber wenn du später gute Arbeitskräfte haben willst, dann muss dafür eben Geld ausgegeben werden. Deswegen werbe ich dafür, dass wir diese Arbeit bestmöglich unterstützt bekommen. Dass unsere Ehrenamtlichen in den vielen Tausend Vereinen auch das Gefühl vermittelt bekommen, sie arbeiten an der gleichen Sache. Das geht alles nur, wenn die Begeisterung für Fußball erhalten bleibt und dafür müssen wir gemeinsam arbeiten.“

... die Rolle des BFV bei der Talentförderung: „Die BFV-Nachwuchsleistungszentren kümmern sich im Wesentlichen um die Jungen zwischen zehn und vierzehn Jahren und dann wird genau dort gefördert, wo die Wege zum FC Bayern oder zu anderen Klubs noch zu weit sind. Ziel ist es, dass kein Talent durch den Rost fällt. Wir müssen auch immer daran denken, dass wir nicht zu früh zu viele Jugendliche zu den Profiklubs schicken und am Ende womöglich die Eltern und Großeltern schon planen, was in zehn Jahren für Häuser gekauft werden mit den Verdiensten. Drei Jahre später kommt der Junge wieder nach Hause zurück, weil er es nicht geschafft hat. Da hat auch der BFV eine ganz wichtige Aufgabe - klarzumachen, dass diese Kinder dann auch weiterhin wertvolle Menschen sind, und mitzuhelfen, dass sie weiter guten Fußball spielen können.“

... vereinfachte Regularien für Flüchtlinge im Fußball: „Wir haben jetzt auch eine Vorschrift beim DFB-Bundestag verändert. Wenn ein Flüchtling von einer Flüchtlingsunterkunft in die andere verlegt wird und dann nicht mehr bei dem Verein ist, bei dem er gespielt hat, dann wäre es ja fatal, wenn die üblichen Wechselfristen gelten würden. Da haben wir eine Regelung gefunden, dass er sofort wieder am nächsten Ort mitspielen kann, denn das ist die beste Form der Integration.“

... die Nationalmannschaft 2030: „Wir gehen davon aus, dass Deutschland bei der WM 2030 wieder dabei ist. Wir wissen nicht, wer dann in der Nationalmannschaft spielt, aber eines wissen wir: Die Spieler sind alle schon geboren und werden bis auf ganz große Ausnahmen alle noch nicht bei Profiklubs sein. Die sind alle irgendwo bei einem der 25.000 deutschen Fußballvereine. Wenn wir im Jahr 2030 weiter erfolgreich sein wollen, genauso wie wir auch wollen, dass der FC Bayern mit deutschen Talenten die Champions League gewinnt, dann müssen wir jetzt überlegen: ,Wie können wir alle zusammenhelfen, um diese Sechs- bis Zwölfjährigen optimal auszubilden?“

Uli Hoeneß über:

... den DFB-Pokal: „Ich habe dazu meine persönliche, private Meinung gesagt und dazu stehe ich auch. Wer mich kennt, der weiß, dass ich die auch in jedem Gremium der Welt vertrete. Ich bin aber keiner, der das alleine entscheidet. Meine persönliche Meinung ist: Das muss der Spielplan hergeben, dass in der 1. Runde des DFB-Pokals die Amateure die Möglichkeit haben, auf die großen Stars der Bundesliga zu treffen. Jetzt, wo wir doch alle durch die neuen Fernsehverträge mehr Geld bekommen und die Stadien gut gefüllt sind, die Marketingeinnahmen ganz ordentlich sind, da muss man ein Signal an die geben, von denen man die Spieler auch kriegt. Ich bin nicht der Meinung, dass dieser eine Spieltag das Wohl und Wehe eines Bundesligavereins sehr verändert.“

... Talentförderung und die Bedeutung des Amateurfußballs für den Profifußball: „Alles, was in den Nationalmannschaften oder Bundesliga-Mannschaften spielt, hat irgendwann als kleiner Amateur angefangen und deswegen gäbe es aus meiner Sicht keine Bundesliga ohne den Nachwuchs aus dem Amateurlager.“