Futsal-Glück|18.12.2016|16:50

Marie Otto: Futsal-Gold in Costa Rica

Stolz auf Gold: Marie Otto erinnert sich gerne an ihre Zeit in Costa Rica. [Foto: Rainer Hennies]

Marie Otto verbrachte ein Jahr in Costa Rica und kehrte mit zwei Titeln in ihre Heimat zurück. Im futsal-begeisterten Land in Südamerika glänzte sie mit tollen Leistungen und sammelte viele schöne Erfahrungen. Anlässlich der Themenwoche Futsal stellt FUSSBALL.DE die Geschichte der 17-Jährigen vor.

Bei den gut 2000 Fans in San Joses Sportzentrum Hatillo, Heimstätte der Futsal-Nationalteams von Costa Rica, herrschte schon während der Partie ausgelassene Stimmung. Die Sportfans verstehen zu feiern, erst recht bei einem Finale mit anschließender Pokalübergabe. Mitten im Futsal-Team des gefeierten CCDR Zarcero jubelte die Nummer zehn, einzige Spielerin mit blonden Haaren. Marie Otto von der niedersächsischen SG Rodenberg war für ein Jahr zu Gast in Costa Rica.

Die SG Rodenberg mit ihren Bezirksliga-Frauen und Kreisliga-Männern verfügt im Profil über ein regionales Alleinstellungsmerkmal: Mannschaftsübergreifend bietet der Verein und seine Jugendkooperation mit Deister United, TuS Germania Apelern und Victoria Lauenau durch B-Mädchentrainer Denis Hillmann ganzjährig jede Woche gemischtes Futsal-Training an. „Begonnen haben wir vor fünf Jahren mit den Männern. Vor drei Jahren haben wir die Frauen dazu genommen. Das harmoniert prima“, sagt er. Gut gefüllt sei die Halle immer, bestätigt Abteilungsleiter Uwe Depping.

Hohes Niveau in Costa Rica

"Sogar meine Gastmutter ist Fan geworden und war bei Auswärtsspielen dabei"

Jetzt ist sogar eine echte Expertin dabei: Marie Otto. Die 17-jährige Schülerin wurde während eines Schuljahres in Costa Rica nationale Futsal-Meisterin. Unverhofft kam dieser Erfolg für das Talent aus dem Schaumburger Land. Die Erlebnisse und Erfahrungen sind deshalb umso schöner. „Die Fans haben bei Spielen oft meinen Namen gerufen. 'Marie! Marie!' schallte es dann durch die Halle“, erzählt Marie Otto.

Klingt so, als habe die Deutsche die Herzen im Sturm erobert. Dennoch sei die Frage erlaubt: War es eigentlich schwer, in völlig neuer und ungewohnter Umgebung auf einem anderen Kontinent Fuß zu fassen? „Anfangs war das Zusammenspiel in Zarcero logischerweise nicht ganz einfach. Man musste sich an die neuen Kameradinnen und ihren Spielstil gewöhnen. Aber wenn man Interesse und Einsatz zeigt, ist das überhaupt kein Problem“, berichtet Marie. „Das Niveau war höher als ich es gewohnt war. Aber man lernt schnell dazu. Bei dreimal Training in der Woche geht das zügig. Man wächst schnell und das macht richtig Spaß.“

7:0 im Finale

So wurde Marie als gelernte Offensivspielerin zunächst im Angriff eingesetzt, machte auch ihre Tore. Aber irgendwie haben sie in Zarcero schnell herausgefunden, dass die Neue aus Deutschland noch besser im Spielaufbau zu gebrauchen ist. „Also hat sich mein Aufgabenbereich etwas verändert“, sagt Marie. „Tore schießen ist zwar schön, aber nicht alles. Hauptsache man gewinnt und fühlt sich wohl im Team.“

Nach dem 7:0-Finalsieg über das Team von Osa Futsal aus dem Süden Costa Ricas stieg das CCDR-Team strahlend die Stufen der Tribüne hoch, um sich ihre Goldmedaille abzuholen. Mit lautstarken Gesängen haben die Mädels aus Zarcero ihren ersten Titel als nationaler Futsalmeister gefeiert. Zarcero ist eine kleine Provinzstadt mitten in Costa Rica in einer Bergregion auf 1700 Meter Höhe, nördlich der Hauptstadt San Jose gelegen.

Das Finalturnier in der Hauptstadt San Jose gehöre zu den Erlebnissen, die ein Leben prägen, sagt Marie Otto. Sie strahlt bis über beide Ohren in ihrer blauen Sportkleidung, die sie von ihrem Verein CCDR Zarcero mit nach Deutschland gebracht hat. Die Medaille im Hausflur, das Vereinstrikot und die Trainingsjacke rufen das Erlebte wieder ins Gedächtnis. Maries Augen leuchten beim Erzählen. „Am liebsten würde ich nach dem Abi wieder zu Besuch nach Zarcero reisen. Ich habe dort viele Freunde gewonnen.“

Futsal-Land Costa Rica

Die Ottos sind eine Fußballfamilie. Der Vater war einst Jugendcoach. Beim TSV Algestorf hatte sie einst als Vierjährige zu kicken begonnen, wie zwei ihrer Brüder. Später wechselte Marie zu den Mädchen der JSG Deister United nach Rodenberg, wurde als B-Mädchen vor zwei Jahren sogar Niedersachsenmeister im Futsal. Jetzt überwintert Marie mit der SG Rodenberg als Tabellenführer im Bezirk. Nur ein Etappenziel auf dem Weg in die Landesliga.

Was die Schülerin des Gymnasiums Bad Nenndorf eigentlich für ein Jahr nach Costa Rica verschlagen hat? Spanisch im Alltag lernen, eine andere Kultur erfahren. „Ich bin neugierig, möchte so viel wie möglich von der Welt hautnah erleben.“ Außer Sport und Spanisch mag Marie besonders Kunst und Geschichte.

Costa Rica mit seiner Vielfalt aus Regenwald, Vulkanen, Bergland, karibischen Stränden, Bananen- und Kaffeeplantagen sowie bunter Tierwelt gilt als ambitioniert im Frauenfußball. 2015 erstmals in der WM-Endrunde, 2014 Gastgeber der U17 WM. Futsal ist sogar etwas beliebter als der klassische Fußball. Die Frauen waren 2014 sogar Vizeweltmeisterinnen.

Mit der passenden Familie am richtigen Ort und der richtigen Schule war der Weg in ein Team leicht. „Mein Sportlehrer in Zarcero hat mich am Ball gesehen, sofort in der Schulmannschaft aufgenommen und dem Verein CCDR empfohlen.“ Dessen Trainerin Ilse Bolanes war auf Anhieb begeistert. „Sie hat durchgesetzt, dass ich etwas verlängere, um noch am nationalen Finalturnier teilzunehmen.“

In Zarcero hatte Marie ein Jahr lang vier neue Geschwister. Karen (18), Nicole (17), Amanda Lucia (4) und Alex (13) hatten zuvor nicht so viel mit Fußball oder Futsal am Hut. Das änderte sich jedoch. „Sogar meine Gastmutter ist Fan geworden und war bei Auswärtsspielen dabei. Unser Team hat sowieso einen gewissen Ruf: Wir dominieren nicht nur das Spiel, sondern auch die Tribüne. In der Zahl der Fans und auch in der Lautstärke.“

Zwei Titel im Gepäck

Familienoberhaupt Alexander Rodriguez, beruflich als Saft- und Früchtetransporteur im LKW unterwegs, ist ohnehin Fußballfan. „Meine Gastmutter Katja hat sich oft etwas Taschengeld extra verdient, indem sie traditionelle Mahlzeiten gekocht und verkauft hat. Ich habe dabei mitunter geholfen“, berichtet Marie. „Die Leute sind zwar sehr traditionell in der Erziehung, aber auch sehr offen“, erklärt sie die lebensfrohe Mentalität, die so gut zu ihr selbst passt. Der Gruß „Pura vida“ kennzeichnet die Lebenseinstellung der Costa Ricaner, die laut OECD-Index zu den glücklichsten Menschen der Welt zählen.

Ihre Stollenschuhe übrigens benötigte Marie im futsal-dominierten Costa Rica nicht. „Ich habe sie einfach bei meiner Gastfamilie gelassen. Es war einfach kein Platz mehr im Gepäck beim Rückflug. Vielleicht wächst Alex da rein und kann sie einmal gebrauchen.“

Sich im neuen Team zu behaupten, fiel der energiegeladenen Niedersächsin nicht schwer. „Was ich mir in den Kopf gesetzt habe, setze ich auch durch. Dabei bin ich ziemlich ehrgeizig, mitunter auch ungeduldig.“ Beides kam dem CCDR zu Gute. Der Ehrgeiz wuchs, als ein klarer Sieg dem anderen folgte und der große Außenseiter locker Richtung erster Meisterschaft marschierte. Nachdem Marie zuvor schon mit der Schulauswahl nationales Gold geholt hatte. Der Weg zum Titel führte zunächst über regionale Ligaspiele. „Wir hatten glaube ich acht Spiele, danach sehr viele Testspiele gegen mögliche Finalgegner. Im Finalturnier gab es dann vier Gruppenspiele, Halbfinale und Finale. Bis auf ein Remis haben wir alles gewonnen“, erinnert sich Marie Otto nicht ohne Stolz.