Die Sukers: Großer Name, kurze Karrieren
Damir Suker (r.) schaffte es immerhin in die kroatische Junioren-Nationalmannschaft, seinem berühmten Verwandten konnte er aber nicht nacheifern. [Foto: Fotos Getty, privat; Collage FUSSBALL.DE]
Es ist der 4. Juli 1998: Deutschland trifft bei der Weltmeisterschaft in Frankreich im Viertelfinale auf Kroatien. Die DFB-Auswahl von Bundestrainer Berti Vogts scheidet gegen den späteren WM-Dritten mit 0:3 aus. Einer der Torschützen ist Superstürmer Davor Suker von Real Madrid. Ein Teil der Verwandtschaft des heutigen Präsidenten des kroatischen Fußballverbandes war lange in deutschen Amateurklubs am Ball – die neueste Folge unserer Serie Familienbande.
So wie es nur einen Rudi Völler gibt, gibt es zwei Damir Sukers – mindestens. Der eine ist 38 Jahre alt und Versicherungskaufmann aus Düsseldorf, der andere ist 27 und studiert Jura an der Uni Frankfurt/Main. Beide sind um ein paar Ecken mit Davor Suker verwandt. Damir aus Frankfurt nannte den WM-Torschützenkönig von Frankreich (sechs Treffer) bei früheren Familientreffen der Einfachheit halber „Onkel“, das trifft es aber nicht ganz. „Mein Opa und sein Opa waren Brüder, er ist also so etwas wie ein Großcousin“, klärt er auf. Sein Verwandtschaftsverhältnis zum anderen Damir Suker, dem aus Düsseldorf, ist so: Dessen Vater ist der Onkel seines Vaters.
„Der kleine“ Damir Suker lernt in der Jugend des SC Blau-Weiß das Fußball spielen. Er hat Talent, wechselt bald zum FSV Frankfurt und von dort zur großen Eintracht. Im Sommer 2007 folgt mit dem Umzug ins Nachwuchsleistungsinternat des VfL Wolfsburg der nächste Schritt. BILD titelt: „Klein-Suker kriegt jetzt von Magath Zucker.“ Doch so launig die Zeile auch klingt: Der „Neffe“ des früheren Weltstars schafft in der Autostadt nicht den Sprung von der Jugend- in die Profitruppe zum späteren Meistermacher Magath. „Als ich in Frankfurt und Wolfsburg in der A-Jugend-Bundesliga gespielt habe und Junioren-Nationalspieler war, habe ich gedacht: Entweder ganz oder gar nicht“, erinnert sich Damir Suker. „Zu der Zeit war mein Leben ganz auf den Fußball zugeschnitten, teilweise bin ich ja monatlich zur Juniorenauswahl nach Kroatien geflogen.“
Zwei Kreuzbandrisse
"Die Erwartungen waren hoch. Da fühlt man sich natürlich unter Druck, besondere Leistungen zu bringen"
Statt mit den „Wölfen“ in der Bundesliga spielt Suker bald mit der U 23 von Carl-Zeiss Jena in der Oberliga und später noch für die Reserve von Rot-Weiss Frankfurt, ehe schon mit 23 Jahren auf dem Platz Schluss ist. „Es hat mit dem Fußball nicht so geklappt, wie ich es mir vorgestellt habe, vor allem aufgrund von schweren Verletzungen. Natürlich tut es weh, wenn die Kumpels mal zocken gehen, aber es geht leider nicht mehr“, sagt Damir Suker.
Der zweite Kreuzbandriss sorgt für ein jähes sportliches Ende des hoffnungsvollen Talents mit dem großen Nachnamen, der allerdings nie ganz auf die Karte Fußball setzt. Damir Suker macht zunächst den Abschluss im Fach Business & Law (Wirtschaftsrecht) an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden und studiert aktuell Jura an der Uni in Frankfurt. Der große Name Suker spielt dort keine Rolle – im Gegensatz zur vorherigen Zeit als Fußballer. "Als ich damals Junioren-Nationalspieler war, wurde ich oft als der kleine Suker vorgestellt. das war einerseits toll, denn mein 'Onkel' war ja ein riesen Fußballer“, erinnert sich Damir Suker. „Auf der anderen Seite will man natürlich als eigene Person wahrgenommen werden, daher war der Name Suker für mich Ansporn und Last zugleich."
Hohe Erwartungen
Ähnlich empfindet es der andere Damir Suker während seiner aktiven Fußballerzeit. In Neuss bei Düsseldorf geboren, heißt sein erster Verein TSV Norf. Über die Spielvereinigung Weißenberg geht es in der C-Jugend zu Fortuna Düsseldorf. „Den Namen Suker zu tragen war damals ein schweres Erbe“, erinnert sich der heutige 38-Jährige. „Die Erwartungen waren hoch. Das habe ich insbesondere in meiner Zeit bei der Fortuna erfahren, als ich zum Beispiel bei großen internationalen Turnieren vom Stadionsprecher als Verwandter von Davor vorgestellt wurde. Da fühlt man sich natürlich unter Druck, besondere Leistungen zu bringen.“
Wie Damir aus Frankfurt wird auch er kein Fußballprofi, sondern muss früh aus gesundheitlichen Gründen aufhören. Bis dahin spielt er beim DSC 99, FC Zons, erneut TSV Norf, SV Uedesheim und schließlich VfL Benrath. „Mit 25 Jahren musste ich dann aufgrund einer schweren Knieverletzung meine Fußballschuhe an den Nagel hängen“, berichtet Damir Suker. Er wird Versicherungskaufmann und bleibt so dem Fußball als Sponsor verbunden, unterstützt die Sportfreunde Baumberg und seinen Heimatklub TSV Norf.
Auch zu Fortuna Düsseldorf reißt die Verbindung nicht ganz ab, allein schon weil sein Bruder Sinisa die Bundesliga-U 19 des Zweitligisten trainiert. Den berühmten Großcousin sehen Damir, Damir und Sinisa nur ganz gelegentlich, die letzte gemeinsame Familienfeier in Kroatien ist gut fünf Jahre her. Der Name Suker aber sorgt in Fußball-Deutschland allein schon wegen der Erinnerungen an die WM 1998 auch heute noch für Aha-Effekte.