U 19 in Rüsselsheim: Auf Trautmanns Spuren
Einst trainierte Torwartlegende Bert Trautmann am Sommerdamm in Rüsselsheim, bald spielt dort die deutsche U 19-Nationalmannschaft. [Foto: Getty Images/imago]
Nach drei überzeugenden Siegen in Runde eins der EM-Qualifikation gegen Albanien (3:2), Gibraltar (5:0) und Irland (4:0), geht es für die deutsche U 19-Nationalmannschaft nun auf dem Weg zur EM in Georgien in die heiße Phase: Die Qualifikationsspiele in Frankfurt und Umgebung. Trainer Frank Kramer und seine Schützlinge „wollen den Heimvorteil nutzen“ und hoffen auf viel Unterstützung von den Rängen. Erster von drei Gegnern ist am 23. März Zypern (ab 11 Uhr).
Gespielt wird im Stadion am Sommerdamm in Rüsselsheim, wo sonst der SC Opel Rüsselsheim seine Heimspiele austrägt. In der Saison 1968/69 war hier Bert Trautmann - oder auch „Traut the Kraut“, wie ihn die englischen Medien tauften - als Trainer in der Regionalliga Süd tätig und half dem SC Opel Rüsselsheim aus der Krise. Der gebürtige Bremer Torwart war im FA Cup-Finale 1956 gegen Birmingham zur ewigen „Man City-Legende“ geworden. Er hatte die letzte Viertelstunde des Spiels trotz eines später diagnostizierten Genickbruchs zu Ende gespielt und mit herausragenden Paraden und Einsatz den 3:1 Sieg für Manchester City gesichert. Im gleichen Jahr wurde er zu Englands Fußballer des Jahres gewählt.
Bernhard Carl Trautmann kam Ende des zweiten Weltkriegs 1944 als Kriegsgefangener nach England. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Fußballkarriere, doch schon nach kurzer Zeit wurde er von einem kleinen Club in einem Vorort Manchesters entdeckt. Über den Amateurverein St. Helen’s Town kam er zu den Profis von Manchester City und einer unvergleichlichen Fußballkarriere bei einem der Top-Clubs Englands stand nichts mehr im Weg.
"Die neuen Rüsselsheimer"
„Die Flüchtlinge sind schon fast zu Deutsch, wir müssen jetzt auch immer pünktlich ins Training kommen.“
Eine vergleichbare Ausgangssituation haben viele Flüchtlinge, die aus Kriegsgebieten nach Deutschland fliehen und hier versuchen Anschluss zu finden. Die Stadt Rüsselsheim und vor allem der Sportclub TV Rüsselsheim-Haßloch liefern in dieser Mission eine herausragende Arbeit. Über Sport und vor allem über den Fußball. Thomas Baier ist ehrenamtlich in der Stadt als Sportcoach tätig und hat Ende 2015 das Projekt „Integration am Ball“ ins Leben gerufen, in dem Flüchtlinge ohne einen Vereinsbeitrag zahlen zu müssen Fußball und andere Sportarten ausüben können. Von der Stadt Rüsselsheim wurde das Projekt bereits 2016 mit dem Integrationspreis ausgezeichnet.
Thomas Baier selbst war früher Torwarttrainer bei Rüsselsheim-Haßloch und merkte schnell, dass man ohne Zusammenarbeit mit einem Club ein solches Projekt nicht auf die Beine stellen kann. „Mein Garten reicht gerade so für meine eigenen Jungs aber nicht für ein ganzes Fußballteam“, scherzt er, konnte aber Dank seiner Verbindung zum TV Rüsselsheim-Haßloch ein wöchentliches Training einrichten. Zusammen mit dem Flüchtlingsteam eines weiteren Trainers namens Leslie Muteck ist die Mannschaft jetzt 35 Mann stark. Die „Neuen Rüsselsheimer“ nennen sie sich. Muteck spielte davor mit seiner Mannschaft jeden Samstag auf einem Bolzplatz. Nach Freundschaftsspielen gegen andere Flüchtlingsteams aus der Umgebung haben „Die Neuen“ bereits sechs Spiele als angemeldete Hobby- und Integrationsmannschaft bestritten und holten immerhin zwei Unentschieden. „Man muss aber auch sagen, dass wir uns gegen höherklassige, eingespielte Teams beweisen mussten“, schützt Baier seine Truppe.
Die Herrenteams des TV Rüsselsheim-Haßloch sind bereits heiß auf die neuen Talente. „Sechs unserer Spieler sind schon in der 1. und 2. Mannschaft untergekommen.“ Und sie integrieren sich schnell in die Mannschaften. „Die Flüchtlinge sind schon fast zu Deutsch, wir müssen jetzt auch immer pünktlich ins Training kommen“, scherzen die Mitspieler.
Zwei Länderspiele hintereinander
In Rüsselsheim klappt’s, und ab dem Sommer wird sogar zweimal trainiert. Trainingsplatz wird dann neben der Plätze des TV das Gelände am Sommerdamm sein, wo auch die deutsche U 19 spielen wird. Trainer Frank Kramer zeigt sich zuversichtlich, dass es bei dem Auftakt seines Teams gegen die Auswahl von Zypern genauso gut klappt und man siegreich aus der Partie geht. „Uns erwarten unbequeme Gegner, die uns das Leben sehr schwer machen werden. Sie werden defensiv eingestellt sein und versuchen, uns zu überraschen. Trotzdem wollen wir uns natürlich mit unserer fußballerischen Qualität durchsetzen."
Die Spiele der U 19-Teams werden als Doubleheader angeboten. Man kann also zwei Spiele an einem Tag auf dem gleichen Gelände sehen und die Sterne der Zukunft erleben. Alle weiteren Infos zu den Qualifikationsspielen und den Tickets gibt es auf DFB.de.