Familienbande |17.05.2017|19:30

Marcel Hahn: Kreisliga statt Champions League

Während Andre Hahn mit Borussia Mönchengladbach in der Champions League unter anderen auf Barcelonas Superstar Lionel Messi traf, läuft sein Bruder Marcel (Bild links) weiter für den TSV Otterndorf auf. [Foto: privat, Getty Images / Collage: FUSSBALL.DE]

Wenn der TSV Otterndorf am kommenden Sonntag in der Kreisliga A Cuxhaven bei der SG Frelsdorf-Appeln-Wollingst antritt, muss Marcel Hahn darauf hoffen, dass im „Norddeutschen Hof“ nicht wieder eine große Feier stattfindet. Der 23-jährige Restaurant-Fachmann ist in dem gepflegten Landhotel in Lüdingsworth als Service-Kraft tätig und müsste dann arbeiten. Marcel Hahn hat es sich so ausgesucht, die große Karriere im Fußball hat eben sein Bruder André gemacht – die neueste Folge unserer Serie Familienbande.

Otterndorf, eine gut 7.000 Einwohner zählende Kleinstadt an der Elbmündung. Hier kommt am 13. August 1990 André Hahn zur Welt, sein Weg in die Bundesliga und zur deutschen Nationalmannschaft ist weit. Mit sechs Jahren schließt er sich dem Klub vor seiner Haustür an, eben dem TSV Otterndorf. Erst im letzten Jahr in der Jugend wechselt er zu einem großen Verein, nach Stationen beim LTS Bremerhaven, Rot-Weiss Cuxhaven und FC Bremerhaven ist es mit knapp 18 der Hamburger SV.

Es dauert weitere fast fünf Jahre, bis der „Spätzünder“ in der Bundesliga ankommt. Über die U 23 des HSV, den FC Oberneuland, die TuS Koblenz und Kickers Offenbach landet André Hahn im Januar 2013 beim FC Augsburg und eineinhalb Jahre später bei Borussia Mönchengladbach, mit der er es sogar in die Champions League schaffte. „Er hat immer alles für den Fußball gegeben und viel für seine Fitness getan. Dass er inzwischen in der Bundesliga und bei einem großen Verein spielt, hat er sich hart erarbeitet“, weiß Marcel Hahn. Er selbst träumt zwar als kleiner Junge auch davon, einmal Profi zu werden und in der Bundesliga zu spielen, aber "ich habe sicher nicht alles dafür getan, um es auch schaffen zu können. Da war André ganz anders“.

Vater Handballer, Großeltern Reiter

"Ich habe sicher nicht alles dafür getan, um es auch schaffen zu können. Da war André ganz anders"

Immer wenn es die Zeit zulässt, schaut er sich die Partien seines drei Jahre älteren Bruders live im Stadion an. Auswärtsspiele in Hamburg und Bremen sind natürlich Pflichtprogramm, aber ab und an fährt er auch nach Mönchengladbach in den Borussia-Park. „Da ich häufig am Wochenende arbeiten muss, klappt das leider nicht so oft, aber bei Spielen unter der Woche, wie in der Europa League, war ich in dieser Saison ein paar Mal da“, sagt Marcel Hahn.

Er selbst bleibt fußballerisch heimattreu und kickt heute noch für seinen Jugendverein, den er zwischenzeitlich lediglich für drei Jahre lang für einen Nachbarklub verlässt. Schon Vater Andreas spielte früher für den TSV Otterndorf, allerdings Handball. In der Sportlerfamilie Hahn ist man eben vielseitig, die Großeltern Franz-Herrmann und Ute waren erfolgreiche Reiter.

„Wie Marcel, habe ich als kleiner Junge beim TSV Otterndorf angefangen, Fußball zu spielen. Wir haben zwar etwas außerhalb gewohnt und bis zum Sportplatz waren es fünf, sechs Kilometer, aber meine Freunde waren alle dort im Verein“, berichtet der Mittelfeldspieler. „Bis zur A-Jugend war ich dort und bin im ersten Seniorenjahr zum TSV Geversdorf gewechselt. Dort habe ich drei Jahre gespielt, ehe ich 2014 wieder zum TSV Otterndorf zurückgekehrt bin.“

Beim souveränen Tabellenführer der Kreisliga Cuxhaven zieht er als „Sechser“ oder „Zehner“ die Fäden. „Ich denke, dass ich ein gutes Auge und Passspiel habe, allerdings könnte das Läuferische bei mir besser sein“, kennt Marcel Hahn seine Stärken und Schwächen auf dem Platz ganz genau. Am 28. Mai steigt auf dem Sportplatz am Sophienweg die große Aufstiegsfeier. Zum letzten Heimspiel gastiert die SG Geestland in Otterndorf. Dann will Marcel Hahn auf jeden auf dem Platz dabei sein und keine Gäste im „Norddeutschen Hof“ bewirten. Und weil die Bundesliga dann schon pausiert, könnte André Hahn mal seinem Bruder beim Fußball zuschauen und nicht umgekehrt.