Vor U 21-EM |07.06.2017|18:00

EM-Test: Studenten-Team durfte gegen U 21 ran

0:4 und Spaß dabei: Steffen Wohlfarth (Nr. 23) verlor mit der Studenten-Nationalmannschaft gegen die deutsche U 21 um (von links) Gideon Jung, Nadiem Amiri und Timo Baumgartl. [Foto: Imago]

Sie trainieren selten gemeinsam, bestreiten wenig gemeinsame Spiele und spielen nie in der gleichen Besetzung. Doch wenn die deutsche U 21-Auswahl zur EM-Vorbereitung nach einem Testspielgegner sucht, lassen sich die Jungs der Studenten-Nationalmannschaft nicht zweimal bitten. Am gestrigen Dienstagnachmittag trat die Amateur-Auswahl im Rahmen des U 21-Trainingslagers in Grassau am Chiemsee gegen das Team von Trainer Stefan Kuntz an. Mit beachtlichem Erfolg. Am Ende verloren die Studenten nur mit 0:4. Und das, obwohl sie sich untereinander größtenteils gar nicht kannten.

"Wenn man sich auf eine Europameisterschaft vorbereitet, dann will man sich nicht unbedingt mit den Studenten an einen Tisch setzen und ein Bier trinken"

Vor dem Spiel hatte Steffen Wohlfarth, Kapitän der Studenten-Nationalmannschaft, noch geflaxt, dass die Studenten das Spiel gegen die U 21 wohl nicht zweistellig gewinnen werden. Im Hinterkopf schwirrte da schon die Angst mit, selbst zweistellig unterzugehen. Nach dem Spiel zeigte sich der Käpt'n dann erleichtert. Obwohl er von den 16 Spielern in seiner Mannschaft mehr als die Hälfte noch nie zuvor gesehen hatte, hielt sich sein Team – dem strömenden Regen zum Trotz – in den zwei 30-minütigen Halbzeiten gut über Wasser. Zur Halbzeit stand es 0:1, nach 60 Minuten 0:4. Timo Baumgartl (28./55.), Thilo Kehrer (43.) und Davie Selke (57.) trafen für die U 21.

„Ich denke, dass das eine sehr ordentliche Leistung war. Vor allem wenn man bedenkt, dass wir vormittags nur 45 Minuten gemeinsam trainiert haben und nachmittags gegen eine Mannschaft gespielt haben, die Europameister werden möchte.“

Mit 33 Jahren zählt Steffen Wohlfarth in dem „zusammengewürfelten Haufen“ zu den Leitwölfen. Als Spieler hat er es in seiner Laufbahn bis in die 2. Bundesliga geschafft, derzeit kickt er für den FV Ravensburg . Das Spiel gegen die U 21 war für ihn etwas ganz Besonderes. „Die U 21 meiner Generation bestand noch aus Spielern aus der zweiten und dritten Liga. Mittlerweile ist das Team mit gesetzten Bundesligaspielern bestückt, gegen die man natürlich gerne spielt.“

Für das Spiel nahm sich Wohlfarth einen Tag Urlaub. Während seine Mitspieler von Montag bis Mittwoch im Teamhotel der U 21 übernachteten, reiste Wohlfarth erst am Dienstagvormittag an und abends wieder ab. Zuvor wurde aber noch zusammen mit der U 21 und dem TSV 1860 Rosenheim, ein weiterer Testspielgegner der U 21, gemeinsam zu Abend gegessen.

„Im Hotel hat man sich gegrüßt und ein paar Spieler haben mit uns das Gespräch gesucht“, berichtet sein Mitspieler Arne Kampe, Torhüter vom Oberligisten SV Lippstadt 08 , von der Reise nach Grassau. „Großartigen Kontakt haben wir aber nicht aufgebaut. Die Spieler hatten ja auch alle ein bisschen Druck und wollten sich vor der Europameisterschaft noch einmal präsentieren.“ Kapitän Wohlfarth fügt hinzu: „Wenn man sich auf eine Europameisterschaft vorbereitet, dann will man sich nicht unbedingt mit den Studenten an einen Tisch setzen und ein Bier trinken. Das sind schon andere Voraussetzungen als bei uns.“

Sein Wirtschaftsingenieurwesen-Studium in Ravensburg hat Steffen Wohlfarth inzwischen abgeschlossen und seine Karriere in der Nationalmannschaft neigt sich damit nach elf Jahren (inklusive Unterbrechungen) dem Ende entgegen. Das Spiel gegen die U 21 wird er dabei in besonderer Erinnerung behalten – auch ohne Selfie mit seinen Gegenspielern. „Aus dem Alter bin ich raus“, sagt der 33-Jährige und lacht.