Routinier|06.07.2017|13:21

Reichwein beim KFC: "Können etwas erreichen"

Marcel Reichwein wechselte von der U 23 des VfL Wolfsburg in die Regionalliga West zum KFC Uedingen 05. [Foto: imago]

Marcel Reichwein ist nur einer von zahlreichen erfahrenen Zugängen, die der ambitionierte Regionalliga West-Aufsteiger KFC Uerdingen 05 unter Vertrag genommen hat. Der 31-jährige Stürmer kann unter anderem auf 64 Einsätze in der 2. Bundesliga und 193 Spiele in der 3. Liga zurückblicken. In der Drittliga-Saison 2011/2012 war der Familienvater mit 17 Toren für Rot-Weiß Erfurt sogar Torschützenkönig. In der vergangenen Spielzeit lief er in der Regionalliga Nord für die U 23 des VfL Wolfsburg als Routinier auf.

Im aktuellen FUSSBALL.DE -Interview spricht Marcel Reichwein mit Mitarbeiter Thomas Ziehn über seine Entscheidung für den Wechsel zum KFC, die Vorbereitung unter Ex-Bundesligatrainer Michael Wiesinger und seine Rolle beim Ex-Bundesligisten aus Krefeld.

FUSSBALL.DE: Im Trainingslager in der Sportschule Hennef wurde intensiv gearbeitet. Wie fanden Sie es, Herr Reichwein?

Marcel Reichwein: Das war eine gelungene Sache. Wir haben über mehrere Tage konzentriert gearbeitet, konnten so zusammenwachsen. Trainer Michael Wiesinger hat bei den Einheiten eine gute Mischung aus Übungen im athletischen und spielerischen Bereich gefunden. Es hat großen Spaß gemacht. Ich gehe in der Vorbereitung durchaus gerne an meine Grenzen. Man profitiert schließlich in der gesamten Saison davon.

"Man merkt schon, dass sich beim KFC etwas entwickeln kann"

Wie wurden Sie von der Mannschaft aufgenommen?

Reichwein: Das war überhaupt kein Problem. Viele Spieler waren mir während meiner Laufbahn auch schon über den Weg gelaufen. Wir sind zwar noch nicht allzu lange zusammen. Dennoch merkt man schon, dass sich beim KFC etwas entwickeln kann.

Nach Ihrem Engagement bei der U 23 des VfL Wolfsburg sind Sie zurück im Fußball-Westen, wo Sie schon in Leverkusen, Wuppertal, Ahlen und Münster am Ball waren. Warum haben Sie sich für den Aufsteiger KFC Uerdingen 05 entschieden?

Reichwein: Ich hatte noch ein Jahr Vertrag in Wolfsburg. Die familiäre Situation hat bei meinem Wechsel eine nicht ganz unerhebliche Rolle gespielt. Meine Frau arbeitet in Dortmund. Die Fahrten nach Wolfsburg waren mit zwei Kindern aufwendig und nicht einfach so machbar. Als das Angebot des KFC Uerdingen 05 kam und mir das Projekt vorgestellt wurde, musste ich deshalb nicht lange überlegen. Ich habe sofort gespürt, dass wir etwas erreichen können. Ich möchte ein Teil davon sein.

Wie haben Sie sich in Krefeld eingelebt?

Reichwein: Wir haben eine Wohnung in Hagen bei Dortmund gefunden - etwa 80 Kilometer von Krefeld entfernt. Der Umzug soll Ende des Monats über die Bühne gehen. Die Fahrten zum Training sind absolut machbar. Sollte ich doch einmal in Krefeld übernachten müssen, wird sich immer eine Lösung finden.

Mit welchen Zielen gehen Sie die neue Aufgabe an?

Reichwein: Wir sind sicher nicht der normale Aufsteiger. Das sieht man schon an den Neuverpflichtungen. Wir wollen in der ersten Saison nach dem Aufstieg eine gute Rolle spielen. Die Konkurrenz ist gerade im Westen groß, die Dichte an der Spitze hoch. Es ist nicht einfach, Meister zu werden. Für den Aufstieg muss man dann auch noch die Playoff-Spiele überstehen. Das macht den Aufstieg aus der Regionalliga in die 3. Liga zu einem der schwierigsten im deutschen Fußball.

Mit 193 Drittligaspielen und 64 Spielen in der 2. Bundesliga sind Sie einer der erfahrensten Spieler im KFC-Kader. Welche Rolle hat Ihnen Trainer Michael Wiesinger zugeteilt?

Reichwein: Ich bin ein Typ, der gerne Verantwortung übernimmt. Auch beim KFC will ich vorneweg gehen. Wenn jemand einen Tipp benötigt, stehe ich zur Verfügung. Diese Rolle habe ich schon in Wolfsburg ausgefüllt.

Was haben Sie den jungen Spielern dort mit auf den Weg gegeben?

Reichwein: Ich habe es selbst erlebt: Wenn man aus der A-Jugend herauskommt, denkt man, dass einen so schnell nichts aufhalten kann. Das stimmt aber nicht. Die Härte im Seniorenfußball ist im Vergleich zum U 19-Bereich eine ganz andere. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen.

Was sind die Gründe, warum man in Ihrer Vita vergeblich nach Spielen in der 1. Bundesliga sucht?

Reichwein: Im Nachwuchsbereich von Bayer 04 Leverkusen war ich auf keinem schlechten Weg. Es gab Angebote des SC Paderborn 07 und von der SpVgg Greuther Fürth. Mit 19 in der 2. Liga zu spielen, wäre sicher nicht schlecht gewesen. Doch eine Kreuzbandverletzung hat einen Transfer verhindert. Danach hatte ich mich für einen Wechsel zum Wuppertaler SV entschieden. Im Nachhinein hätte ich vielleicht einige Entscheidungen anders treffen können. Ich blicke aber nicht zurück und bin trotzdem zufrieden, wie meine Karriere verlaufen ist.

Sie gehörten bei allen Stationen zu den erfolgreichsten Torschützen. Haben Sie sich für die erste Saison im KFC-Trikot eine Marke gesetzt?

Reichwein: Das mache ich grundsätzlich nicht. Damit setzt man sich nur unnötig unter Druck. Mein Ziel ist es, so häufig wie möglich zu treffen und damit der Mannschaft bestmöglich zu helfen.

Der KFC hat nicht nur mit Ihrer Verpflichtung ein Zeichen in Richtung Konkurrenz gesetzt. Warum gehört Uerdingen zurück in den Profifußball?

Reichwein: Der Klub hat eine große Tradition und will nach einigen nicht ganz so guten Jahren wieder nach oben. Bei diesem Projekt will ich mit anpacken. Erfolg im Fußball lässt sich aber nicht so ohne weiteres erzwingen. Es gibt zwar Beispiele wie den SV Darmstadt 98 oder zuletzt den SSV Jahn Regensburg, bei denen es sehr schnell nach oben ging. Aber selbst RB Leipzig hatte es zunächst erfolglos versucht, auf Anhieb aus der 4. Liga herauszukommen, ehe es im dritten Anlauf klappte. Unser Ligakonkurrent FC Viktoria Köln versucht es auch schon seit mehreren Jahren. Fakt ist, dass ich uns nach den ersten paar Wochen auf einem guten Weg sehe. Bis wir komplett eingespielt sind, wird aber sicher noch einige Zeit vergehen. Geduld ist also nicht unwichtig.

Wie würden Sie sich als Fußballer beschreiben?

Reichwein: Ich habe meine Stärken im Strafraum. Die Wege in die Tiefe mache ich ab und zu auch. Als Mittelstürmer - wie zum Beispiel auch Sandro Wagner oder Stefan Kießling - kann ich meine Qualitäten aber besser einbringen.

Der KFC startet mit einem Heimspiel gegen die U 21 des 1. FC Köln. Wie beurteilen Sie den Auftakt?

Reichwein: Es werden uns dabei ganz sicher viele Fans unterstützen. Ich sehe Köln als spannende und schwierige Aufgabe. Die jungen FC-Spieler können alle kicken und wir dürfen sie nicht zur Entfaltung kommen lassen.