1860-Star |29.11.2017|12:00

An die Bayern denkt Mauersberger kaum noch

Einst Überflieger bei Bayern München, heute angehimmelt bei 1860 München: Jan Mauersberger. [Foto: Fotos Getty Images; Collage FUSSBALL.DE]

Als der TSV 1860 München im Sommer den schweren Gang von der 2. Bundesliga in die Regionalliga Bayern antreten musste, blieb der frühere Junioren-Nationalspieler Jan Mauersberger als einer von ganz wenigen Profis dem Verein treu. Der 32-jährige Abwehr-Chef, der für 1860, den Karlsruher SC, die SpVgg Greuther Fürth und den VfL Osnabrück insgesamt 180-mal in der 2. Bundesliga am Ball war, will mit den Münchner „Löwen“ so schnell wie möglich zurück in den Profifußball.

Im aktuellen FUSSBALL.DE -Interview spricht Jan Mauersberger über das turbulente Jahr mit dem TSV 1860, die Gründe für seinen Verbleib in München, sein Studium im Medienbereich und seine Vergangenheit beim Nachbarn und deutschen Rekordmeister FC Bayern München.

FUSSBALL.DE: Das Fußballjahr 2017 neigt sich dem Ende entgegen. War es das ereignisreichste in Ihrer bisherigen Laufbahn, Herr Mauersberger?

Jan Mauersberger: Klar war in diesem Jahr viel los. Mit dem Zwangsabstieg aus der 2. Bundesliga und dem Neustart in der Regionalliga Bayern ging es bei 1860 München schon turbulent zu. Allerdings habe ich auch schon vorher einige turbulente Jahre erlebt. Mit dem Karlsruher SC bin ich beispielsweise in die 2. Bundesliga aufgestiegen und habe den Sprung ins Oberhaus nur knapp verpasst.

"Auch wenn ich beim FC Bayern eine perfekte Ausbildung genießen durfte, schaue ich allerdings mittlerweile weniger Richtung Säbener Straße, sondern mehr zum Karlsruher SC und zu Greuther Fürth"

Im Frühjahr spielten Sie noch in der 2. Bundesliga, jetzt kämpfen Sie mit den Münchner „Löwen“ in der Regionalliga Bayern um den Aufstieg in die 3. Liga. Warum haben Sie sich im Sommer dazu entschieden, zu bleiben?

Mauersberger: Das hatte viele Gründe. Den Neustart in der 4. Liga sehe ich zum einen als große Chance für jeden Beteiligten. Als gebürtiger Münchner habe ich mich auch ein stückweit verpflichtet gefühlt, hierzubleiben und mit anzupacken. Außerdem bin ich aktuell schon dabei, mich auf die Zeit nach meiner Karriere vorzubereiten. An einer privaten Universität in München habe ich ein Studium in Medien- und Kommunikationsmanagement begonnen. Wäre ich zu einem anderen Verein gewechselt, hätte ich das Studium wohl unterbrechen oder aufgeben müssen.

Was gefällt Ihnen an diesem Studiengang?

Mauersberger: Ich fand den Umgang mit Medien schon immer interessant. Außerdem ist klar, dass die Medien dem Sport treu bleiben werden. Es wird immer über Fußball berichtet und ich könnte mir durchaus vorstellen, später auch in diesem Bereich zu arbeiten.

Wie groß ist der Qualitätsunterschied zwischen der 2. und der 4. Liga?

Mauersberger: In der 2. Bundesliga wirst du für deine Fehler mehr bestraft. Die gegnerischen Mannschaften sind kaltschnäuziger. Aber auch in der Regionalliga Bayern spielen einige gute Teams. Gerade die Nachwuchsmannschaften der Erst- und Zweitligisten haben viele Talente mit großem Potenzial in ihren Reihen. Hinzu kommt, dass fast für alle Mannschaften die Spiele gegen uns absolute Höhepunkte sind. Jeder will noch einmal mehr aus sich herausholen, wenn es gegen 1860 München vor einer großen Kulisse geht. Das war uns aber bereits vor Saisonbeginn bewusst. Und deshalb wissen wir auch, dass das Jahr in der 4. Liga kein Selbstläufer ist. Uns wird nichts geschenkt.

Die Zielsetzung für 1860 München in ist dennoch klar: Die Rückkehr in den Profifußball soll so schnell wie möglich gelingen. Aktuell steht Platz eins zu Buche. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?

Mauersberger: Sehr positiv. Auch wenn wir zuletzt einige Punkte liegen gelassen haben: Wir konnten insgesamt viele Spiele gewinnen und uns ein kleines Polster auf die Konkurrenz erarbeiten. Die Ausgangslage ist sehr gut. Jetzt wollen wir am Freitag gegen den SV Schalding-Heining für einen ordentlichen Jahresabschluss sorgen.

Der zwischenzeitlich große Vorsprung ist mittlerweile aber auf vier Punkte geschrumpft. Von den zurückliegenden sechs Begegnungen gewannen Sie nur zwei. Davor waren es sechs Siege in Folge. Wieso lief es zuletzt nicht mehr so rund?

Mauersberger: Das soll jetzt keine Ausrede sein. Aber vielleicht liegt es daran, dass wir mit den schlechten Platzbedingungen in fremden Stadien zu dieser Jahreszeit noch nicht so gut zurechtkommen. Es ist nun einmal nicht mehr der „tolle Teppich“, den wir aus der 2. Bundesliga gewohnt sind. (lacht) Aber das war klar. Wir müssen auf solchen Plätzen noch mehr kämpfen, uns noch mehr gegen die zweikampfbetonte Gangart der Gegner wehren und den nächsten Schritt in puncto Cleverness machen. Dann glaube ich auch, dass wir wieder konstanter dreifach punkten.

Schalding-Heining empfangen Sie am Freitag im heimischen Grünwalder Stadion. Worauf wird es ankommen, um wieder in die Spur zu finden?

Mauersberger: Vor allem die Defensivarbeit war in dieser Saison bisher eine große Stärke von uns. Daher wollen wir wieder zu Null spielen. Außerdem hat zuletzt die Effektivität vor dem gegnerischen Tor gefehlt. Unser Ziel wird sein, früh in Führung zu gehen und so zu vermeiden, irgendwann aus dem Nichts in Rückstand zu geraten. Denn wenn wir in dieser Liga zurückliegen, ist es für uns besonders schwer. Jeder will 1860 München im Titelrennen ein Bein stellen.

Sie spielen seit Januar 2016 für 1860 München. Im Nachwuchs waren Sie zwölf Jahre für den FC Bayern München am Ball. Welcher Münchner Klub ist Ihr Herzensverein?

Mauersberger: Als Fußballprofi habe ich das „Fan-Sein“ etwas verloren. Trotzdem drücke ich den Vereinen, für die ich selbst einmal gespielt habe, die Daumen. Auch wenn ich beim FC Bayern eine perfekte Ausbildung genießen durfte, schaue ich allerdings mittlerweile weniger Richtung Säbener Straße, sondern mehr zum Karlsruher SC und zu Greuther Fürth. Beide Vereine verfolge ich noch sehr genau. Dass aktuell mein Herz weiß-blau schlägt, sollte aber klar sein. (lacht)

Ihr Vertrag läuft erst einmal bis 2019. Beenden Sie Ihre Laufbahn in München?

Mauersberger: Es wäre klasse, wenn 1860 München meine letzte Karrierestation bleibt. Privat und beruflich passt alles perfekt. Es ist aber nicht so, dass ich ständig daran denke, aufzuhören. Ich fühle mich fit und kann hoffentlich noch ein paar Jahre kicken.