14 statt 20 Spiele: Absagenflut in Oldenburg!
Skeptischer Blick: Oldenburgs Trainer Stephan Ehlers leidet unter der Absagenflut wegen unbespielbarer Plätze (Bild links Symbolfoto). [Foto: Fotos Getty, imago; Collage FUSSBALL.DE]
Obwohl sich die Regionalliga Nord bereits in der Winterpause befindet, hat Ex-Zweitligist VfB Oldenburg in dieser Saison erst 14 Partien absolviert. Nach der Absagenflut im November und Dezember muss die Mannschaft von VfB-Trainer Stephan Ehlers (47) im neuen Jahr nicht weniger als sechs Nachholpartien zusätzlich zu den regulär ohnehin noch ausstehenden 14 Spieltagen bestreiten. Die erste Begegnung soll bereits am 21. Januar beim Lüneburger SK über die Bühne gehen, weshalb die Winterpause für Oldenburg noch kürzer als für die meisten anderen Teams ist.
Im aktuellen Interview mit FUSSBALL.DE spricht Stephan Ehlers über die Folgen der zahlreichen Spielabsagen, mögliche Verbesserungsvorschläge und die Zielsetzung des VfB für die zweite Saisonhälfte.
FUSSBALL.DE: Nach 20 Spieltagen hat Ihre Mannschaft gerade einmal 14 Partien absolviert. Haben Sie so etwas schon einmal erlebt, Herr Ehlers?
Stephan Ehlers: Obwohl ich schon lange im Fußballgeschäft dabei bin, habe ich eine solche Absagenflut tatsächlich noch nie erlebt. Normalerweise ist das Wetter bis Weihnachten eher mild und die ersten Spiele fallen erst im Januar oder im Februar aus. Dass wir aber schon jetzt sechs Nachholspiele haben, ist hochgradig ungewöhnlich.
"Wir haben viele berufstätige und studierende Spieler, die sich für Partien unter der Woche teilweise frei nehmen müssen. Das geht nicht immer so einfach"
Bereits seit Anfang November hat Ihre Mannschaft kein Pflichtspiel mehr bestritten. Wie haben Sie die Spieler trotz der zahlreichen Ausfälle bei Laune gehalten?
Ehlers: Zunächst einmal haben wir uns Woche für Woche auf jeden Gegner normal vorbereitet. Die Begegnungen wurden ja meist erst sehr spät abgesagt. Am Training hat sich also nicht allzu viel geändert, die Intensität war genauso hoch wie sonst. Allerdings fiel wegen der Ausfälle die sonst notwendige Regeneration weg. Wir haben stattdessen vermehrt interne Trainingsspiele absolviert und hatten ausreichend Zeit, uns im spielerischen Bereich weiterzuentwickeln. Darauf haben wir in den vergangenen Wochen auch den Schwerpunkt gelegt. Um für Abwechslung im Trainingsalltag zu sorgen, waren wir auch mal in einer Soccerhalle und im Fitnessstudio.
Bereits am 21. Januar beginnt für den VfB Oldenburg wegen der zahlreichen Absagen mit dem Nachholspiel beim Lüneburger SK die zweite Saisonhälfte. Wie früh beginnen Sie mit der Vorbereitung?
Ehlers: Da wir noch bis zum vergangenen Freitag normal trainiert haben, beginnt unsere Vorbereitung erst am 8. Januar. Sicher würde es naheliegen, die erste Einheit im neuen Jahr bereits für den 2. oder 3. Januar anzusetzen. Die Jungs benötigen aber auch einmal eine Pause und Zeit, um die Köpfe frei zu bekommen. Und es ist ja auch nicht so, dass unsere Spieler bis zum 8. Januar auf der faulen Haut liegen werden. Alle haben einen individuellen Plan erhalten. Schon kurz nach Weihnachten wird damit angefangen, für unser Mammutprogramm nach der Winterpause zu schuften.
Der Terminplan ist schon jetzt äußerst eng. Was passiert, wenn sich die Absagenflut im Januar und Februar wegen Schnee und Eis fortsetzen sollte?
Ehlers: Ich kann nur hoffen, dass das nicht passiert und zumindest die meisten Spiele stattfinden können. Denn sonst würde es vermutlich mehrere englische Wochen am Stück geben und viele Begegnungen müssten irgendwie in den Spielplan reingequetscht werden. Für einen Regionalligisten wäre das ein Horrorszenario. Wir haben schließlich auch viele berufstätige und studierende Spieler, die sich für Partien unter der Woche teilweise frei nehmen müssen. Das geht nicht immer so einfach.
Wie groß ist grundsätzlich der Wettbewerbsnachteil im Ligaendspurt? Am Osterwochenende stehen beispielsweise gegen den TSV Havelse und Aufsteiger Altona 93 zwei Nachholspiele innerhalb von nur drei Tagen auf dem Programm!
Ehlers: Keine Frage: Es ist ein riesiger Nachteil. Die beiden von Ihnen angesprochenen Partien sind beispielsweise zwei wichtige Duelle gegen direkte Konkurrenten im Kampf um den Klassenverbleib. Und diese Spiele müssen wir innerhalb von 48 Stunden absolvieren. Am zweiten Tag nach einem Spiel fühlt man sich meist am müdesten. Aber es hilft nichts, sich darüber zu beschweren. Wir müssen die Situation akzeptieren. Für uns stehen im neuen Jahr einige englische Wochen an.
Welche Lehren könnten aus der Situation gezogen werden? Was kann der VfB Oldenburg künftig besser machen?
Ehlers: Es wäre aus meiner Sicht bereits eine Hilfe, wenn die Saison ein paar Wochen länger dauern würde und nicht schon Mitte Mai der letzte Spieltag anstünde. So könnte vermieden werden, dass einige Vereine gleich mehrfach drei Spiele in einer Woche austragen müssen, wenn viele Partien im Winter ausfallen. Wir als Verein müssen uns meiner Meinung nach demnächst um die Installation einer besseren Drainage im Stadion bemühen. Schon sobald es ein wenig regnet, ist der Platz kaum bespielbar.
Aus den bisherigen 14 Partien wurden 13 Punkte geholt. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus und mit welchem Ziel starten Sie ins neue Jahr?
Ehlers: Positiv ist, dass wir immer noch über dem Strich stehen, obwohl wir drei Begegnungen weniger als unsere sämtlichen Konkurrenten bestritten haben. In der zweiten Saisonhälfte wollen wir möglichst konstant punkten, um bestenfalls im März oder spätestens Mitte April nichts mehr mit den Abstiegsrängen zu tun zu haben. Da viele verletzte Stammspieler in den Kader zurückkehren werden, bin ich guter Dinge, dass wir 2018 deutlich mehr Punkte holen werden.
Ist es geplant, den Kader im Winter zu verändern?
Ehlers: Wir sind auf der Suche nach einem Stürmer. Mit dem einen oder anderen Angreifer haben wir auch schon Kontakt aufgenommen. Konkret ist aber noch nichts. Insgesamt wollen wir unseren großen Kader aber eher verkleinern. Wir werden zwei bis drei Spielern demnächst mitteilen, dass sie sich einen neuen Verein suchen können.
Die Ambitionen des Vereins waren vor gar nicht allzu langer Zeit noch ganz andere. 2016 hatte der VfB den Meistertitel nur knapp verpasst. Soll der Aufstieg in die 3. Liga mittelfristig wieder ein Thema werden?
Ehlers: Dass Traditionsvereine und ehemalige Profiklubs wie der VfB Oldenburg, aber auch beispielsweise Rot-Weiss Essen , Rot-Weiß Oberhausen oder Alemannia Aachen aus der Regionalliga West irgendwann aufsteigen wollen, ist klar. Aktuell geht es für uns aber erst einmal darum, uns sportlich zu stabilisieren und strukturell besser aufzustellen. In den zurückliegenden Jahren war viel Fluktuation im Kader. Davon möchten wir wegkommen. Wir wollen der Mannschaft wieder ein regionales Gesicht geben. Wir haben eine gute Nachwuchsarbeit und in der Umgebung gibt es genügend vielversprechende Talente.