1860-Stürmer |21.02.2018|16:00

Mölders: "Jeder will uns ein Bein stellen"

Sascha Mölders (rechts:): "Ich hätte zu einigen Zweitligisten oder auch ins Ausland wechseln können."

[Foto: imago/foto2press]

Sascha Mölders (32) ist einer der prominentesten Spieler in der 4. Liga. Der 32-Jährige stürmt für den Traditionsverein TSV 1860 München in der Regionalliga Bayern. Nach dem Zwangsabstieg der Münchner "Löwen" aus der 2. Bundesliga im vergangenen Sommer blieb der langjährige Bundesligastürmer des FC Augsburg dem TSV 1860 treu. Als absoluter Leistungsträger soll der gebürtige Essener den aktuellen Spitzenreiter der Bayern-Staffel zurück in den Profifußball führen.

Im aktuellen FUSSBALL.DE -Interview spricht Sascha Mölders mit Mitarbeiter Christian Knoth über die riesige Unterstützung der 1860-Fans, seine erfolgreichsten Jahre als Fußballer, ein im Netz aufgetauchtes Bild, welches ihn mit einem kleinen "Bäuchlein" zeigt, und Pläne für die Zukunft.

FUSSBALL.DE: Am Wochenende beginnt die Rückserie in der Regionalliga Bayern nach fast drei Monaten Pause. Wie groß ist die Erleichterung, dass es endlich wieder losgeht, Herr Mölders?

Sascha Mölders: Die Vorbereitung war lang und anstrengend. Nach einem kräfteaufreibenden Trainingslager in Spanien und vielen Tests gegen hochkarätige Gegner aus aller Welt sind wir froh, dass nun wieder Pflichtspiele anstehen.

"Wir werden uns demnächst zusammensetzen und über eine mögliche Vertragsverlängerung sprechen"

Nach der Winterpause gelangten Bilder von Ihnen ins Internet, auf denen Sie ein "kleines Bäuchlein" vor sich hertrugen. Die Reaktionen aus dem Netz nahmen Sie mit Humor und Sie verwiesen auf die Kochkünste Ihrer Frau Ivonne. Hat Ivonne in den zurückliegenden Wochen beim Kochen Rücksicht auf Ihre Fitness genommen?

Mölders: (lacht) Meine Frau nimmt beim Kochen immer Rücksicht darauf, dass ich als Fußballer fit sein muss. Und sie kocht wirklich hervorragend! Das Bild war tatsächlich witzig, auch wenn es aus einer unglücklichen Position gemacht wurde. (lacht) Ich bin jetzt lange genug im Fußballgeschäft dabei und weiß, was im Netz alles geschrieben und gepostet wird. Über so etwas kann ich lachen. Es gehört nun einmal auch zu meinem Beruf dazu, dass ich in der Öffentlichkeit stehe und überall Bilder von mir auftauchen.

Sie fühlen sich also fit genug für den Pflichtspielstart?

Mölders: Auf jeden Fall!

Direkt zu Beginn steht am Samstag (ab 13 Uhr) das Spitzenspiel bei der zweitplatzierten U 21 des 1. FC Nürnberg auf dem Programm. Wie wichtig ist das Duell in Ihren Augen?

Mölders: Klar ist, dass noch nicht die Meisterschaft entschieden wird. Auf dem Weg zum Titel stehen uns noch viele schwierige Spiele bevor. Jeder Gegner will uns ein Bein stellen. Trotzdem wollen wir in Nürnberg gewinnen und unseren Vorsprung vergrößern.

Bemerkenswert ist einmal mehr die riesige Unterstützung der 1860-Fans. Schon mehr als 12.000 Gästetickets wurden für die Partie in Nürnberg verkauft!

Mölders: Unsere Fans sind sensationell. Es ist ein absolut geiles Gefühl, bei Auswärtsspielen aus der Kabine zu kommen und zu sehen, dass fast das ganze Stadion aus einer blau-weißen Wand besteht.

Ihr Vertrag bei den Münchner "Löwen" läuft noch bis zum Saisonende. Werden Sie auch in der kommenden Saison für den TSV 1860 spielen?

Mölders: Das steht noch nicht fest. Wir werden uns demnächst zusammensetzen und über eine mögliche Vertragsverlängerung sprechen. Bis dahin muss ich Sie mit der Info vertrösten, dass ich definitiv weiter Fußball spielen werde. (lacht)

Ihre Heimat ist das Ruhrgebiet, geboren sind Sie in Essen. Können Sie sich auch vorstellen, am Ende Ihrer Laufbahn noch einmal dorthin zurückzukehren und ein zweites Mal für den Traditionsverein Rot-Weiss Essen aufzulaufen?

Mölders: Rot-Weiss Essen ist mein Heimatverein und deshalb immer ein Thema. Ich würde sehr gerne irgendwann noch einmal für RWE spielen. Ob es aber tatsächlich dazu kommt, steht in den Sternen. Aktuell befasse ich mich ausschließlich mit dem TSV 1860 München und dem großen Ziel, mit dem Verein in den Profifußball zurückzukehren.

Ihre erfolgreichste Zeit hatten Sie aber weder in Essen noch in München. Für den FC Augsburg liefen Sie 92-mal in der 1. Bundesliga auf. Beim FCA haben Sie sich als erster Bundesligatorschütze des Vereins und als Siegtorschütze beim bisher einzigen Bundesligaheimerfolg gegen den deutschen Rekordmeister Bayern München (1:0) verewigt. Hatten Sie in Augsburg nicht nur Ihre erfolgreichste, sondern auch Ihre schönste Zeit als Fußballer?

Mölders: Ohne Wenn und Aber. Ich hatte in Augsburg unglaubliche viereinhalb Jahre. Mit dem FCA habe ich fast alles erlebt. 2013 haben wir als totgesagter Verein am letzten Spieltag den Klassenverbleib geschafft, zwei Jahre später konnten wir uns für die Europa League qualifizieren. Und klar: Den Siegtreffer gegen Bayern München werde ich auch nie vergessen, das war ein hervorragender Moment für den Klub und mich.

Würden Sie sich auch jetzt noch dazu in der Lage fühlen, erstklassig zu spielen?

Mölders: Grundsätzlich würde ich mir immer noch zutrauen, in jeder Liga zu spielen. Allerdings weiß ich, dass meine Zeit als Bundesligaprofi vorbei ist und ich meine besten Jahre hinter mir habe. Ich werde ganz sicher nie mehr ein Angebot aus dem Oberhaus erhalten. Aber das ist auch überhaupt nicht schlimm. Die zwei bis drei Jahre, die ich noch spielen werde, möchte ich vor allem eines haben: Spaß! Und den kann ich auch in der 3. oder in der 4. Liga haben.

Im vergangenen Sommer waren Sie einer der wenigen Spieler, die dem TSV 1860 trotz des Zwangsabstieges aus der 2. Bundesliga in die 4. Liga treu geblieben sind. Wieso haben sie sich gegen einen Wechsel entschieden? Sie hatten sicher einige Angebote aus der 2. Liga.

Mölders: Das stimmt. Ich hätte zu einigen Zweitligisten oder auch ins Ausland wechseln können, es waren einige lukrative Angebote dabei. Der Hauptgrund für meinen Verbleib war das beeindruckende Engagement unseres Trainers Daniel Bierofka. Er hat mich im Sommer fast täglich angerufen und sich enorm um mich bemüht. Man könnte sagen, dass er mich um den Finger gewickelt hat. (lacht) Nach unseren vielen Gesprächen war ich davon überzeugt, dass wir mit Bierofka Erfolg haben werden und es die richtige Entscheidung ist, bei 1860 zu bleiben. Hinzu kam, dass Oliver Beer neuer Co-Trainer wurde. Ihn kannte ich noch aus meiner Zeit in Augsburg und ich hatte mich schon dort gut mit ihm verstanden.

In der zurückliegenden Saison waren Sie parallel zum Zweitligafußball mit 1860 München auch noch Trainer des Landesligisten SV Mering. Sehen wir Sie demnächst erneut als Amateurtrainer?

Mölders: Gut möglich. Ich hatte auch für diese Saison einige Angebote, es passte aber nirgendwo so wirklich. Zur nächsten Spielzeit würde ich nebenbei gerne wieder als Trainer arbeiten. Die Arbeit als Coach bereitet mir viel Spaß und nach meiner aktiven Laufbahn könnte ich mir gut vorstellen, eine professionelle Trainerkarriere zu starten.