Cichon-Comeback bei Preußen Eiberg
Rückkehr nach vier Monaten: Thomas Cichon ist wieder Trainer bei Preußen Eiberg.[Foto: Buschmann]
Paukenschlag in der Kreisliga! Vier Monate nach seinem Weggang bei Preußen Eiberg hat der frühere Bundesligaprofi Thomas Cichon erneut das Traineramt bei Eiberg, dem Klub aus dem Essener Osten, übernommen. Das Comeback des Ex-Kölners kann sich sehen lassen: Bei der U 23 des Landesligisten FC Kray gelang dem Tabellendrittletzten am vergangenen Sonntag ein Punktgewinn.
"Das erste Spiel war zufriedenstellend, wir haben nach einem frühen 0:2-Rückstand bei der durch Landesliga-Spieler aus der ersten Mannschaft verstärkten U 23 des FC Kray noch 2:2 gespielt", resümiert Cichon. "Die 90 Minuten haben mir gezeigt, dass die Moral der Truppe intakt ist und wir gemeinsam eine Menge erreichen können. Eine Woche vorher haben die Jungs 1:6 gegen Burgaltendorf verloren, einen Gegner, den wir im Hinspiel noch mit 7:1 geschlagen haben. Das sagt alles."
Im Sommer 2016 übernimmt der inzwischen 41-Jährige zum ersten Mal den Trainerjob in Eiberg. Geboren in Ruda Slaska in Polen, ziehen seine Eltern ins Ruhrgebiet, als er drei ist. Über die Amateurklubs BV Altenessen, Preußen Essen und Schwarz-Weiß Essen wird Cichon mit 19 Profi beim 1. FC Köln. Am Dom kickt er neun Jahre lang, erlebt viele Höhen und Tiefen des Vereins inklusive mehrerer Auf- und Abstiege. Weitere Stationen sind Rot-Weiß Oberhausen, Panionios Athen in Griechenland, der VfL Osnabrück und zum Karriereende die Moroka Swallows in Südafrika. Als bekannt wird, dass er in einen Wettskandal verstrickt ist, taucht er ab.
Nach drei Jahren in England kehrt er in den Ruhrpott – und zu seinen Wurzeln in Essen – zurück, übernimmt die Filiale eines Sportgeschäfts und traut sich auch wieder auf den Fußballplatz. Preußen Eiberg ist ein typischer Vorortklub, 13 Mannschaften spielen hier im Essener Osten, davon neun Jugendteams. Der kleine Thommy kickt zwar nie selbst für die Preußen, einer Fusion aus dem FC Eiberg und Preußen Steele, aber die Sportanlage am Sachsenring hat er als Kind und direkt vor der Haustür und Bruder Benjamin kickt in der Jugend bei den Blau-Schwarzen. Thomas Cichon betreut in Eiberg zunächst die E-Jugend übernimmt zur Saison 2015/16 die gerade in die Kreisliga B abgestürzte erste Mannschaft – und spielt bis zum Sommer auch gelegentlich selbst mit. Am Ende der Saison steht der Aufstieg in die Kreisliga A.
"Wir können gemeinsam eine Menge erreichen"
Sein erstes Trainer-Engagement bei den Preußen endet mit einem lauten Knall. Anfang November 2017 schmeißt Cichon in Eiberg plötzlich die Brocken hin. "Zu der Zeit ist im Vereinsvorstand etliches passiert, was meinem Co-Trainer Ralf Miggenheim und mir nicht gefallen hat”, berichtet Cichon. "Das Fass zum Überlaufen hat dann eine Mannschaftssitzung gebracht, die der damalige Vereinspräsident, ohne uns zu informieren, hinter unserem Rücken abhalten wollte und dann schließlich auch abgehalten hat. Für mich ist es kein Problem, wenn sich der Vorstand mal mit der Mannschaft austauschen möchte, aber dann sollte man doch bitte mit offenen Karten spielen und uns als sportlich Verantwortliche darüber informieren. Das war ein Vertrauensbruch, nach dem Ralf und ich keine Basis mehr für eine Zusammenarbeit mit dem Vorstand gesehen haben."
Doch jetzt sieht die Welt am Sachsenring wieder anders aus. Vorigen Freitag trifft sich der Klub zur Mitgliederversammlung im Bügerhaus Oststadt, ein neuer Vorstand wird gewält. Die erste Amtshandlung des neuen Vorsitzenden Bernd Thenert: ein Anruf bei Thomas Cichon. "Ich habe mir das kurz durch den Kopf gehen lassen und dann am Samstagmorgen zugesagt, bis zum Saisonende den Posten zu übernehmen", erklärt der 20-malige deutsche U 21-Nationalspieler.
So positiv wie das erste Spiel lief, so schwierig gestaltet sich nun der Alltag in Eiberg. Denn Cichon, der seine neue, alte Mannschaft am Sonntag "kalt" übernommen hatte, steht unter der Woche erst mal vor verschlossenen Toren. Die Gewerkschaft hat zum Streik im öffentlichen Dienst aufgerufen, davon betroffen sind auch die städtischen Sportanlagen. Statt Dienstag findet nun am Mittwoch die erste Eiberger Einheit unter Rückkehrer Cichon statt. Am kommenden Sonntag (11 Uhr) steht dann das Derby gegen den TC Freisenbruch an – ausgerechnet ohne Cichon. Der Familienvater, seit seiner Demission in Eiberg im November ohne neuen Verein, hatte fürs vermeintlich freie Wochenende längst Pläne geschmiedet und ist privat verhindert.