DFB-Stützpunktrainer fördert Handicap-Fußball
Trainingsgruppe für Fußballer mit geistiger Behinderung: Heilbronn kommt als dritter Standort hinzu.[Foto: Heike Acker]
Am DFB-Stützpunkt in Heilbronn ist Günter Major kein Unbekannter. Schon seit 2002 fördert er hier Talente aus der Region – einige von ihnen haben den Sprung in den Profibereich geschafft, darunter auch der heutige Bundesligaspieler Ermin Bicakcic von der TSG 1899 Hoffenheim. Doch Major leistet noch viel mehr: Gemeinsam mit Heike Acker und seinen Trainerkollegen vom Stützpunkt hat er nun eine Trainingsgruppe für Fußballer mit geistiger Behinderung ins Leben gerufen. Die Resonanz ist überwältigend, auch die Stadtverwaltung Heilbronn ist begeistert.
Entstanden ist die Idee schon vor längere Zeit: Vor rund vier Jahren fragte Heike Acker, Übungsleiterin der Behindertensportgemeinschaft (BSG) und zugleich Co-Trainerin der baden-württembergischen Landesauswahl für Menschen mit mentalen Beeinträchtigungen, bei Günter Major und seinem Trainerteam an. „Meine Kollegen vom DFB-Stützpunkt und ich haben nicht lange gezögert, sondern damals sofort zugesagt“, erinnert sich Major im Gespräch mit FUSSBALL.DE . Heraus kamen zunächst zwei Einheiten mit geistig beeinträchtigten Jugendlichen in Bad Friedrichshall und im vergangenen Jahr je eine Einheit in Neckarsulm und Heilbronn.
Aber Fritz Quin, der die Landesauswahl von Fußballern mit Handicap trainiert, hatte regelmäßigere Termine im Sinn und rief zunächst Trainingsgruppen in Stuttgart und Freiburg aus. Jetzt kommt auch noch Heilbronn als dritter Standort hinzu. Geplant sind vier bis fünf Trainingstage pro Jahr. Am 30. April leitet Major mit seinen DFB-Stützpunktkollegen Kevin Häusser, Jürgen Rapolder und Viktor Enns das erste Training. Los geht es gegen 10.30 Uhr, dann folgt ein gemeinsames Mittagessen, ehe um 13.30 Uhr die zweite Einheit auf dem Programm steht.
„Wir haben mit Jörg Czeilinger auch einen eigenen Torwarttrainer im Team, der mit den Torhütern ein spezielles Programm absolviert“, erklärt Major. Im Oktober soll es zum Jahresabschluss zudem ein Turnier in der Halle geben. Bemerkenswert: Alle Trainer arbeiten komplett ehrenamtlich, nehmen sich für die Trainingstage extra Urlaub. Für Major und Co. Ehrensache.
„Wenn es nach ihnen geht, müssten wir jede Woche zusammen trainieren.“
Heike Acker wird sich wie auch in der Vergangenheit um die Organisation kümmern. Schließlich müssen die Fußballer aus sämtlichen Beschützenden Werkstätten Baden-Württembergs mit Bussen anreisen und auch eine Abstimmung mit den Eltern ist notwendig. „Diese Frau ist einfach unglaublich engagiert, ohne sie wäre das alles nicht machbar“, sagt Major.
Die Stadtverwaltung hat zudem sofort zugesichert, dass jede Trainingseinheit im Frankenstadion stattfinden kann. „Dieser Zuspruch zeigt, wie angetan auch die Stadt Heilbronn von unserer Aktion ist. Sogar Trainingsmaterialien wie Bälle, Leibchen wären kein Problem“, schwärmt Major. „Die Jungs sind von dem Stadion einfach hellauf begeistert. Die Bedingungen dort sind perfekt.“
„Die Jungs sind so was von begeistert beim Training“
Es ist keine alltägliche Situation, Menschen mit Sprachbehinderung, Aufmerksamkeitsdefizit oder Down-Syndrom zu trainieren. Doch der 65-Jährige ist von seinen Schützlingen, die er zum Großteil ja noch aus den früheren Einheiten kennt, beeindruckt: „Die Jungs sind so was von begeistert beim Training, das ist einfach unglaublich. Sie können es jetzt kaum erwarten, wieder loszulegen. Sie können richtig gut kicken und wissen genau, wo das Tor steht. Wenn es nach ihnen geht, müssten wir jede Woche zusammen trainieren.“
Zwischen 20 und 40 Kicker erwartet Major im kommenden Monat zum Auftakt. Besonders umstellen muss der DFB-Stützpunkttrainer sein Konzept nicht: Standardsituationen wie Eckbälle und Freistöße sollen einstudiert werden, dazu wird es Pass- und Torschussübungen geben. „Wir gehen mit den Jungs ganz normal um, sie wollen auch keine Sonderbehandlung von uns“, erklärt Major.
Neben dem Training mit den behinderten Fußballern arbeitet der 65-Jährige schon an seinem nächsten Projekt: Am 8. Juni soll im Frankenstadion ein Benefizspiel zugunsten neugeborener kranker Kinder der Kinderklinik Heilbronn stattfinden. Dafür hat Major bereits eine Traditionsmannschaft aus ehemaligen Unterländer Ex-Profis, Oberbürgermeister Harry Merkel und DFB-Stützpunktkoordinator Oliver Kuhn gebildet, die gegen die baden-württembergische Auswahl von Fußballern mit Handicap antreten wird. Auch hier ist Major voller Zuversicht: „Wir werden ein tolles Fest feiern und wieder etwas für den guten Zweck tun.“