Abenteuer Italien: Kai Druschky in Rom
Kai Druschky in Italien: "Es ist nicht einfach, den Sprung in den Profifußball zu schaffen."[Foto: privat]
Francesco Totti gehörte zweifelsohne zu den Ausnahmefiguren der italienischen Fußballgeschichte. Der 41-Jährige wurde Weltmeister, Fußballer des Jahres und ist vor allem eine Legende der AS Rom, bei der er in 24 Profijahren die meisten Einsätze (783) und Tore (307) aller Spieler der ruhmreichen römischen Vereinshistorie sammelte. Seine ersten Schritte als Jugendspieler sammelte Totti jedoch beim Trastevere Calcio, dem drittgrößten Verein der Stadt und Mitglied der viertklassigen Serie D. Auf den Spuren Tottis wandelt nun der 24-jährige Kai Druschky, der im Sommer vom FC International Leipzig aus der NOFV-Oberliga Süd nach Italien zu Trastevere wechselte. FUSSBALL.DE sprach mit dem Stürmer über seine Eindrücke in Italien und die Zeit im deutschen Amateurfußball.
FUSSBALL.DE: Herr Druschky, ein ehemaliger U 19-Torschützenkönig, der von einem deutschen Oberligisten in die italienische Serie D wechselt. Wie kam dieser besondere Wechsel zustande?
Kai Druschky: Es war schon als Jugendspieler immer ein Traum, im Ausland zu spielen. Meine damalige Freundin war Italienerin, und wir planten, räumlich näher zusammenzurücken, so dass ich einen guten Zeitpunkt für diesen Wechsel sah. Das Ziel Rom war dann schnell klar, und meine Berater hatten enge Kontakte zu Trastevere Calcio. Ich wurde zu einem Probetraining eingeladen, habe überzeugt und dann begann das Abenteuer Italien.
Wie waren die ersten Eindrücke in Italien?
"In Italien herrscht eine ganz andere Fußballkultur."
Druschky: Holprig! Als ich das erste Mal zum Training kam, dachten sich die Mitspieler noch: „Was will der ohne Sprachkenntnisse hier?“ Viele Leute im Verein konnten auch kein Englisch, so dass ich schnell mit viel Selbstdisziplin die Sprache lernen musste. Im ersten Spiel stand ich überraschend in der Startelf und habe nach zwei Minuten direkt getroffen. Spätestens dann konnte ich die anfängliche Skepsis meiner Mitspieler abbauen, war voll integriert und konnte mich noch mehr auf die Anpassung an den ungewohnten Spielstil einstellen.
Wie unterscheidet sich der italienische Amateurfußball vom deutschen?
Druschky: Hier herrscht eine ganz andere Fußballkultur, als ich sie von meinen Stationen im deutschen Amateurfußball kenne. In der Serie D wird viel horizontal gespielt, der Ball gehalten und weniger auf Vertikalpässe gesetzt. Dadurch ist das Spieltempo langsamer, und es wird noch bei vielen Teams auf eine klassische Nummer 9 gesetzt. Das kommt meinem Spielstil zwar nicht wirklich entgegen, aber ich versuche nun eben, einen neuen Stil zu adaptieren. Zudem sind die Zuschauerzahlen im italienischen Amateurfußball noch relativ gering. Die Stadt Rom ist natürlich sehr fußballverrückt und enorm in Lazio- und AS-Fans gespalten, aber zu unseren Spielen als drittgrößter Klub der Stadt kommen häufig nur zirka 100 Zuschauer, was sich schon deutlich von einer Kulisse bei Rot-Weiss Essen unterscheidet.
Sie sprechen Ihre Zeit in Essen an. Dort fielen Sie ein Jahr aus und machten kein Spiel für RWE. War das nach Ihrer Zeit als U 19-Torjäger und den starken Trefferquoten im höheren Amateurfußball ein Wendepunkt in Ihrer Karriere?
Druschky: Es war wirklich eine schwere Zeit. Ich wurde unglaublich gut in Essen aufgenommen, wir hatten gute Testspiele und ich war ein ernsthafter Kandidat für die Startaufstellung. Dann verletzte ich mich in der letzten Trainingswoche vor dem Saisonstart am Knöchel, musste zweimal operiert werden und konnte kein einziges Ligaspiel für Essen machen. Es war schwierig für den Kopf, aber ich wollte unbedingt wieder auf den Rasen zurückkehren.
Für Trastevere Calcio kamen Sie in dieser Spielzeit auf 22 Einsätze und erzielten vier Tore. Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Saison?
Druschky: Es ist ein zweigeteiltes Fazit. Mit der Hinrunde bin ich sehr zufrieden, da ich viele Einsatzzeiten hatte. Die Rückrunde ist etwas schwieriger für mich, da ich häufig nur als Edeljoker eingewechselt werde. Vor meinem Wechsel nach Italien hatte ich das klare Ziel, mich für einen Verein im Profifußball zu empfehlen, doch es ist nicht einfach, diesen Sprung auch zu schaffen.
Sie liegen mit ihrem Verein auf Platz vier in der Serie D, der zur Aufstiegsrelegation berechtigen würde. Vielleicht klappt's ja mit Trastevere und dem Profifußball...
Druschky: ... nein, nein! Wir liegen zwar auf einem Aufstiegsrang und spielen eine gute Saison, doch so eine Lizenz für die Serie C kostet mehrere hunderttausend Euro. Wir sind ein sehr familiärer Verein und können solche Summen oder die Anforderungen an das Umfeld nicht stemmen. Das ist jedoch normal im italienischen Amateurfußball. Viele Meister verzichten aus finanziellen Gründen auf einen Aufstieg.