Kreisliga-Coach stellt Vater ins Tor
Eine ganz besondere Familien: Spielertrainer Kai Schmonsees (r.) mit Vater Heiko und Bruder Henning (l.).[Foto: Privat]
Der Familienname Schmonsees steht beim Kreisligisten FC Lune für Einsatzbereitschaft auf und neben dem Platz. Die 1. Herren wird von Kai Schmonsees (29) trainiert, der bei Personalmangel auch noch selbst auf dem Platz steht. Zum festen Stamm gehört sein großer Bruder Henning (31), der seit vielen Jahren im Mittelfeld rackert. Eine besondere Konstellation ergibt sich seit einigen Wochen: Aufgrund einer Verletzung des Stammtorhüters steht nun Heiko, der Vater der beiden, zwischen den Pfosten. Trotz seiner 55 Jahre wirft sich der "Tiger", wie er in Teamkreisen gerufen wird, noch mit vollem Engagement in die gegnerischen Schüsse. Für den Routinier ist der Verein eine Herzensangelegenheit.
Seit seiner Kindheit spielt Heiko Schmonsees für die Vorgängerclubs der Umgebung, die sich vor einigen Jahren schließlich zum FC Lune zusammengeschlossen haben. Beim FC ist er als 2. Vorsitzender im Amt, zudem hütet er die Tore der Alten Herren und der Ü40-Truppe. Eigentlich genug zu tun für den 55-Jährigen, der zum Saisonende aber noch eine weitere Herausforderung bekam: Seit mittlerweile fünf Partien ist er zusätzlich als Torwart der 1. Herren im Einsatz. Wenn Not am Mann ist, kann man sich auf den Routinier verlassen. Das weiß auch sein Sohn Kai, der ihn vor Wochen als Coach der Truppe um Hilfe bat.
"Tiger"-Sprünge im Tor
Mit der Verletzung des Stammkeepers geriet das Tabellenschlusslicht der Kreisliga Cuxhaven in Personalnöte. "Es war schwierig, jemanden zu finden, der die Lücke zuverlässig schließen konnte", berichtet Kai Schmonsees. Er versuchte zunächst zu improvisieren, fragte dann schließlich bei seinem Vater an. Natürlich ließ der "Tiger" seinen Verein trotz des bereits feststehenden Abstiegs nicht hängen. "Mein Vater hat immer seine Sporttasche dabei – egal, ob er für ein Spiel eingeplant ist oder nur zuschaut", weiß sein Sohn Kai. "Es könnte ja etwas passieren. Man weiß ja nie." Das Besondere: Heiko Schmonsees trifft in der Kreisliga-Truppe gleich auf zwei seiner Söhne. Kai steht an der Seitenlinie, während sein Bruder Henning als Feldspieler im Einsatz ist. Als sich Spielertrainer Kai beim Auswärtsspiel gegen die SG Stinstedt II selbst einwechselt, stehen alle drei Schmonsees gleichzeitig auf dem Platz. Solche Spiele bleiben aber die Ausnahme, da Kai aufgrund zahlreicher Verletzungen in der Jugendzeit nur noch in Ausnahmefällen mitkickt.
"Mein Vater hat immer seine Sporttasche dabei."
Von der anfänglichen Notlösung entwickelt sich der 55 Jahre alte Vater zu einem beachtlichen Rückhalt. "Ich bin fußballerisch sicher nicht der Beste", gesteht er sich ein. "Zu meiner früheren Zeit wurden Torhüter da nicht besonders ausgebildet. Das Alter macht sich mittlerweile natürlich auch bei der Beweglichkeit bemerkbar." Dennoch: Vor allem in den letzten Spielen zeigte der "Tiger", dass er auch gegen die jungen Gegner noch zu überzeugen weiß. Ein stark gehaltener Elfmeter und zahleiche Paraden stehen bei ihm mittlerweile zu Buche. Sein Trainersohn Kai bescheinigt ihm ebenfalls ein gutes Zeugnis: "Vor allem in den letzten Spielen hat er wirklich bemerkenswerte Leistungen gebracht. Keine der Niederlagen war sein Verschulden." Auch von den Zuschauern erhielt er mehrfach verdiente Anerkennung.
Für die letzten beiden Saisonspiele steht Heiko Schmonsees auch noch bereit. Sein Pensum war in den letzten Wochen enorm: Mit den Partien der Alten Herren und der Ü40 absolvierte er bis zu sieben Spiele in neun Tagen. "Danach war kein langes Fernsehgucken mehr angesagt, da ging es relativ zeitig ins Bett", berichtet er lächelnd über die hohe Anstrengung. "Aber ich fühle mich sogar besser als vorher. Der Körper macht noch alles mit." In der nächsten Saison wird er sich die Spiele der 1. Herren aber wieder vermehrt von außen anschauen: "Es wäre doch zu viel des Guten, dort auch noch als Stammkeeper in die neue Saison zu gehen." Klar ist aber: Wenn Not am Mann ist und die Knochen es noch hergeben, wird er seinen Club, den er auch seit Jahren als Sponsor begleitet, nicht im Stich lassen.
Sein großer Traum wäre es, nochmal gemeinsam mit seinen beiden Söhnen (29 und 31 Jahre alt) in der Alten Herren zu spielen. Laut deren Aussage steht diesem Vorhaben wohl nichts im Wege. Schließlich sei es abwegig anzunehmen, dass der "Tiger" bereits in Kürze die Handschuhe komplett an den Nagel hängt. Von der Fußballbegeisterung der Familie Schmonsees wird der FC Lune somit auch in Zukunft profitieren können.