Früher Inter: Nationalspieler nun in 7. Liga
Einst Nationalspieler für Sierra Leone, nun in der Bezirksliga am Niederrhein aktiv: Sulaiman Sesay-Fullah.[Foto: Privat]
Ein Nationalspieler in der siebten Liga? Eigentlich kaum denkbar. Aber nicht im Fall von Sulaiman Sesay-Fullah. Zwei Begegnungen hat der 26-Jährige für sein Heimatland Sierra Leone bestritten, zweimal ging es gegen Swasiland. Das ist einige Jahre her. Und heute? Spielt Sesay-Fullah seit einigen Wochen für den SC 1920 Oberhausen aus der Bezirksliga am Niederrhein.
Den Aufstieg haben sie knapp verpasst, ein Punkt hat am Ende gefehlt. Für den Angreifer, der bereits unter anderem bei Inter Mailand und dem FC Brüssel unter Vertrag stand, ist sein Engagement im Ruhrgebiet nur auf den ersten Blick ein Rückschritt. Vielmehr ist es für Sesay-Fullah nach einer längeren Leidenszeit eine Chance, weiter an seinem großen Ziel zu arbeiten: am Sprung in den Profifußball.
"Es war ein unbeschreibliches Gefühl, im ausverkauften Stadion auf den Platz zu laufen."
Sesay-Fullah hat eine interessante Vita, bei der sich automatisch die Fragen stellen: Warum siebte Liga? Warum nicht viel weiter oben? Sesay-Fullah hat einige Entscheidungen getroffen, die vielleicht nicht immer die richtigen waren. Er ist zu großen Vereinen gewechselt, bei denen er nicht zum Zuge kam. Aus diesen Fehlern hat er gelernt. Jetzt spielt er lieber dort, wo er gebraucht wird. Und das kann eben auch mal etwas tieferklassiger sein. Der Weg nach oben ist dann zwar weiter, aber er ist trotzdem noch möglich. Davon ist Sesay-Fullah überzeugt. „Die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber ich bin mir bewusst, wie schwer es ist, Profi zu werden“, sagt der Offensivspieler. „Mein Ziel ist es jetzt erstmal, in Deutschland Fuß zu fassen. Zusammen mit meiner Agentur ProLife Sportsmanagement arbeiten wir nun daran, schon bald in der Oberliga oder Regionalliga unterzukommen.“ Schritt für Schritt soll es jetzt für ihn wieder nach oben gehen – langsamer als früher, dafür aber nachhaltiger.
Wenn Sesay-Fullah über seine Vergangenheit spricht, beginnen seine Augen an einigen Stellen vor Stolz zu funkeln. Besonders dann natürlich, wenn es um seine Einsätze für die Nationalmannschaft von Sierra Leone geht: „Es war immer mein Kindheitstraum, für mein Land zu spielen. Den konnte ich mir mit den beiden Begegnungen gegen Swasiland erfüllen. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, in ausverkauften Stadion auf den Platz zu laufen.“ Wenn es nach ihm geht, ist in diesem Fall eine Wiederholung herzlich willkommen: „Aber das ist aktuell kein Thema. Ich muss zunächst wieder regelmäßig spielen und fit sein.“ Alles weitere wird dann bei seinem Talent von selbst kommen.
Sesay-Fullah wurde in Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone, geboren. Schon früh entwickelte er eine Leidenschaft für den Fußball. Zunächst spielte er wie viele Kinder dort auf den Straßen. Sein Talent fiel dann den Verantwortlichen von Freetown United auf, dem großen Hauptstadt-Klub, die ihn in den Verein holten. Dort wiederum wurde er von ausländischen Scouts beobachtet. „Und dann ging es ganz schnell Richtung Italien, wo ich dort bei diversen Klubs vorgespielt habe“, sagt Sesay-Fullah. Unter anderem in Mailand, Parma, später in Belgien in Eupen und in Brüssel spielte er. „Es war eine sehr wertvolle Zeit und ein Erlebnis für mich“, erinnert sich Sesay-Fullah. „Ich habe auf Profi-Niveau trainiert und gespielt. Leider haben auch verschiedene Verletzungen meinen Durchbruch bislang verhindert.“
„Ich habe wieder richtig Lust auf Fußball“
Das soll sich jetzt ändern. Sesay-Fullah fühlt sich wieder gut und will noch einmal richtig angreifen. Nach einer längeren Pause hatte er zuletzt beim SC 1920 Oberhausen erste Einsätze. Dabei soll es nicht bleiben, weitere sollen folgen. „Ich habe wieder richtig Lust auf Fußball“, sagt Sesay-Fullah. „Jetzt werde ich hart arbeiten, um nach der Sommerpause topfit zu sein.
Denn auch für ihn ist nun zunächst die Fußball-WM in den Fokus gerückt. Wer holt den Titel? Wie schneidet die DFB-Auswahl ab? Meine Favoriten sind Brasilien, Deutschland und Spanien“, betont Sesay-Fullah. „Deutschland ist eine Turniermannschaft. Deshalb bin ich ziemlich sicher, dass sie weit kommen werden. Viele Begegnungen werde ich mit meinen Freunden schauen. Darauf freue ich mich sehr.“