Torjäger |05.09.2018|15:30

Daniel Frahn: Chemnitz statt Thailand

Daniel Frahn will mit Chemnitz etwas Neues aufbauen. [Foto: 2017 Getty Images]

Torjäger Daniel Frahn war im Sommer einer von nur zwei Spielern, die dem Chemnitzer FC nach dem Abstieg aus der 3. Liga in die Regionalliga Nordost und dem eingeleiteten Insolvenzverfahren treu geblieben sind. Um Mittelfeldspieler und Neu-Kapitän Dennis Grote (32) sowie den 31-jährigen Frahn formte der CFC eine fast komplett neue Mannschaft. Bisher läuft es für den Traditionsverein glänzend. Die ersten sechs Saisonspiele gewann Chemnitz allesamt, zuletzt gab es für den Spitzenreiter einen 4:2-Auswärtserfolg bei Germania Halberstadt. Hattrick-Torschütze war Daniel Frahn, der ehemaliger deutscher Juniorennationalspieler ist und früher mit RB Leipzig von der Regionalliga bis in die 2. Bundesliga durchmarschierte.

Im Interview mit FUSSBALL.DE spricht Daniel Frahn über die Gründe für seinen Verbleib in Chemnitz, interessante Angebote aus dem Ausland, den starken Saisonstart des CFC und ein mögliches Karriereende beim CFC.

FUSSBALL.DE: Sechs Spiele, sechs Siege: Der Chemnitzer FC scheint auf dem Weg zurück in die 3. Liga nicht aufzuhalten zu sein. Wie bewerten Sie den perfekten Saisonstart, Herr Frahn?

Daniel Frahn: Es ist für uns bisher optimal gelaufen. Die Vereinsverantwortlichen haben in der Sommerpause viele gute Jungs dazu geholt, die sportlich und menschlich hervorragend zum CFC passen. Wir haben uns schnell gefunden und eine klasse Vorbereitung gespielt, obwohl wir mit einer fast komplett neuen Mannschaft gestartet waren. Wir sind sehr gut aufgestellt und ich bin guter Dinge, dass es in den nächsten Wochen so erfolgreich weitergehen kann.

"Ich will den CFC unbedingt zurück in den Profifußball führen - auch, wenn das ein paar Jahre dauern sollte"

Beim jüngsten 4:2-Auswärtserfolg bei Germania Halberstadt gelang Ihnen ein lupenreiner Hattrick. Zur Halbzeit hatte der CFC noch 1:2 zurückgelegen...

Frahn: Es war kein einfaches Spiel und wir haben noch einmal aufgezeigt bekommen, dass es in dieser Liga kein Selbstläufer für uns wird. Wir haben es nach unserer 1:0-Führung verpasst, den zweiten Treffer zu erzielen, und wurden dann eiskalt bestraft. Dass jedes Team in der Nordost-Staffel kicken kann, sollte uns spätestens jetzt bewusst sein. In der zweiten Hälfte haben wir dann eindrucksvoll bewiesen, dass wir eine Einheit sind. Dass ich mit gleich drei Toren zum Sieg beitragen konnte, ist natürlich fantastisch.

Nach dem Abstieg aus der 3. Liga waren Dennis Grote und Sie die einzigen Spieler, die dem CFC treu geblieben sind. Warum haben Sie sich für einen Verbleib bei einem sportlich und wirtschaftlich angeschlagenen Verein entschieden und sogar direkt bis Juni 2021 verlängert?

Frahn: Das hatte zwei Gründe. Zum einen wollte ich bei meiner Familie bleiben und keinen Moment davon verpassen, wie mein fast zwei Jahre alter Sohn Leo aufwächst. Meine Frau Steffi studiert Medizin in Halle und hatte keine Lust darauf, während ihres Studiums noch einmal wegzuziehen. Bisher ist sie immer meinen Weg mitgegangen und hat mich bei jeder Karrierestation unterstützt. Jetzt war ich mal dran,  sie auf ihrem Weg zu begleiten. Zum anderen fühle ich mich in Chemnitz und beim CFC pudelwohl. Ich identifiziere mich mit dem Verein und möchte dabei helfen, nach dem Abstieg etwas Neues aufzubauen und den Klub wieder dahin zu bringen, wo er hingehört: mindestens in die 3. Liga! Weil das aber nicht unbedingt von jetzt auf gleich funktioniert, habe ich bewusst einen langfristigen Vertrag unterschrieben. Ich will den CFC unbedingt zurück in den Profifußball führen - auch, wenn das ein paar Jahre dauern sollte.

Hatten Sie denn Angebote aus der 3. Liga oder anderen höheren Spielklassen?

Frahn: Es gab viele interessante Angebote. Ich hätte beispielsweise in die 3. Liga, nach Thailand, Spanien oder auch Österreich wechseln können. Aber es war mir egal, ob ich dort mehr Geld verdient hätte. Ein Wechsel wäre nur in Frage gekommen, wenn meine Frau und mein Sohn mitgekommen wären. Deshalb habe ich mich auch nur kurz mit den Angeboten beschäftigt und mich dann sehr schnell dafür entschieden, in Chemnitz zu bleiben.

Wenn Ihr Vertrag ausläuft, werden Sie 34 Jahre alt sein. Könnte der CFC Ihre letzte Karrierestation sein?

Frahn: Mal sehen. Mir macht Fußball immer noch unheimlich viel Spaß und ich kann noch sehr gut mit den jüngeren Spielern mithalten. Ich kann mir daher gut vorstellen, noch einige Jahre auf hohem Niveau am Ball zu sein und auch mit Mitte 30 noch zu kicken. Sobald ich aber merke, dass ich nur noch hinterherrenne, ist Schluss.

Im Anschluss an die Länderspielpause geht es am Mittwoch, 12. September, mit der Partie bei der VSG Altglienicke weiter. Was macht Sie optimistisch, dass es mit dem siebten Sieg im siebten Spiel klappt?

Frahn: Unser Trainerteam um Cheftrainer David Bergner ist sehr detailbesessen. Wir werden uns wie immer akribisch und bestmöglich auf den Gegner vorbereiten. Außerdem haben wir in den zurückliegenden Wochen viel Selbstbewusstsein getankt. Nicht viele Teams schaffen es, so stark in die Saison zu starten. Wir wollen unbedingt unsere Siegesserie fortsetzen und weitere wichtige Zähler holen.

Chemnitz ist aktuell nicht nur wegen des erfolgreichen Saisonstarts des CFC, sondern vor allem auch wegen der zahlreichen Demonstrationen in den Schlagzeilen. Ihr Verein unterstützt die Kampagne „Chemnitz ist weder grau noch braun“. Am Montag fand unter dem Motto „Wir sind mehr“ ein Konzert mit 65.000 Besuchern statt, um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Wie sehr beeinflusst die aktuelle Situation in Chemnitz Sie als Fußballer?

Frahn: Selbstverständlich bekommen wir das mit. Wir reden intensiv in der Mannschaft darüber und jeder hat eine Meinung dazu. Wenn wir Fußball spielen, versuchen wir aber, solche Dinge komplett auszublenden. Klar ist: Chemnitz war und ist eine sehr lebenswerte und weltoffene Stadt, in der sich auch unsere neuen Mitspieler mit ihren Familien und Kindern sehr wohlfühlen.