Spielertrainer Eigler: "Herzensangelegenheit"
330 Profieinsätze absolvierte Christian Eigler zwischen 2003 und 2015, nun ist er Spielertrainer beim achtklassigen SV Unterreichenbach.[Foto: 2006 Getty Images]
Spielertrainer sind in Amateurligen keine Seltenheit. Wenn es sich dabei um Ex-Profis handelt, ist es aber doch stets etwas Besonderes. Ein Beispiel ist Christian Eigler, der bei seinem Heimatverein SV Unterreichenbach erste Trainererfahrungen sammelt und gleichzeitig als Stürmer glänzt.
29 Minuten waren erst gespielt, da schon brachte der Trainer Christian Eigler am zurückliegenden Wochenende den Stürmer-Joker Christian Eigler. Der SV Unterreichenbach aus der bayerischen Kreisliga Neumarkt/Jura Nord lag zu diesem Zeitpunkt mit 0:1 gegen den FC Ezelsdorf zurück. Dem Aufsteiger aus der Kreisklasse drohte die vierte sieglose Partie im vierten Ligaspiel.
Matchwinner mit Anlaufschwierigkeiten
„Ich habe mich dann als Stürmer eingewechselt, um der Mannschaft zu helfen. Das hat ganz gut geklappt“, sagt Eigler im Gespräch mit FUSSBALL.DE bescheiden. Schließlich avancierte der Ex-Profi beim 4:2-Erfolg seines Teams zum absoluten Matchwinner, auch wenn er dafür ein wenig Anlaufzeit benötigte. Zuvor erzielten die Gäste aus Ezelsdorf nämlich vor der Pause noch das 0:2. Erst in der zweiten Halbzeit drehte der SV Unterreichenbach das Spiel und Spielertrainer Eigler richtig auf. Einmal traf er selbst, die drei weiteren Tore bereitete er vor.
"Mich hat es einfach gereizt, wieder zu kicken."
Der erste Ligaerfolg für den SV Unterreichenbach war gleichzeitig der Premierensieg von Eigler bei seiner ersten Trainerstation. Denn das Amt beim SV Unterreichenbach hat der 34-Jährige erst zu dieser Saison übernommen. „Das ist mein Heimatverein, ich bin hier aufgewachsen und wohne hier auch wieder. In Unterreichenbach jetzt Spielertrainer zu sein, ist für mich eine Herzensangelegenheit“, sagt der Ex-Profi.
Zurück zu den Wurzeln
Eigler spielte in der Jugend beim SV Unterreichenbach, wechselte von dort 2002 zur SpVgg Greuther Fürth, wo er ein Jahr später auch seinen ersten Profivertrag unterschrieb. Weitere Profistationen führten Eigler zu Arminia Bielefeld (2006-2008) und zum 1. FC Nürnberg (2008-2012). Abschließend spielte der Stürmer noch beim FC Ingolstadt 04 (2012-2015). Dort feierte er im Mai 2015 die Zweitliga-Meisterschaft und den Aufstieg in die Bundesliga.
Eigler konnte den Weg ins Oberhaus jedoch nicht mitgehen, sondern musste seine Karriere nach 330 Profispielen und 72 Treffern aufgrund eines Knorpelschadens im Knie beenden. Anschließend war er knapp zwei Jahre krankgeschrieben. Vor einigen Monaten fing der Ex-Profi dann einen neuen Job an - als Postbote in der Stadt Schwabach mit dem Ortsteil Unterreichenbach. „Ich musste wieder etwas machen, sonst fällt einem zuhause langsam die Decke auf den Kopf“, erklärt Eigler seine Tätigkeit als Brief- und Paketzusteller.
Gleichzeitig liefert Eigler seit Jahresfrist auch fußballerisch wieder Glanzlichter, soweit es das Knie zulässt. So holte er sich in der vergangenen Rückserie bereits Spielpraxis in der zweiten Mannschaft des SV Unterreichenbach. „Mich hat es einfach gereizt, wieder zu kicken. Und hier mit den Jungs in Untereichenbach passt es super“, sagt Eigler. Mit neun Treffer in acht Spielen half er der zweiten Mannschaft beim Aufstieg aus der B- in die A-Klasse.
„Spaß ist das Allerwichtigste“
Parallel absolvierte Eigler zudem seine Trainerausbildung, erlangte Mitte August 2018 die DFB-Elite-Jugendlizenz. Als spielender Trainer der ersten Mannschaft des SV Unterreichenbach kann er nun erste Praxiserfahrungen sammeln. Mit der jungen Aufstiegsmannschaft habe er dabei zu Saisonbeginn erleben müssen, dass die Kreisliga doch „eine andere Hausnummer“ sei als die Kreisklasse. So holte der Liga-Neuling aus den ersten drei Spielen lediglich zwei Punkte.
Der schwierige Start mag zudem auch damit zusammenhängen, dass Eigler seinem Team zunächst nicht unmittelbar auf dem Platz helfen konnte. Ein Innenbandriss während der Vorbereitung sorgte dafür, dass der Ex-Profi erst am dritten Spieltag zu einem ersten Kurzeinsatz kam. Am zurückliegenden Wochenende folgten ein 60-minütiger Joker-Einsatz und der ersehnte erste Dreier.
Am Sonntagnachmittag beim SV Lauterhofen soll es bestmöglich direkt den nächsten Sieg geben. „Wir wollen mit dem Abstieg so wenig wie möglich zu tun haben“, formuliert Eigler das Saisonziel. Seine Trainerzukunft sieht er die kommenden Jahre beim SV Unterreichenbach, dort möchte er längerfristig etwas aufbauen. „Es macht mir unheimlich viel Spaß, mit der jungen Mannschaft zu arbeiten und sie zu entwickeln. Und das ist das Allerwichtigste!“