TuS Kenn: Zuschauerboom in der elften Liga
Ganzer Stolz: Das Team des TuS Kenn vor der Anzeigetafel.[Foto: Andreas Arens]
Eine Hochglanz-Stadionbroschüre, die zu jedem Heimspiel erscheint, ein Stadionsprecher, der im Schnitt rund 200 Zuschauern einheizt, eine (handbetriebene) Anzeigetafel und einiges mehr: Der TuS Kenn spielt zwar in der Kreisliga D Mosel/Hochwald und damit in der untersten Liga des Fußballverbandes Rheinland, sorgt aber derzeit nicht nur wegen des bemerkenswerten Starts mit sechs Siegen in sechs Spielen bei einem Torverhältnis von 44:3, sondern auch und gerade wegen der Aktivitäten außerhalb des Platzes für mächtig Furore und hat das Zeug zum Kultklub.
Der Fußball im 2500-Einwohner-Dorf vor den Toren von Trier schien fast schon tot gewesen zu sein – als langjähriges Mitglied einer Spielgemeinschaft mit dem TuS Issel spielte sich zuletzt fast alles nur noch beim Kooperationspartner ab. „Das wollten und mussten wir ändern, zumal wir einen großen Fußball-Hunger im Ort ausgemacht haben“, erinnert sich Burkhard Apsner, der dem sechsköpfigen Präsidium des 1924 gegründeten Mehrspartenvereins mit rund 400 Mitgliedern angehört.
In der vergangenen Saison stand der TuS Kenn erstmals wieder auf eigenen Beinen. Am Ende einer wechselhaften Runde standen 13 Siege und elf Niederlagen zu Buche, was unterm Strich den sechsten Platz in der Kreisliga D Trier/Eifel ausmachte. Schon hier pilgerten durchschnittlich 120 Fans zu den Heimspielen auf den Hartplatz hoch oben über dem Dorf. Zum Duell mit der zweiten Mannschaft vom früheren SG-Partner TuS Issel kamen sogar 250. Diese Kulisse dürfte wohl locker übertroffen werden, wenn die erste Garnitur der Isseler am 10. März des kommenden Jahres zum Kreispokal-Viertelfinale in Kenn antritt.
Spinning und Body Pump in der Vorbereitung
"Es gibt doch nichts Schöneres, als mit den alten Kumpels von früher zu spielen"
Höherklassig erfahrene Neuzugänge – Lukas Laux und Arianit Demaj kamen vom TuS Mosella Schweich , Alex Schumacher vom SV Föhren und Kristof Görlitz wechselte von der FSG Ehrang/Pfalzel – hoben die Qualität des Kaders, der größtenteils aus Spielern zwischen 20 und 22 Jahren besteht, im Sommer weiter an.
Lukas Laux´ Vater Michael und Ralf Maring heuerten als Trainer an – und coachen nun einige Akteure, die sie schon als C-Jugendliche der damaligen JSG Schweich/Issel/Kenn unter ihren Fittichen hatten. „Wir waren uns schnell mit den Jungs darüber einig, dass wir das Ganze ehrgeizig angehen“, berichtet Coach Laux, genauso wie sein Trainerkollege ein Kenner Fußball-Urgestein und einst mit dem TuS in der Kreisliga B und C aktiv.
Deshalb gab es in der Sommervorbereitung auch ein umfangreiches und ausgefeiltes Programm – mit nicht weniger als 21 Trainingseinheiten inklusive Ausflügen ins Spinning und Body Pump und einem halben Dutzend Tests.
Traum vom Kunstrasen - und dem Aufstieg
Der Kader umfasst an die 30 Akteure, die Trainingsbeteiligung liegt bei mehr als 20 Spielern. „Es gibt doch nichts Schöneres, als mit den alten Kumpels von früher zu spielen. Wir haben einen super Draht zueinander. Die Kameradschaft ist spitze“, schwärmt Goalgetter Laux, der bereits 17-mal getroffen hat, darunter gleich neunmal Anfang September beim 21:0-Kantersieg bei der SG Gusenburg/Grimburg II : „Da hatten wir von Anfang an Zugriff auf das Spiel und ließen nie locker.“ Geschäftsführer Apsner berichtet hier von einem Gegner, der die Schlappe mit Humor nahm: „Die Gusenburger haben sich noch mit unseren Jungs zu einem gemeinsamen Foto aufgestellt und als wir nach dem dritten `Schuss-Tor´-Ruf bei der anschließenden Kiste Bier aus Respekt vor dem Gegner damit aufhörten, meinten die Gusenburger, dass da noch einiges fehlen würde…“
Die Verantwortlichen setzen die Spieler und das Trainer-Tandem nicht unter Druck, was einen Aufstieg in dieser Saison angeht. Nur allzu gerne würde das Team aber schon im nächsten Mai den Aufstieg feiern und mittelfristig noch eine Liga höher spielen.
Mit dem aus Kenn stammenden Tim Garnier hat der TuS einen Betreuer, der selbst bei Eintracht Trier in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar kickt und sicher auch den einen oder anderen Tipp geben kann. Guido Eberhard, im Präsidium für Organisatorisches zuständig, ist zudem stolz darauf, wie sich die Spieler einbringen: „Die Jungs grenzen nach einem festgelegten Einsatzplan immer in Eigenregie den Platz ab. Das ist auch in der D-Liga nicht unbedingt selbstverständlich.“
Nichts dagegen hätten Eberhard und die Aktiven aber, wenn man sich diese Arbeit irgendwann einmal sparen könnte und der Verein über einen Kunstrasenplatz mit fest aufgebrachten Linien verfügen würde. Auch beim TuS Kenn wissen sie indes von der Schwierigkeit, ein solches Projekt in Zeiten knapper Kassen umzusetzen. Mit der Power und der Kreativität, die sie sonst so an den Tag legen, wollen sie an der Mosel aber auch dieses Vorhaben beharrlich vorantreiben.