Wriedt: "Bundesliga ist Zukunftsmusik"
Spielte auch schon unter Jupp Heynckes für die Bayern in der Bundesliga: Kwasi Okyere Wriedt[Foto: imago]
Seit Sommer 2017 spielt Kwasi Okyere Wriedt für die U 23 des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München in der Regionalliga Bayern. Die Bilanz des 24-jährigen Torjägers, der von Freunden und Mannschaftskollegen nur „Otschi“ genannt wird, ist beeindruckend. In 42 Spielen für Bayerns U 23 war Wriedt an 42 Treffern beteiligt (32 Tore und zehn Vorlagen). Seine starke Torquote verhalf ihm in der zurückliegenden Saison zu seinen ersten beiden Profieinsätzen unter der Regie von Ex-Cheftrainer Jupp Heynckes und zu seinem Debüt für die A-Nationalmannschaft von Ghana.
Mit elf Saisontoren führt Wriedt souverän die Torschützenliste der Bayern-Staffel an. Auch wegen seiner Treffer grüßt das Nachwuchsteam des FC Bayern von der Tabellenspitze. Im FUSSBALL.DE -Interview spricht „Otschi“ Wriedt über den bisherigen Saisonverlauf, seine herausragende Torquote, die Konkurrenz in der Regionalliga Bayern und seine persönlichen Ziele.
FUSSBALL.DE: 32 Punkte aus 13 Spielen - mit der U 23 des FC Bayern sind Sie auf Titelkurs. Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Ausbeute, Herr Wriedt?
Kwasi Okyere Wriedt: Grundsätzlich können wir mit dem Saisonverlauf sehr zufrieden sein. Wir sind Tabellenführer und auf einem guten Weg. Es gibt nicht viel auszusetzen. Allerdings hatten wir vor den jüngsten beiden Siegen gegen den FC Memmingen und beim SV Heimstetten einen kleinen Hänger. In einigen Spielen haben wir es nicht geschafft, unsere Topleistung auf den Platz zu bringen. Deshalb haben wir zweimal remis gespielt und beim TSV 1860 Rosenheim 2:3 verloren.
"So leicht wird es für uns nicht, durch die Saison zu marschieren"
Wieso gab es diesen „Hänger“?
Wriedt: Wir hatten zuvor alle Saisonspiele gewonnen und uns in einen Rausch gespielt. Viele Spieler in unserer sehr jungen Mannschaft sind dann wohl davon ausgegangen, dass es von alleine läuft und man für den Erfolg nicht weiter hart arbeiten muss. Für dieses Nachlassen wurden wir bestraft. Aber aus Fehlern lernt man. Wir haben die Partien analysiert und spielen wieder sehr diszipliniert. Das hat man in den zurückliegenden beiden Partien bereits gesehen.
Schon in der vergangenen Saison erzielten Sie 21 Tore. Diesmal scheint es so, als ob es noch einmal mehr werden können. Befinden Sie sich aktuell in der Form Ihres Lebens?
Wriedt: Das ist schwer zu sagen. Ich hatte auch bei meinen vorherigen Stationen in der Regionalliga Nord beim Lüneburger SK oder beim Drittligisten VfL Osnabrück starke Phasen, in denen ich häufig getroffen habe. Für den LSK habe ich beispielsweise 23 Saisontore erzielt. Fakt ist aber, dass ich mich sehr gut fühle und mit der bisherigen Torausbeute zufrieden bin. Meine Mitspieler machen mir das Toreschießen aber auch einfach, indem sie mich regelmäßig hervorragend bedienen.
Der Vorsprung des FC Bayern auf den zweitplatzierten SV Wacker Burghausen beträgt drei Punkte, außerdem hat Ihr Team zwei Partien weniger auf dem Konto. Wie schätzen Sie die Konkurrenz in der Bayern-Staffel ein?
Wriedt: Es gibt auf jeden Fall ein paar Teams, auf die wir aufpassen müssen. So leicht wird es für uns nicht, durch die Saison zu marschieren. Dennoch ist unser Anspruch definitiv, Meister zu werden. Wir haben die beste Qualität in der Liga und ich bin zuversichtlich, dass wir am Ende ganz oben stehen können.
Wer könnte dem FC Bayern im Titelrennen am ehesten einen Strich durch die Rechnung machen?
Wriedt: Der 1. FC Schweinfurt 05 hatte schon in der vergangenen Saison ein gutes Team und konnte sich im Sommer mit einigen ehemaligen Profis aus der 2. und 3. Liga hochkarätig verstärken. Die Mannschaft hat bis jetzt eindrucksvoll gezeigt, wie schwer es ist, sie zu bespielen. Nicht umsonst ist der FCS noch unbesiegt. Aber auch Wacker Burghausen mischt von Beginn an oben mit und ist uns auf den Fersen. Wir sollten uns aber nicht zu viel mit unseren Kontrahenten beschäftigen. Wenn wir konstant unsere beste Leistung abrufen, dann führt im Titelrennen kein Weg an uns vorbei.
Als Sie im Sommer 2017 vom VfL Osnabrück zur U 23 des FC Bayern des FC Bayern wechselten, verließen Sie die 3. Liga und kehrten in die Regionalliga zurück. Was waren die Gründe für diesen Schritt?
Wriedt: Ich wollte mich unter optimalen Bedingungen bestmöglich weiterentwickeln. Beim FC Bayern habe ich diese Möglichkeit gesehen und deshalb auch vorerst in Kauf genommen, wieder eine Liga tiefer zu spielen. Die Chance, für einen der größten Vereine der Welt spielen zu können, musste ich ergreifen.
Dank Ihrer starken Leistungen in der Regionalliga Bayern durften Sie in der zurückliegenden Saison unter der Regie von Cheftrainer Jupp Heynckes zweimal Profiluft schnuppern. Außerdem wurden Sie in diesem Jahr Nationalspieler von Ghana. Haben sich damit zwei große Träume von Ihnen erfüllt?
Wriedt: Definitiv. Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich so schnell zu meinem Profidebüt beim FC Bayern komme und erstmals für die A-Nationalmannschaft meines Heimatlandes auflaufen darf. Hätte mir das vor einem Jahr jemand gesagt, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Ich bin sehr stolz darauf. Das heißt aber nicht, dass ich jetzt nachlassen werde. Im Gegenteil! Nachdem ich beim Bundesligateam reinschnuppern durfte, möchte ich jetzt alles dafür tun, um mich in der Zukunft im Profibereich zu etablieren.
Würden Sie also sagen, dass der - zumindest vorübergehende - Schritt zurück in die 4. Liga die richtige Entscheidung war?
Wriedt: Ja! Der Wechsel hat mich in mehrerer Hinsicht vorangebracht. Ich bin erstmals ein Führungsspieler und habe mehr Verantwortung auf dem Platz. Hinzu kommt, dass ich zum ersten Mal weiter weg von zuhause bin. Ich bin nicht nur als Fußballer, sondern auch als Person gereift und selbstständiger geworden.
Sie dürfen auch jetzt hin und wieder mit den Bundesligaprofis trainieren. Im Sommer waren Sie bei der USA-Reise dabei.
Wriedt: Es war eine klasse Erfahrung. Den FC Bayern in den Vereinigten Staaten zu repräsentieren und gegen internationale Spitzenklubs wie Manchester City und Juventus Turin zu spielen, war schon etwas Besonderes.
Werden Sie sich irgendwann bei den Profis durchsetzen?
Wriedt: Wie jeder andere Fußballer auch habe ich den Anspruch, so hoch wie möglich zu spielen. Die Hoffnung, dass ich bald noch einmal eine Chance in der Bundesligamannschaft bekomme, ist natürlich da. Cheftrainer Niko Kovac schaut sich unsere Spiele häufig an und befindet sich im regelmäßigen Austausch mit unserem Coach Holger Seitz. Ich werde weiter alles geben und versuchen, mich mit guten Leistungen zu empfehlen. Es beim FC Bayern nach oben zu schaffen, ist allerdings ungleich schwerer als bei anderen Vereinen. Bei unseren Profis spielen nur Weltklassespieler. Mögliche Einsätze in der Bundesliga sind aktuell aber ohnehin Zukunftsmusik für mich. Kurzfristig will ich meinen Teil dazu beitragen, dass wir mit der U 23 Meister werden und in die 3. Liga aufsteigen. Darauf liegt der Fokus.