FC Stern: "Gemeinsamkeit entstehen lassen"
Spaß im und auf dem Wasser: Teamreise auf die Insel Usedom.[Foto: Privat]
Der FC Stern Marienfelde ist ein echter Traditionsverein aus Berlin. Der Klub wurde schon 1912 gegründet und hat sich in den letzten Jahren in der Hauptstadt mit seiner Flüchtlings- und Integrationsarbeit einen Namen gemacht. Seit nunmehr drei Jahren ist der FC Stern in der kontinuierlichen Integration von Flüchtlingskindern in Kombination mit einem Trainerausbildungsprojekt engagiert.
Belebt Konkurrenz das Geschäft? Jugendleiter Lutz Dierbach, seit zwölf Jahren im Verein, ist eine der treibenden Kräfte. Dabei vertritt er die feste Überzeugung, dass die Bildung von reinen Flüchtlingsmannschaften eher kontraproduktiv ist. „Wir wollen keine Parallelwelt schaffen, sondern von Anfang an eine Gemeinsamkeit entstehen lassen, eine Mischung aus deutschen und Flüchtlingskindern“, betont er. Ein Team zusammenstellen, das durch dick und dünn geht, zusammen gewinnt, aber auch zusammen verlieren lernt. Der Aufwand, der betrieben werden muss, ist wesentlich höher als bei „normalen“ Nachwuchs-Mannschaften - der Betreuer-Stab musste breiter aufgestellt werden.
22 Jugendteams im Verein
Mit 22 Teams gehört Marienfelde zu den Top 15 von der Anzahl der Mannschaften in Berlin. Allerdings ist gerade im Süden Berlins die Konkurrenz sehr groß. „Die nächsten Vereine befinden sich nur drei Kilometer Luftlinie entfernt“, berichtet Dierbach. Darunter ist auch der FC Viktoria, der größte Verein Deutschlands in Bezug auf die Anzahl der Jugendmannschaften. 60 Teams werden dort im wahrsten Sinne des Wortes auf die Beine gestellt.
„Die Idee war, den Teamzusammenhalt durch diese Fahrt zu stärken.“
Aber Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Auch Marienfelde stellt sich der Konkurrenzsituation, lebt allerdings seine Traditionen. Dierbach: „Bei uns wird das Familiäre großgeschrieben.“ Allerdings – und das ist aus seiner Sicht mindestens genauso wichtig – werden neben dem Gemeinschaftsgefühl auch Werte wie Respekt, Pünktlichkeit, Gemeinschaftsgefühl und Hilfsbereitschaft vermittelt.
Dies sei für das Teambuilding von enormer Bedeutung. Dierbach fühlt sich bestätigt, weil die Mundpropaganda funktioniert und aus dem Bereich der Flüchtlinge immer wieder neue jugendliche Spieler den Weg zum FC Stern finden. „Das Vertrauen, die Akzeptanz und der Erfolg der Projektarbeit“ findet er bestätigt. Aber ganz ohne Unterstützung von außen geht es selbst in Berlin nicht.
Für die laufende Saison 2018/2019 wurde das Projekt gestartet, den Altersbereich Kleinfeld zu verlassen und mit einem Großteil der bereits integrierten Kinder sowie weiteren neuen Spielern ins Großfeld mit drei Jahrgängen (2004, 2005 und 2006) zu wechseln. In der Vergangenheit sorgte dies immer wieder dafür, dass doch eine Reihe von Spielern dem Verein verloren gingen.
Mehr Spieler auf dem Feld, aber dennoch Abgänge? Ein Phänomen, das erklärt werden muss. Spezielle Maßnahmen mussten ergriffen werden. Die Herausforderung war, so Dierbach, „den Wechsel der Spieler von Kindern zu Jugendlichen, die Veränderungen im Körperlichen wie auch im Sozialen aufgrund des häufig notwendigen Schulwechsels in alle Richtungen mit Hilfe einer stabilen, verlässlichen, sozialen sowie sportlichen Umgebung und Betreuung zu begleiten“, so der Jugendleiter.
Dreitägige Teamreise nach Usedom
Eine dreitägige Teamreise in den Sommerferien in den Jugendferienpark Ahlbeck sollte die Voraussetzung für einen erfolgreichen Saisonverlauf legen. Das Gelände in Heringsdorf auf der Insel Usedom ist seit 1993 im Besitz der Sportjugend Berlin. „Die Idee war, den Teamzusammenhalt durch diese Fahrt zu stärken“, berichtet Lutz Dierbach, „ich habe schon einige Fahrten mitgemacht, aber diese gehört sicherlich zu den schönsten.“ Am Strand fanden die jugendlichen Kicker genau das richtige Betätigungsfeld, sich auszutoben, aber auch, sich besser kennen zu lernen. „Die haben den ganzen Tag so viel Sport aus eigenem Antrieb gemacht, ob es Volleyball, Basketball oder Strandfußball war, dass sie am Abend ganz geschafft ziemlich früh in den Betten verschwanden“, äußerte der Jugendleiter. Die Räumlichkeiten in der Jugendherberge boten ideale Voraussetzungen, um den Mannschaftsgeist für hoffentlich ein ganzes Jahr zu bilden.
Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und die DFB-Stiftung Egidius Braun unterstützten die Maßnahme im Rahmen der Initiative „2:0 für ein Willkommen“ mit einer Zuwendung in Höhe von 1500 Euro. 20 Kinder und sieben Erwachsene nahmen teil. Erwähnt sei: Alle begleitenden Erwachsenen verrichteten ihre Tätigkeit im Ehrenamt.
Wieder einmal hat sich gezeigt, was Ideenreichtum gepaart mit Engagement und einer Vision bewirken kann. Der FC Stern Marienfelde von 1912 hat sich nicht nur beim Projekt „2:0 für ein Willkommen“ erfolgreich beworben, sondern schon bei der Initiative „1:0 für ein Willkommen“ im April 2017 eine Anerkennungsprämie von 500 Euro erhalten.
Die Egidius-Braun-Stiftung unterstützte in den Jahren 2015, 2016 und 2017 insgesamt 3324 Fußballvereine, die sich für Flüchtlinge einsetzten, mit einer pauschalen Anerkennungsprämie von jeweils 500 Euro. Darüber hinaus wurden im Jahr 2017 insgesamt 60 Fußballvereine und -verbände mit einer individuellen Fördersumme für weitergehende gesellschaftliche Integrationsansätze gefördert.
Auch im Jahr 2018 werden gemeinsam mit der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration sowie mit finanzieller Unterstützung der Nationalmannschaft Engagements gefördert, die geflüchteten Menschen den weitergehenden Zugang in die Gesellschaft, vor allem zu Bildungs- und Berufsangeboten, erleichtern.
Die Initiative "2:0 für ein Willkommen" läuft. Jetzt für Fördergelder bewerben!