Spektakulär, torreich, kurios!
8:0-Kantersieg: Wolfsburg II zerlegt Havelse.[Foto: imago/regios24]
Die erste Saisonhälfte in den fünf Staffeln der Regionalliga hatte einiges zu bieten. Kantersiege, Aufholjagden und kuriose Vorfälle: Die Zuschauer in der 4. Liga wurden bestens unterhalten. Für viele Tore sorgte vor allem Regionalliga Nord-Spitzenreiter VfL Wolfsburg II, der gleich dreimal sechs oder mehr Treffer markierte. In den beiden turbulentesten Partien fielen sogar jeweils neun Tore. Eine „Halbzeitpause“ dauerte 45 Minuten und Raben sorgten für einen Spielausfall. FUSSBALL.DE blickt zur Winterpause auf die spektakulärsten Spiele und auf die kuriosesten Geschichten der ersten Saisonhälfte in der 4. Liga zurück.
„Torfabrik“ im Norden: Wolfsburg mit Kantersiegen
Bei bisher insgesamt 24 Partien fielen in den fünf Regionalligen sieben oder mehr Tore. Die meisten Begegnungen mit sieben oder mehr Treffern gingen dabei in der Regionalliga Nord über die Bühne (sieben). Allein dreimal fuhr dabei Spitzenreiter VfL Wolfsburg II jeweils Kantersiege ein. Gegen den TSV Havelse gab es einen 8:0-Heimerfolg, gegen Aufsteiger VfL Oldenburg gewannen die Wolfsburger 7:0 und beim FC Eintracht Norderstedt waren die „Wölfe“ 6:1 erfolgreich. Da ist es keine große Überraschung, dass der VfL, der mit neun Punkten Vorsprung auf den VfB Lübeck die Tabelle anführt, auch die mit Abstand beste Offensive der Nord-Staffel stellt (58 Tore in 22 Spielen).
Auch eines der beiden torreichsten Spiele der bisherigen Regionalliga-Saison ging im Norden über die Bühne, wenn auch ohne Wolfsburger Beteiligung. Die U 21 von Hannover 96 fuhr am 6. Spieltag einen 7:2-Auswärtssieg beim SSV Jeddeloh ein. Schon zur Halbzeit hatten die Hannoveraner 4:0 geführt, in der zweiten Hälfte fielen dann sogar fünf Tore. Ebenfalls neun Treffer bekamen die Zuschauer im Südwest-Duell zwischen dem abstiegsgefährdeten FC Astoria Walldorf und Meister 1. FC Saarbrücken am 13. Spieltag zu sehen. Beim spektakulären 3:6 lagen die von Ex-Bundesligaprofi Dirk Lottner trainierten Saarbrücker bereits zur Halbzeit 4:1 in Führung.
Aus 1:4 mach 4:4: Union Fürstenwalde zeigt Moral
Das torreichste Unentschieden gab es in der Partie vom 19. Spieltag in der Regionalliga Nordost zwischen dem Berliner AK und dem FSV Union Fürstenwalde . Beim 4:4 (2:0) sahen die zweitplatzierten Gastgeber lange Zeit wie die sicheren Sieger aus. Zunächst stand eine 2:0-Halbzeitführung zu Buche, in der 68. Minute traf der BAK sogar zum 4:1. Doch Fürstenwalde gab sich nicht auf und bewies Moral. Mit einem Doppelschlag innerhalb von zwei Minuten (79. und 80. Minute) kamen die Gäste auf 3:4 heran. Kurz vor Abpfiff belohnte sich der FSV Union dann für seinen Aufwand. Nachdem Mittelfeldspieler Cihan Kahraman zunächst mit einem Foulelfmeter an BAK-Keeper Pascal Kühn gescheitert war, verwertete Stürmer Nils Stettin den Nachschuss zum Ausgleich.
Gleich zweimal einen Rückstand aufholen und am Ende noch als Sieger vom Platz gehen? Das schaffte die SV 07 Elversberg im Südwesten. Beim 4:3 (2:2)-Heimsieg gegen Liganeuling SC Hessen Dreieich am 9. Spieltag lag die SVE durch einen Doppelpack von Dreieichs Mittelfeldspieler Danny Klein schnell 0:2 zurück. Noch vor der Halbzeitpause egalisierte Elversberg das Ergebnis. In der zweiten Hälfte traf dann erneut Danny Klein mit seinem dritten Tor für die Gäste. Aber Elversberg blieb dran und schaffte es tatsächlich, das Spiel noch zu drehen. Den Siegtreffer erzielte Mittelfeldspieler Luca Dürholtz erst in der vierten Minute der Nachspielzeit.
Drei Tore in drei Minuten aufgeholt - dennoch verloren
Eine besonders bemerkenswerte Aufholjagd legte auch der SV Heimstetten in der Begegnung gegen die SpVgg Oberfranken Bayreuth am 19. Spieltag der Regionalliga Bayern hin. Die Gäste aus Bayreuth führten nach 55 Minuten scheinbar komfortabel 3:0.
Aber der Liganeuling aus Heimstetten rannte weiter an - und kam in der 61. Minute zum Anschlusstreffer. Und nicht einmal drei Minuten später stand es bereits 3:3! Der SVH schaffte es, in der 61., 62. und in der 63. Minute jeweils zu treffen. Lukas Riglewski (2) und Fabio Sabbagh sorgten für die rasante Wende. Am Ende stand Heimstetten dennoch ohne Punkte da. Wenige Minuten vor dem Abpfiff erzielte Patrick Weimar das Siegtor für Bayreuth.
Gleich drei „Halbzeiten“ in Pipinsried
Bleiben wir in der Bayern-Staffel: Das Duell zwischen dem abstiegsgefährdeten FC Pipinsried und dem Überraschungs-Tabellenzweiten VfB Eichstätt (1:2) war - rein vom Ergebnis her - eher ein unspektakuläres Spiel. Die favorisierten Gäste gingen 2:0 in Führung, Pipinsried kam nur noch zum Anschlusstreffer.
Kurios war allerdings die Länge der Halbzeitpause - die ging nämlich rund 45 Minuten! Grund: Kurz vor der Halbzeitpause verletzte sich Eichstätts Mittelfeldspieler Julian Kügel schwer am Knie - die Kniescheibe sprang heraus. Sanitäter eilten auf den Platz und hielten es dann für besser, auf den Krankenwagen zu warten, ehe der Spieler und dessen Knie bewegt werden. Hieß also: Julian Kügel lag fast eine Dreiviertelstunde auf dem Platz und die Begegnung konnte in der Zeit nicht weitergehen. Erst als der Krankenwagen eingetroffen war und den Spieler abtransportiert hatte, wurde die Partie fortgesetzt.
Für Kügel war damit das Fußballjahr 2018 gelaufen. Mittlerweile unterzog er sich einer Operation. Abgenutzte Gelenkteile und ein Teil des Meniskus wurden entfernt. Außerdem wurde eine Sehne aus dem Oberschenkel als Stabilisator ans Knie transplantiert, um ähnliche Verletzungen künftig zu vermeiden. Erst in etwa drei Monaten kann Kügel wieder in das Lauftraining einsteigen. Bis er wieder spielt, dürfte es danach noch weitere Wochen dauern. Zum Pflichtspielstart Anfang März muss Eichstätt also zunächst auf ihn verzichten.
Pickende Raben sorgen für Spielabsage in Bonn
Zu einer äußerst kuriosen Spielabsage kam es in der Regionalliga West . Zum Abschluss des Jahres sollte am 15. Dezember der Bonner SC den Aufsteiger TV Herkenrath 09 empfangen. Die Partie wurde jedoch wegen Unbespielbarkeit des Platzes im Sportpark Nord abgesagt.
Das klingt zunächst nicht ungewöhnlich, zumal die Temperaturen in den vergangenen Wochen teilweise im Frostbereich lagen. Der Grund für die Absage war allerdings nicht nur das Wetter. Verantwortlich waren vielmehr Raben, die den Rasen zerpickt und zahllose Löcher hinterlassen hatten. Das städtische Sport- und Bäderamt sperrte den Rasen nach einer Begehung, weil der Platz wegen der niedrigen Temperaturen gefroren war und die Löcher deshalb nicht beseitigt werden konnten. Einen Nachholtermin für das von pickenden Raben verhinderte Spiel gibt es noch nicht.
Thomas Brdaric muss „auf die Tribüne“
Den Unterschied zwischen Amateur- und Profifußball bekam Ex-Nationalspieler Thomas Brdaric, seit Sommer Trainer des FC Rot-Weiß Erfurt in der Regionalliga Nordost, im Oktober bei der Achtelfinalpartie im Landespokal von Thüringen beim Ligakonkurrenten FSV Wacker Nordhausen (4:5 im Elfmeterschießen) zu spüren. Brdaric wurde von Schiedsrichter Steven Greif (Westhausen) wegen mehrfachen Reklamierens „auf die Tribüne“ geschickt.
Im Albert-Kuntz-Sportpark des FSV Wacker hieß das: Brdaric kletterte lediglich über eine kleine Bande und befand sich damit nur rund einen Meter hinter seiner eigentlichen Coaching-Zone. Von dort verfolgte der ehemalige Bundesligastürmer den weiteren Spielverlauf zwischen Security-Mitarbeitern und Fans der Gastgeber, die in einem „Hexenkessel“ mit insgesamt 2960 Zuschauern für prächtige Stimmung sorgten. Amateurfußball-Feeling pur!