Kunze-Zwillinge sorgen für Verwechslungsfahr
Sehen sich zum Verwechseln ähnlich: Fabian und Lukas Kunze.[Foto: Andre Vogt]
Große Verwechslungsgefahr beim SV Rödinghausen: Die eineiigen Zwillinge Fabian und Lukas Kunze tragen seit 2015 gemeinsam das Trikot des Tabellenzweiten aus der Regionalliga West. Für die beiden 20-Jährigen ist das kein neues Gefühl. Die gebürtigen Bielefelder hatten bereits mit vier Jahren bei ihrem Heimatverein VfL Theesen mit dem Fußball angefangen. Auch eine Spielzeit bei der U 17 des Bundesligisten FC Schalke 04 hatten die beiden Mittelfeldspieler zusammen verbracht, ehe es auch gemeinsam zum SVR ging. Dort schafften sie den Sprung aus der eigenen Jugend in die Stammformation der ersten Mannschaft.
„Wenn man als Zwillinge im selben Verein spielt, wird man schon oft miteinander verglichen“, sagt Lukas Kunze, der eine Minute „jüngere“ Zwilling im Gespräch mit FUSSBALL.DE . „Das gehört nun einmal dazu. Vor allem auch, weil wir auf ähnlichen Positionen spielen.“ Fabian ergänzt: „Auch wenn es zum Teil nervig ist: Wir spielen schon so lange im selben Verein. Daran haben wir uns gewöhnt.“
Trainer Maaßen achtet auf Bewegungen und Laufstil
An die Zwillinge gewöhnen musste sich auch Trainer Enrico Maaßen, der seit Saisonbeginn beim SV Rödinghausen an der Seitenlinie steht. „Ich habe eigentlich relativ schnell herausgefunden, wie ich die beiden unterscheiden kann“, so der 34-Jährige gegenüber FUSSBALL.DE . „Rein äußerlich ist das zwar schwierig. Allerdings kann man beide anhand ihrer Bewegungen auf dem Platz und wegen des etwas anderen Laufstils gut auseinanderhalten.“
"Rein äußerlich ist das zwar schwierig. Allerdings kann man beide anhand ihrer Bewegungen auf dem Platz und wegen des etwas anderen Laufstils gut auseinanderhalten."
Auch wenn Fabian und Lukas Kunze, die nach wie vor unter einem Dach wohnen, beide im zentralen Mittelfeld zu Hause sind, unterscheiden sich ihre Rollen ein wenig. „Fabian ist ein ‚Sechser‘ mit einem starken Zweikampfverhalten. Lukas ist dagegen eher ein ‚Achter‘ oder ‚Zehner‘, der ein wenig kreativer und unbekümmerter spielt“, so Maaßen weiter.
Und wer ist aus Sicht der Zwillinge der bessere Fußballer? „Ich natürlich“, antwortet Fabian Kunze mit einem Schmunzeln. „Ein bisschen Selbstvertrauen gehört dazu.“ Bruder Lukas sieht das etwas pragmatischer: „Das kann man gar nicht so genau sagen. Jeder von uns hat unterschiedliche Qualitäten. Wir ergänzen uns als Gesamtpaket aber ziemlich gut.“
Konkurrenten um Stammplätze im zentralen Mittelfeld
Obwohl die Zwillinge auch Konkurrenten im Kampf um die Stammplätze im zentralen Mittelfeld sind, „hat die Situation eigentlich keinen Einfluss auf unser Verhältnis. Wir können das vernünftig einschätzen und gönnen dem jeweils anderen die Einsatzzeit“, so Fabian. „Wobei: Ab und zu muss man sich schon ein paar Sprüche anhören“, ergänzt Lukas. „Es ist aber nicht so, dass wir uns gegenseitig auf die Nerven gehen.“
Aktuell hat Fabian mit 25 Pflichtspiel-Einsätzen die Nase vorn, gehörte auch bei den DFB-Pokal-Höhepunkten gegen Dynamo Dresden (3:2 nach Verlängerung) und den FC Bayern München (1:2) jeweils zur Startformation. Bruder Lukas war in 20 Partien für den SVR am Ball. In den ersten beiden Ligaspielen nach der Winterpause spielten beide von Beginn an.
Da beide leicht unterschiedliche Spielertypen sind, sehen die Kunze-Zwillinge auch Aspekte, die sie jeweils vom anderen lernen können. „Ich könnte mir bei Lukas die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor und den Torabschluss mit dem linken Fuß abschauen“, meint Fabian. „Mein Bruder schafft es, über die kompletten 90 Minuten konstant abzuliefern und konzentriert zu sein“, lobt Lukas.
Fabian: „Eines Tages auch mal in verschiedenen Vereinen“
Fabian und Lukas Kunze werden voraussichtlich noch einige weitere Jahre beim SV Rödinghausen zusammenspielen. Der Vertrag von Fabian in Rödinghausen läuft noch bis zum 30. Juni 2020. Lukas hat sich sogar schon zwei zusätzliche Jahre (bis 2022) an den SVR gebunden.
Nach mehr als 16 Jahren im selben Verein: Werden die Zwillinge auch darüber hinaus für die gleiche Mannschaft am Ball sein? „Im Fußball ist alles denkbar“, so Lukas Kunze. „Ich hoffe aber doch, dass wir eines Tages auch mal in anderen Vereinen spielen, um auch mal etwas Neues auszuprobieren“, findet Fabian.
Über Metzelder-Klub TuS Haltern zum „Finaltag der Amateure“
Zunächst gilt der Fokus der Zwillinge aber der Restrunde mit dem Tabellenzweiten. Der alles andere als optimale Start nach der Winterpause (0:1 bei der U 23 von Borussia Mönchengladbach und 0:2 gegen Alemannia Aachen ) soll so schnell wie möglich ausgebügelt werden.
Bereits am Freitag (ab 20.15 Uhr) wartet ein echter Höhepunkt auf Kunze und Co. Im Halbfinale um den Westfalenpokal geht es vor eigenem Publikum gegen den Oberligisten TuS Haltern, bei dem Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder (früher unter anderem Borussia Dortmund, Real Madrid und FC Schalke 04) erster Vorsitzender ist.
Der Gewinner des Duells qualifiziert sich für den „Finaltag der Amateure“ am 25. Mai und wahrt damit auch die Chance auf die Qualifikation für den DFB-Pokal. Im zweiten Halbfinale stehen sich am Samstag (ab 14 Uhr) die beiden Regionalliga-Konkurrenten SC Verl und SC Wiedenbrück gegenüber. „Der erneute Einzug in den DFB-Pokal ist unser klares Ziel“, betont Lukas Kunze.
Topspiel gegen Tabellenführer Viktoria Köln am 16. März
Aber auch in der Meisterschaft will der SV Rödinghausen trotz des missglückten Starts im neuen Jahr nicht nachlassen. „Wir wollen in der zweiten Serie auf jeden Fall Punkte holen als in der Hinrunde“, kündigt Fabian an. „Wenn wir unsere Hausaufgaben machen, können wir oben auch noch einmal angreifen“, meint Lukas.
Durch die jüngsten Rückschläge ist der Abstand zu Tabellenführer FC Viktoria Köln allerdings auf zehn Zähler angewachsen. „Wir wollen zur Stelle sein, wenn die Viktoria Punkte liegen lässt“, betont Lukas auch mit Blick auf das direkte Duell am 16. März in Rödinghausen. „Wenn es nicht klappt, starten wir halt in der nächsten Spielzeit einen neuen Versuch. In dieser Saison haben wir schon gezeigt, zu welchen Leistungen wir fähig sind.“