...und nach dem Spiel wird Sekt aufgemacht
Sektdusche nach gewonnenem Pokalfinale[Foto: Franziska Rappl]
Heute ist Weltfrauentag - das ist selbstverständlich auch FUSSBALL.DE nicht entgangen. Grund genug für unsere Autorin, als waschechte Amateurfußballerin einmal mit einem Augenzwinkern unter die Lupe zu nehmen, wie viel Wahres an den Vorurteilen gegenüber fußballspielenden Frauen dran ist.
Wer kennt sie nicht, die abgedroschenen Vorurteile über Frauen, deren Hobby es ist, das runde Leder über den Platz zu jagen? Und bei wem erzeugen sie nicht instinktiv das Bedürfnis, mit den Augen zu rollen? Vermutlich bei nahezu allen aktiven Fußballerinnen Deutschlands. Jeder weiß, dass es der Frauenfußball im Profigeschäft schwer hat und oft nur im Schatten des großen, strahlenden Herrenfußballs steht. Und auch als männlicher Fußballer in einer der unteren Amateurligen bleibt man von neckischen Floskeln keinesfalls verschont. So hat wahrscheinlich jeder Kreisliga-Kicker bereits mehr als nur einmal hören müssen, dass die Stärken des Teams wohl eher am Tresen als auf dem Rasen lägen. Nun der Super-GAU: Frauenfußball im Amateurbereich – mehr Vorurteilsbelastung geht wahrscheinlich kaum!
Es wird pausenlos gequatscht
Diesem Vorurteil kann ich leider nur schwer widersprechen. Bereits beim Betreten der Kabine wird sich über die heißesten News ausgetauscht, was wohl unabhängig von Geschlecht und Spielklasse überall so ist. Doch da bei uns der Weg von den Kabinen zum Platz recht lang ist, geht das Geplapper hier nahtlos weiter. Auf dem (Kunst-)Rasen angekommen, hat man sich dann erst so richtig warmgeredet. Den Redeschwall zu unterbinden, ist dann Aufgabe der Trainerin oder des Trainers. Hier hat unser Coach für die Trinkpausen die schöne Wortfolge „traben – trinken – traben“ geprägt, damit ja nichts von der kostbaren Trainingszeit für Geplapper draufgeht. Aber kein Problem; der Gesprächsfaden wird nach Trainingsende mühelos wieder aufgenommen. Am Spieltag kann die Plauderei vor der Partie schon einmal die Konzentration stören, doch spätestens nach einer verkorksten ersten Hälfte ist es nach dem Halbzeitpfiff in der Kabine totenstill.
"Wir sind einfach fußballverrückt – genau wie unsere männlichen Kollegen auch"
Das Duschen dauert länger als das Training selbst
Da die Trainingszeit mindestens neunzig Minuten beträgt, ist das natürlich vollkommen übertrieben. Dennoch kann es, wenn es nach einem Samstagsspiel noch gemeinsam ein Event zu besuchen gilt, schon mal eine gute Dreiviertelstunde dauern, bis wir die Kabine zuschließen. In der Regel geht das aber deutlich schneller. Montags teilen wir uns die Trainingszeiten mit der Altherren-Mannschaft des Vereins. Die verlässt zwar vor uns den Platz, ist aber meistens noch nach uns in ihrer Kabine. Ob das jetzt am gründlichen Duschen oder eher am großen Bierdurst liegt, sei dahingestellt…
Zweikämpfe werden vermieden
Gänzlich dementieren kann ich dieses Vorurteil nicht. Ja, es werden verhältnismäßig wenige Fouls gespielt und ja, es werden nur selten Gelbe, geschweige denn Rote Karten verteilt. Doch es gibt durchaus Kandidatinnen, die zunächst einmal ihren Körper in den Gegner werfen und dann ganz nebenbei nachsehen, ob im Zweikampf nicht rein zufällig doch auch der Ball getroffen worden sein könnte. Wird dann Foul gepfiffen, stößt dies natürlich auf völliges Unverständnis bei der Verursacherin.
Das Lesben-Klischee
In unserem aktuellen Kader ist genau eine Spielerin mit einer Frau liiert. Sie hat es gut, denn alle anderen ärgern sich abseits des Platzes mit Männern herum und wissen, dass diese teilweise schwerer zu handeln sind als so manches halbhohes Zuspiel. In einigen Teams sind es mehr, in anderen weniger. Und selbst, wenn es alle wären – wen interessiert’s?
Vor dem Spiel ist das Styling wichtiger als das Aufwärmprogramm
Das ist natürlich völliger Quatsch. Ich kann zwar nicht verneinen, dass ein Haarspray einmal fester Bestandteil des Inhaltes unserer Trikottasche war oder dass es bei wichtigen Begegnungen zur Spielvorbereitung gehört, sich gegenseitig Glücksfrisuren zu flechten. Ordentlich aufgewärmt wird sich aber trotzdem – und das top gestylt!
Nach dem Spiel wird Sekt aufgemacht
Zumindest bei uns Knallen die Korken allenfalls, wenn nach einem gewonnenen Kreispokalfinale alle Beteiligten in den Genuss einer Sektdusche kommen. Im Regelfall steht nach Abpfiff jedoch prompt der obligatorische Bierkasten bereit. Bestehend aus ein paar Pils für den harten Kern im Team, Cola-Bier und vor allem Radler. Ja, richtig gelesen: Radler. Schließlich sind wir gewissenhafte Sportlerinnen, denn schon Rick Arena wusste: „Radler ist kein Alkohol!“ – also völlig unbedenklich.
Fazit
Es ist wohl doch mehr an so manchem Vorurteil dran, als uns Amateurfußballerinnen lieb ist. Aber was soll’s, wir können schließlich über uns selbst lachen. Und mal Spaß beiseite: Wir geben in jedem Training unser Bestes, im Spiel jagen wir jedem Ball nach, jubeln über jeden Treffer und feiern jeden Sieg. Wir haben Teamgeist und sind einfach fußballverrückt – genau wie unsere männlichen Kollegen auch. Und abseits des Sportgeländes sind wir ebenfalls immer füreinander da, motivieren und unterstützen uns. Wir Amateurfußball-Frauen können stolz auf uns und unser Team sein – und das nicht nur am Weltfrauentag, sondern an 365 Tagen im Jahr.