Rückblick |24.12.2019|09:15

Herberger-Urkunde: So funktioniert digital

In den vergangenen Jahren ausgezeichnet: Der Schleswig-Holsteinische Fußballverband (l.) und die Schiedsrichter-Vereinigung Buchen.[Foto: Collage FUSSBALL.DE]

Alljährlich werden die Sepp-Herberger-Urkunden für beeindruckendes ehrenamtliches Engagement an Akteure des organisierten Fußballs verliehen. Ausgezeichnet werden herausragende Aktivitäten aus dem Behindertenfußball, der Resozialisierung von Strafgefangenen sowie in der Kooperation zwischen Schulen und Vereinen. Seit dem Jahr 2016 werden zudem zusammen mit dem Softwarekonzern SAP auch Fußballorganisationen prämiert, die sich im Bereich "Fußball Digital" engagieren und dabei neue Technologien und Möglichkeiten nutzen. In der Kategorie "Sozialwerk" wird zusammen mit der Horst-Eckel-Stiftung der "Horst-Eckel-Preis" verliehen.

Im Rahmen einer Feierstunde mit prominenten Fußball-Persönlichkeiten am 9. März 2020 in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin erhalten Fußballorganisationen für hervorragende Projekte in fünf Kategorien Geldpreise im Gesamtwert von 45.000 Euro. Einsendeschluss für die aktuelle Bewerbungsphase ist Freitag, 3. Januar 2020. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu den Sepp-Herberger-Urkunden haben wir hier zusammengestellt.

In einer Serie auf FUSSBALL.DE stellen wir die erstplatzierten Preisträger in den vergangenen drei Jahren in den verschiedenen Kategorien vor. Heute: Fußball Digital.

1. Platz 2019: Der Schleswig-Holsteinische Fußballverband (SHFV)

In vielen Bereichen ist vom digitalen Zeitalter die Rede. Auch im Fußball wird die Digitalisierung immer wichtiger. Der Schleswig-Holsteinische Fußballverband entwickelte ein wegweisendes Projekt, das Signalwirkung auch für andere DFB-Landesverbände und Fußballvereine haben könnte. Es geht um die Einführung eines flexiblen Spielbetriebs im Fußball nach wirtschaftlich-ökologischen Gesichtspunkten. Konkret bedeutet das, dass sich im SHFV die Einteilung der jeweiligen Spielklassen nicht mehr an den Grenzen der Kreisfußballverbände orientieren, sondern an der tatsächlichen Entfernung, die die Vereine zu ihren Gegnern bewältigen müssen.

Um dabei nicht den Überblick zu verlieren, erstellt eine Software den Spielplan. Die Berechnungen werden von dem jeweiligen Sportplatz des Vereins gestartet und ergeben am Ende die für die Gesamtheit aller Mannschaften einer Spielklassenebene beste Lösung. Ob ein Verein zum Beispiel in der Verbandsliga West oder Ost eingeteilt wird, entscheidet die Software und nicht die sportpolitische Zuordnung. Die Saison 2019/2020 ist bereits die dritte Spielzeit nach flexiblem Spielbetrieb. Im hohen Norden wird es als Modell der Zukunft angesehen – und andere Verbände wollen nachziehen.

1. Platz 2018: Die Schiedsrichter-Vereinigung Buchen (Badischer Fußball-Verband)

Fußball ohne Schiedsrichter? Ein Ding der Unmöglichkeit! Die Unparteiischen sorgen vor allem im Amateurfußball dafür, dass in den rund 25.000 Vereinen im Bereich des Deutschen Fußball-Bundes ein Punktspielbetrieb aufrechterhalten werden kann. Die Schiedsrichter-Vereinigung im badischen Buchen ist besonders umtriebig. Sie hat schon mehrere DFB-Online-Anwärterkurse für Schiedsrichter erfolgreich beendet. Die Odenwälder gehören damit zu den aktivsten Schiedsrichtergruppen in Sachen Online-Schulung.

Die Vorteile hinter der Initiative sind vielfältig: Man kann individuell jede freie Minute am Computer oder sogar am Smartphone nutzen, um Regeln zu lernen. Das bedeutet gleichzeitig, dass weniger Präsenzschulungen nötig sind und dass damit oft verbundene Schwierigkeiten bei der Terminfindung reduziert werden können. Die Basis, die Regelkunde, wird online vermittelt. Damit sich die Verantwortlichen dennoch ein persönliches Bild von den zukünftigen Schiedsrichtern machen können, gibt es weiterhin vier anwesenheitspflichtige Termine während der Ausbildung. In diesem Fall wird die Digitalisierung als perfekte Ergänzung genutzt: Die fachliche Qualität der neuen Schiedsrichter hat sich gesteigert und gleichzeitig konnten dank der flexibleren Ausbildungsschiene auch quantitativ mehr neue Unparteiische gewonnen werden.

1. Platz 2017: SV Rot-Weiß Viktoria Mitte 08 e.V. (Berliner Fußball-Verband)

Im digitalen Zeitalter hat der Klub aus Berlin einen neuen Weg eingeschlagen. Das Motto beim SV Rot-Weiß Viktoria Mitte 08 lautet: Vom Spieler zum Sprecher, vom Sportler zum Berichterstatter. Das Zauberwort heißt "Viktoria Channel". Auf dem internen Video-Blog des Klubs werden Berichte zu den Spielen angeboten. Statt geschriebener Texte über den Spielverlauf gibt es dort kurze Bewegtbildbeiträge zu sehen. Um das Format auszubauen, können sich Jugendliche und andere Interessierte zu Vereinsreportern ausbilden lassen. Die Förderung sprachlicher und medialer Kompetenz steht dabei im Mittelpunkt. Produziert werden die Filme auf den persönlichen Smartphones der Spieler und Trainer oder auf vereinseigenen Digitalkameras.

Dass der Spaß natürlich im Vordergrund stehen soll, lässt sich am besten am Projekt "Fußball-Floskeln" ablesen. Auf sehr anschauliche Art und Weise werden die berühmt-berüchtigten Worthülsen der Kommentatoren auf die Schippe genommen. Sehr gelungen und fast schon professionell mit "Special Effects" erstellt.