Tausendsassa |06.01.2020|14:15

Der Mann, der nicht wegschauen kann

Malchow-Spieler Hannes Zimmermann: "Ich bin eben das Mädchen für alles."[Foto: privat]

Spieler, Trainer, Betreuer, Organisator, manchmal auch Jobvermittler – Hannes Zimmermann vom Malchower SV 90 ist ein echter Tausendsassa. Für den Verein und seine Mitspieler lässt er oftmals sogar das Privatleben schleifen. Fußball ist für Zimmermann mehr als nur ein Hobby. Das Vereinsleben ist für den 29-Jährigen praktisch eine Lebenseinstellung.

"Wenn ich Fußball spiele, ist es für mich nicht damit getan, die Fußballschule anzuziehen und auf den Platz zu gehen. Ich mache immer etwas mehr", sagt er im Gespräch mit FUSSBALL.DE . "Ich bin ein Mensch, der einfach nicht wegschauen kann und überall helfen möchte.“ Sein Hang zum Ehrenamt begann im Jahre 2012, als er beim SV Alt Schwerin einstieg – und zwar in jeder Funktion, die irgendwie verfügbar war. "Ich war Mannschaftsleiter, Trainer, Obmann und Spieler in einer Person. Ich habe mir alles aufgehalst, was ich irgendwie tragen konnte“, erzählt er. Heute ist der 29-Jährige beim Nachbarverein Malchower SV 90 aktiv. Seine Funktionen: Vorstandsmitglied, Spieler und Mannschaftsverantwortlicher, zuletzt auch Trainer der A-Jugend. "Ich bin eben das Mädchen für alles“, sagt er lächelnd. Wechselt ein Spieler den Verein, kümmert sich Zimmermann um die Organisation. Sind Spiele oder Turniere zu planen? Zimmermann ist zur Stelle. Und was ist, wenn ein Spieler einen neuen Job oder einen Ausbildungsplatz benötigt? Einfach Hannes Zimmermann fragen – der weiß, was zu tun ist.

Jobs vermitteln, Flüchtlingen helfen

"Er kümmert sich um jeden einzelnen Spieler in der Mannschaft sowohl privat als auch fußballerisch“, erzählt Vereinskamerad Marcel Wiechmann. "Er hat schon mehreren Leuten eine Arbeit oder eine Ausbildung besorgt - und das alles aus Gutmütigkeit.“ Zimmermann ist es fast ein wenig unangenehm, wird er auf die lobenden Worte angesprochen. "Ja, das stimmt, ich habe dem einen oder anderen geholfen“, sagt er. "Als ich zuletzt noch unsere A-Jugend trainiert habe, hatte ich viele Spieler in der Mannschaft, die noch nicht so richtig wussten, in welche Richtung ihr Leben geht und was sie beruflich machen sollen. Da habe ich eben geholfen, meinen Spielern eine Ausbildung zu verschaffen, oder ich habe neu hinzugezogenen Spielern aufgezeigt, was man hier in der Region so machen kann.“ Auch hier gilt: Zimmermann mag nicht wegschauen. "Wenn ich höre, dass jemand keine Arbeit hat, bin ich jemand, der sofort das Handy zückt und bei der Jobsuche hilft.“ Wie er dabei vorgeht? "Einfach herumfragen. Es gibt Sponsoren, zudem habe ich Freunde und Bekannte, die in unterschiedlichen Firmen arbeiten oder selbstständig sind. So lässt sich herausfinden, wo eine Stelle frei ist“, antwortet er.

"Ich bin ein Mensch, der einfach nicht wegschauen kann und überall helfen möchte"

Einem Spieler vermittelte er zum Beispiel eine Arbeit als Speditionsfahrer. Ein anderer Spieler, der als Flüchtling aus Marokko nach Deutschland kam, verhalf er zu einer Ausbildung in einer Tischlerei. Überhaupt kümmert sich Zimmermann gerne um Hinzugezogene – völlig unabhängig davon, ob die Menschen aus einer anderen Stadt, einem anderen Land oder sogar einem anderen Kontinent stammen. Wiechmann erzählt: "Besonders schwere Arbeit leistete er für unseren Topspieler aus Ghana, der immer wieder Ärger mit den Behörden hatte - nicht weil er sich falsch verhält, sondern weil er nicht aus einem Kriegsgebiet kommt. Hannes versuchte alles in seiner Macht stehende, damit unser Ghanaer nach fünf Jahren Aufenthalt endlich hier bleiben darf.“ In der zweiten Jahreshälfte 2019 musste der Betroffene zwar zunächst zurück nach Ghana. Doch er hat bereits ein Visum beantragt und hofft auf eine baldige Rückkehr. Wer ihm dabei hilft? Richtig: Hannes Zimmermann.

Im Verein vom Privatleben abschalten

Allzu viel Freizeit bleibt neben dem Sport nicht. Zumal Zimmermann nicht nur Fußball, sondern auch Eishockey spielt – und hier ähnlich engagiert ist. Dann wäre da auch noch seine Arbeit als Außendienstmitarbeiter, die ebenfalls sehr zeitintensiv ist. Ärger im Privatleben ist da vorprogrammiert. Zumindest wenn man eine Freundin hat, die auch etwas Zeit gewidmet haben möchte. "Seitdem ich im Vereinsleben so engagiert bin, sind bei mir zwei Beziehungen zu Brüche gegangen. Für mich gingen die Aufgaben im Verein immer vor“, sagt Zimmermann, der nun allerdings erneut in einer Beziehung ist. Die Prioritäten sind aber weiterhin klar verteilt: "Ich bin ein Kontaktmensch, möchte manchmal aber auch vom Privatleben abschalten. Die Mannschaft bietet die beste Möglichkeit dazu, sich auszuklinken, um mal nichts mit der Frau oder Familie zu machen, sondern sich mit den Leuten aus der Mannschaft auch über andere Dinge zu unterhalten.“ Letztendlich aber würden sich Verein und Familie keineswegs ausschließen. "Man muss eben nur eine Partnerin finden, die dazu passt“, sagt Zimmermann.

Es wäre ihm zu wünschen, dass er diese nun gefunden hat.