45 Jahre Fan |08.02.2020|10:15

Horst Fried: In Saarbrücken Kultstatus

Mehr als vier Jahrzehnte Wegbbegleiter des 1. FC Saabrrücken: Horst Fried.[Foto: Andreas Schlichter/Collage FUSSBALL.DE]

Wenn der 1. FC Saarbrücken spielt, ist auch er dabei - und das in den allermeisten Fällen schon seit 1974. Seine Liebe zu den Blau-Schwarzen entdeckte Horst Fried am 1. Mai jenes Jahres. Am letzten Spieltag der Regionalliga Südwest wollte der FCS mit einem Sieg über den Saar-Rivalen VfB Theley die Qualifikation zur damals neu geschaffenen 2. Bundesliga Süd klarmachen. Am Ende stand aber eine schmerzhafte 0:1-Niederlage. "Ausgerechnet der Ex-Saarbrücker Werner Kaiser traf in der 43. Minute", schießt es aus dem heute 58-jährigen Fried heraus. Die Daten rund um seinen Lieblingsverein hat er wie auf Knopfdruck parat. Deshalb weiß er auch heute noch, wie die Geschichte für den FCS damals weiterging: "Weil Alsenborn aber keine Lizenz bekam, klappte es doch noch mit dem Sprung in die 2. Liga."

An die großen Zeiten in der Bundesliga von 1976 bis 1978 und dann noch einmal 1985/1986 sowie 1992/1993 erinnert sich der aus dem Stadtteil St. Arnual stammende und zu Jugendzeiten beim FV Fechingen aktive Fried besonders gerne zurück. Aber auch die jüngsten Erfolge im DFB-Pokal bezeichnet er als "absolute Highlights". Nachdem schon Zweitligist SSV Jahn Regensburg in der ersten Runde mit 3:2 bezwungen wurde, hat das 3:2 Ende Oktober gegen den drei Klassen höher angesiedelten Bundesligisten 1. FC Köln den Saarbrückern nicht nur bundesweites Aufsehen und fette Zusatzeinnahmen, sondern auch den Einzug ins Achtelfinale beschert.

Hier kommt es am Mittwoch, 5. Februar, ab 20.45 Uhr, nun zum Duell mit Zweitligist Karlsruher SC. "Nachdem es gegen Köln geklappt hat, denken einige, dass der KSC überhaupt kein Problem ist. Doch es sind immerhin noch zwei Klassen Unterschied zwischen beiden Mannschaften", warnt Fried. Den neuen Trainer der Saarbrücker sieht er aber als Trumpf für das Pokalspiel: "Lukas Kwasniok war früher in Karlsruhe tätig und kennt auch die aktuelle Mannschaft sicher besser als viele andere."

Wenn es um den FCS geht, muss Fried den Spagat zwischen Fan-Sein und objektiver Berichterstattung schaffen. Seit Anfang der 90er Jahre schreibt das Mitglied einer Redaktionsgemeinschaft aus der saarländischen Landeshauptstadt auch für überregionale Medien über den Verein. Obwohl er zudem Texte für die FCS-Medien verfasst, scheut er sich nicht, Vereinsentscheidungen kritisch zu betrachten. Die Beurlaubung von Trainer Dirk Lottner, der trotz einer bis dahin punktemäßig starken Saison und den Erfolgen im DFB-Pokal Anfang Dezember gehen musste, bezeichnet Fried auch mit einigen Wochen Distanz als "absolut unverständlich".

Lebendes Fußball-Lexikon mit vielfältigen Kontakten

Als lebendes Fußball-Lexikon und aufgrund seiner vielfältigen Kontakte, die er im Laufe der Jahrzehnte aufgebaut hat, aber auch wegen seines Humors hat es Fried längst zu einer Kultfigur im Umfeld des FCS geschafft. Auf gelegentliche Fauxpas blickt er schmunzelnd zurück: "Anfang 2002 war ich mit der damaligen Zweitligamannschaft im Trainingslager in Portugal. Währenddessen wurde der damalige Trainer Heribert Weber gefeuert. Das bekam ich aber erst drei Tagen später mit, weil ich noch im Land unterwegs war".

Bei Auswärtsspielen der Saarbrücker ist oft Frieds Organisationstalent gefragt. Weil er aufgrund einer Sehbehinderung selbst nicht mehr Auto fahren kann, ist er auf öffentliche Verkehrsmittel und die Mitnahme durch Bekannte oder Kollegen angewiesen. Nicht selten kann er auf diesen Touren auch einer anderen Leidenschaft frönen: Der frühere Postbedienstete klappert Fußballplätze systematisch ab, fertigt dabei Bilder an und archiviert diese zuhause in St. Ingbert. "Rund 2000 Fotos habe ich schon. In Städten wie Trier, Koblenz, Frankfurt, Mannheim oder Ludwigshafen war ich sogar auf sämtlichen Anlagen", berichtet Fried stolz.

Eine Bilderserie wird einen besonders hohen Stellenwert in seiner Sammlung haben - nämlich die vom umgebauten Ludwigsparkstadion, in das der FCS nach dann gut vier Jahren im Ausweichstadion von Völklingen wohl im Sommer zurückkehren wird.