Familienbande |31.01.2020|11:00

Barbetti: Trainer und vier Söhne in Wanheim

Die Barbettis beim SV Wanheim: Luciano, Trainer Gino, Stefano und Gianluca sowie Cousin Pasquale (l.).[Foto: privat/Buschmann/Collage Fussball.de]

Wer den Kader der ersten Mannschaft des SV Wanheim 1900 durchgeht, dem springt ein Name sofort ins Auge: Barbetti. Trainer Gino und seine vier Söhne Stefano, Gianluca, Luciano und Fabio spielen beim A-Ligisten aus Duisburg – die neueste Folge unserer Serie "Familienbande".

In der vergangenen Saison gab es eine besondere Premiere bei den Wanheimern. Plötzlich standen tatsächlich alle vier Söhne von Gino, der die Truppe gemeinsam mit Taher Alidrissi coacht, gemeinsam auf dem Feld. Das hatte es vorher noch nie gegeben, schließlich sind die Jungs fast zehn Jahre auseinander. "Da Fabio vorzeitig aus der A-Jugend hochgezogen wurde, hatten wir auf einmal alle zusammen auf dem Platz", erinnert sich Stefano und fügt an: "Das war ja immer unser Ziel!"

Kapitän mit Kreuzbandriss

Er ist der älteste – und hofft, dass das Barbetti-Quartett in der Rückrunde der laufenden Saison häufiger fast die Hälfte der Elf stellt. Stefano (27) arbeitet nämlich an seinem Comeback. Vor zehn Monaten hat sich Wanheims Kapitän einen Kreuzbandriss zugezogen, deswegen hat er in dieser Serie noch keine einzige Minute für seinen Verein absolviert. Zum Trainingsauftakt am 15. Januar stand er pünktlich mit gepackter Tasche in der Kabine, die Zeit der quälenden Reha, der ewig gleichen Einheiten im Fitnessstudio und vor allem des tatenlosen Zuschauens, wenn seine Kumpel und der Rest der Familie am Ball ist, soll endlich vorbei sein.

"Unser Ziel war immer, dass wir alle zusammen in einer Mannschaft spielen"

Gino Barbetti wird 1965 in Manfredonia bei Bari geboren. Als junger Mann zieht er in den Ruhrpott, lernt in Duisburg seine spätere Frau Grazia kennen, bald kommt das erste Kind: Stefano. Es folgen Gianluca (heute 25), Luciano (22) und Fabio (18), alles Jungs. "Es ist ja wohl klar, was bei uns an erster Stelle stand", wirft Stefano Barbetti lachend ein. Natürlich Fußball. In jeder freien Minute wird gekickt, vor der Haustür, auf der Straße, auf dem Pausenhof der Hubertus-Grundschule und ganz früh auch im Verein. Zunächst beim Duisburger Spielverein 1900, ehe es zum SV Wanheim 1900 geht. "Obwohl wir alle zwischenzeitlich auch mal kurz weg waren und woanders gespielt haben, ist das unser Verein. Wanheim ist so etwas wie eine Familie für uns", betont Stefano Barbetti.

Cannavaro als Vorbild

Er als der älteste unter den vier Brüdern hat immer zugesehen, dass alle zusammen halten. Als der kleine Fabio gerade laufen kann, ist er selbstverständlich schnell bei den Größeren dabei. Fußballerisch allerdings sind sie so grundverschieden, wie es gegensätzlicher kaum sein könnte. Stefano spielt am liebsten in der Innenverteidigung, auch wenn er gelegentlich auf einer anderen Position aushelfen muss. Das Vorbild des nur 1,76 Meter großen Abwehrspielers ist Fabio Cannavaro. Luciano ist auf der Sechs zu Hause, ein echter Wadenbeißer vom Schlag Gennaro Gattuso. Gianluca zieht gerne die Fäden im Mittelfeld, und Fabio ist vorne zu Hause. "Rein spielerisch ist Gianluca sicher der talentierteste von uns", meint Stefano Barbetti und gibt zu: "Deshalb bin ich auch immer besonders kritisch zu ihm – eigentlich haben es alle drei nicht leicht mit mir, denn zu meinen Brüdern bin ich viel strenger als zu den anderen Mitspielern."

Das hat er von seinem Vater. Gino Barbetti trainiert Stefano fast durchgehend von den Minikickern bis jetzt in der ersten Mannschaft. Ein Lob kommt dem 54-Jährigen nie über die Lippen – zumindest seinem ältesten Sohn gegenüber. "Er hat mir immer nur gesagt, was ich besser machen könnte", erinnert sich Stefano Barbetti. "Von anderen Leuten aber habe ich dann immer erfahren, dass er mich ihnen gegenüber gelobt hatte."

So kann's gehen! Zwei weitere Familienmitglieder, die beiden Cousins Pasquale Ciociola und Michele Giufreda, kicken in der im letzten Sommer neu gegründeten vierten Mannschaft in der Kreisliga C . Miqueles Sohn ist natürlich längst bei den Wanheimer Bambinis am Ball, die nächste Generation Barbettis führt also die schöne Familientradition im Verein fort.

Schmucke Sportsbar

Stefano Barbetti und Pasquale Ciociola sind aber noch in einer anderen Funktion für den SV Wanheim 1900 wichtig. Letztes Jahr übernahmen sie gemeinsam mit Jugendleiter Abdellah "Lahi" Kaddouri als Pächter das etwas heruntergewirtschaftete Vereinsheim am Honnenpfad. "Wir waren der Meinung, dass zu solch einem tollen Familienverein wie dem SV Wanheim auch ein schöner Treffpunkt gehört, wo man sich vor oder nach dem Training und natürlich am Wochenende, wenn die Spiele laufen, gerne aufhält. Deshalb hat Pasquale eine Menge Geld dort reingesteckt und wir haben alles schön renoviert", berichtet Stefano Barbetti und führt aus: "Jetzt haben wir auf der Anlage eine klasse Sportsbar mit Kicker, Darts und einer Leinwand, auf der man auch Fußball gucken kann. Außerdem gibt's natürlich was auf den Teller - und zwar nicht nur italienische Küche..."

Außerdem haben die beiden Selfmade-Men aus Duisburg ein kleines Modelabel gegründet. Ob T-Shirts, Taschen oder Caps "DRP-Style" made in Wanheim ist jetzt auf den Straßen im Ruhrpott und darüber hinaus angesagt. "Nachdem wir die ersten Caps entworfen hatten, haben viele Freunde gesagt, dass wir daraus unbedingt mehr machen sollten. Gesagt, getan", sagt Stefano Barbetti, der eigentlich bei der Feuerwehr gelernt hat.

Schon am 9. Februar geht es für die Wanheimer in der Kreisliga A wieder um Punkte, dann gastiert die "Zwote" des DSV 1900 am Honnenpfad. Wenn alles gutgeht, stehen beim Tabellenvierten vier Barbettis auf dem Platz - und wenn es noch besser läuft, soll am Ende der Saison der Aufstieg in die Bezirksliga gefeiert werden. Das schmucke Vereinsheim wäre bereit für eine rauschende Party beim Familienverein SV Wanheim 1900.