Rückkehrer |16.06.2020|17:00

Waldhofs Conrad: "Familie an erster Stelle"

Kevin Conrad: "Ein wichtiger Aspekt war die Planungssicherheit"[Foto: 2020 Getty Images]

Nach einer erfolgreichen Spielzeit mit Aufsteiger SV Waldhof Mannheim in der 3. Liga wird Kevin Conrad zur neuen Saison in die Regionalliga Südwest zurückkehren. Der 29 Jahre alte Kapitän schließt sich der SV 07 Elversberg an. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht der Innenverteidiger über seine Entscheidung für die 4. Liga und die Perspektiven im Saarland.

FUSSBALL.DE: Sie wechseln nach der Saison von einem Drittligisten mit Aufstiegschancen, bei dem Sie Stammspieler und Kapitän sind, wieder in die Regionalliga Südwest. Warum dieser Schritt, Herr Conrad?

Kevin Conrad: Ein wichtiger Aspekt war die Planungssicherheit. Für mich steht die Familie schon immer an erster Stelle. Seit neun Monaten ist unser Sohn Matti auf der Welt. Durch den Drei-Jahres-Vertrag bei der SV 07 Elversberg muss ich mir nicht ständig Gedanken um meine Zukunft machen. Dafür nehme ich es auch in Kauf, einen Schritt zurückzugehen. Das war schon bei meinem Wechsel 2017 vom Chemnitzer FC zum damaligen Viertligisten nach Mannheim der Fall. Mit dem Aufstieg 2019 hatte es mit der Rückkehr in die 3. Liga schnell funktioniert. Darauf hoffe ich auch diesmal.

Wie haben Ihre Mitspieler auf den bevorstehenden Wechsel reagiert?

"Es gab auch Interesse von anderen Vereinen, die Gespräche mit den Verantwortlichen der SVE haben aber den Ausschlag gegeben. Mit Trainer Horst Steffen hatte ich schon für kurze Zeit beim Chemnitzer FC zusammengearbeitet. Schon damals hat mir seine Spielidee gefallen"

Conrad: Komplett überraschend kam es für sie vermutlich nicht. Schon im Winter hatte die SV 07 Elversberg an mir Interesse signalisiert. Als mein Abschied endgültig feststand, waren einige Mitspieler schon traurig, dass wir in der nächsten Saison nicht mehr gemeinsam auf dem Feld stehen werden. Sie haben sich aber auch gefreut, dass ich zu einem Verein wechsle, bei dem für mich alle Aspekte passen.

Warum fiel Ihre Wahl auf die SV 07 Elversberg?

Conrad: Es gab auch Interesse von anderen Vereinen, die Gespräche mit den Verantwortlichen der SVE haben aber den Ausschlag gegeben. Mit Trainer Horst Steffen hatte ich schon für kurze Zeit beim Chemnitzer FC zusammengearbeitet. Schon damals hat mir seine Spielidee gefallen. Er legt viel Wert auf spielerische Lösungen. Auch zu Sportdirektor Nils-Ole Book war eine Vertrauensbasis direkt da.

Beim SV Waldhof Mannheim tragen Sie seit zwei Jahren die Spielführerbinde. Haben Sie solche Ambitionen auch in Elversberg?

Conrad: Die Kapitänsbinde ist für mich keine Voraussetzung, um Verantwortung zu übernehmen. Ich kann auch so meine Erfahrung aus 146 Partien in der 3. Liga einbringen. Beim SV Waldhof war ich in meinem ersten Jahr auch noch nicht Kapitän. In Elversberg wird es für mich zunächst darum gehen, die Struktur und das Innenleben der Mannschaft kennenzulernen. Über alles Weitere mache ich mir noch keine Gedanken.

Ist der Aufstieg in die 3. Liga das klare Ziel im Saarland?

Conrad: Der Verein spielt nun schon seit mehreren Jahren um die Spitzenplätze in der Regionalliga Südwest mit und verfolgt das Ziel, in die 3. Liga zurückzukehren. In der Saison 2013/2014 war die SVE ja schon mal drittklassig. Gleich zweimal unterlag Elversberg erst in den Aufstiegsspielen gegen den FSV Zwickau und die SpVgg Unterhaching. In den beiden vergangenen Jahren haben dann der Waldhof und Saarbrücken der Liga jeweils ihren Stempel aufgedrückt, so dass selbst herausragende Punkteausbeuten für Elversberg nicht für Platz eins reichten. Da beide Vereine künftig nicht mehr in der Regionalliga Südwest am Start sein werden, wollen wir diejenigen sein, die den Platz ganz oben einnehmen. Das Grundgerüst haben wir dafür. Auch in der nächsten Spielzeit werden viele aktuelle Leistungsträger für die SVE am Ball sein.

Wie gut kennen Sie die Regionalliga Südwest und ihre künftigen Teamkollegen?

Conrad: Persönlich kenne ich noch niemanden besser. Allerdings gab es in der Vergangenheit schon einige Duelle auf dem Platz. Ich habe mir auch einige Partien schon angesehen. Die Spielweise war oft attraktiv, so hat die SVE beispielsweise das Derby gegen den 1. FC Saarbrücken 3:0 gewonnen. Allerdings gingen einige andere Spiele unglücklich verloren. Ich erwarte in der kommenden Saison vier, fünf Mannschaften, die sich nach dem Aufstieg des 1. FC Saarbrücken mit uns ein enges Rennen um den Aufstiegsplatz liefern werden. Ich rechne da neben Kickers Offenbach auch mit dem TSV Steinbach Haiger, dem SSV Ulm 1846 Fußball und dem FC 08 Homburg.

Hätten Sie nicht auch ein weinendes Auge, wenn mit Waldhof Mannheim im Endspurt der Saison noch der Sprung in die 2. Bundesliga gelingen würde?

Conrad: Ich werde definitiv ein weinendes Auge zum Abschied haben. Das ist auch völlig unabhängig davon, ob uns der Aufstieg in die 2. Bundesliga gelingt oder nicht. Ich habe mit dem SV Waldhof schöne Momente erleben dürfen, vor allem natürlich den Aufstieg in die 3. Liga. Außerdem habe ich in Mannheim super Menschen kennengelernt. Einige Kontakte werden mit Sicherheit auch nach meinem Wechsel halten. Bis dahin will ich mit Waldhof noch den maximalen Erfolg herausholen.

Warum spielt der SV Waldhof als Aufsteiger in der 3. Liga eine so gute Rolle?

Conrad: Wir verstehen uns auf, aber auch neben dem Platz sehr gut. Jeder hat für seine Mitspieler das Pflichtbewusstsein, alles aus sich herauszuholen. Und bei der Ausgeglichenheit der 3. Liga ist alles möglich.

Was wird nötig sein, um bis zum Saisonende in aussichtsreicher Position zu bleiben?

Conrad: Die vielen englischen Wochen machen sich bemerkbar, die Beine werden ein wenig müder. Vor allem die mentale Einstellung wird dann wichtig sein. Wir müssen bissig bleiben und auch nach möglichen Rückschlägen den Kopf oben behalten.