Herz für Fußball: Hanke trainiert zwei Teams
Mit 37 noch für seinen Sandkasten-Klub TuS Wiescherhöfen im Einsatz: Mike Hanke (M.)[Foto: privat]
Mike Hanke (37) will es wissen. Der WM-Teilnehmer von 2006 wird in der neuen Saison neben seinem Hauptjob für sein Fußball- und SportsLifestyleportal gleich zwei Jugendmannschaften an seinem Wohnort in Neuss trainieren. Nebenbei will er auch weiterhin für seinen Sandkasten-Klub TuS Wiescherhöfen in der Landesliga auf Torjagd gehen. Aus Liebe zum Amateurfußball. Wie er das alles schafft, verrät der 284-malige Bundesligaspieler im FUSSBALL.DE-Interview.
FUSSBALL.DE: Mike Hanke, wo erwischen wir Sie gerade?
Mike Hanke: Ich bin derzeit mit meiner Familie im Wohnmobil-Urlaub in Kroatien. Vier Wochen erholen, bevor es wieder so richtig losgeht.
Können Sie überhaupt so richtig entspannen, bei dem strammen Programm, das Sie sich für die nächste Saison vorgenommen haben?
"Ich denke, ich kann von mir behaupten, dass ich mit Kindern gut umgehen kann. Deswegen mache ich das alles auch: Weil ich Spaß daran habe und weil ich den Fußball liebe"
Hanke: Ja, klar. Auf dem Weg nach Kroatien habe ich im Liveticker verfolgt, wie sich Borussia Mönchengladbach für die Champions League qualifiziert hat. Das hat die Laune noch gesteigert. Und ich liege ja nicht ständig auf der faulen Haut, sondern arbeite zwischendurch auch.
Sie übernehmen zur neuen Saison die A-Jugend beim B-Kreisligisten TuS Reuschenberg. Was hat Sie bewogen, in den Trainerjob einzusteigen?
Hanke: Ich trainiere dort bereits seit fünf Jahren zusammen mit Oliver Müller immer die jeweilige Mannschaft meines Sohnes. Im kommenden Jahr wird das die C-Jugend sein. Wir wohnen da direkt um die Ecke, ich kann mit dem Fahrrad zum Training fahren. Vor einigen Wochen hat uns der Verein gefragt, ob wir nicht auch noch die A-Junioren übernehmen können. Sie steht vor der Qualifikation zur Niederrheinliga, das ist die zweithöchste Spielklasse und wäre für einen Kreisligisten eine tolle Sache. Zu Saisonbeginn stehen die Qualifikationsspiele an. Bis dahin wollen wir sie so gut es geht darauf vorbereiten. Meine Zusage gilt aber ligaunabhängig.
Was erhofft sich der Verein durch Ihr Engagement?
Hanke: Das sind echt gute Jungs, die können kicken. Im vergangenen Jahr habe ich sie mir in einem Pokalspiel gegen Borussia Mönchengladbach angeschaut. Da haben sie mich echt überzeugt. Ich versuche ab dem 30. Juli, wenn es wieder losgeht, zu jeder Trainingseinheit und bei jedem Spiel da zu sein und meine Erfahrung weiterzugeben. Die ersten Trainingseinheiten vor der Sommerpause waren schon vielversprechend. Man hat gemerkt, dass die Jungs mit drei Ohren zugehört haben, wenn ich etwas gesagt habe.
Wo liegt der große Unterschied zu den Teams, die Sie als Trainer bislang betreut haben?
Hanke: Ich habe bei der A-Jugend vor der Pause einmal selbst mittrainiert - das war schon anstrengend. In den letzten Jahren bei den jüngeren Kindern war alles in erster Linie darauf ausgelegt, bei den Jungs die Begeisterung für den Fußball weiterzuentwickeln, die Disziplin zu fördern. Jetzt in der C-Jugend werden wir die Jungs auch im taktischen und technischen Bereich ein bisschen fordern. Aber natürlich dürfen auch der Spaß und das Theater beim Training nicht fehlen. Und so soll es ja auch sein, wir sind ja immer noch ein Dorfverein und kein Bundesligist. Die A-Jugend ist da natürlich viel weiter.
Woher nehmen Sie die Motivation für diese Aufgaben?
Hanke: Ich denke, ich kann von mir behaupten, dass ich mit Kindern gut umgehen kann. Deswegen mache ich das alles auch: Weil ich Spaß daran habe und weil ich den Fußball liebe. Aber es ist natürlich immer schwierig, wenn man erst die C-Jugend trainiert und dann die A-Jugendlichen, die bereits fast erwachsen sind. Da muss man sich schon etwas umstellen.
Wie bekommen Sie das zeitlich unter einen Hut?
Hanke: Wir haben das so geregelt, dass wir mit beiden Teams hintereinander trainieren. So stehe ich also künftig nur zweimal wöchentlich, aber dafür fast vier Stunden auf dem Platz.
Können Sie sich vorstellen, auch ambitioniert als Trainer zu arbeiten?
Hanke: Ich schnuppere da jetzt erst einmal rein und lasse mir alle Türen offen. Derzeit ist es nur ein Hobby. Ich wollte dennoch in diesem Jahr eigentlich bereits die DFB-Elite-Jugend-Lizenz erworben haben, aber der Lehrgang wurde zunächst wegen der Corona-Pandemie abgesagt. Ob das dann in Zukunft für höhere Aufgaben reicht, das weiß ich noch nicht. Es ist ja nicht so, dass jeder Profifußballer auch gleichzeitig ein guter Trainer ist. Ich muss da auch noch viel lernen. Deswegen will ich die Trainerscheine machen und erst einmal Erfahrungen sammeln. Mal schauen, ob ich dann noch bei dem einen oder anderen Bundesligisten hospitieren kann. Ich habe zu Borussia Mönchengladbach, aber auch zum FC Schalke 04 noch ganz gute Kontakte.
Als Ihr Jugendverein vor zweieinhalb Jahren bekannt gegeben hat, dass Sie zukünftig wieder für den 100 Kilometer von ihrem Wohnort entfernten TuS 1910 Wiescherhöfen in der Landesliga auflaufen wollen, dachten viele an einen Marketinggag. Aber sie spielen immer noch für ihren Heimatverein. Kann der Klub weiter auf Sie zählen?
Hanke: Das wird ein Spagat. Zum Training habe ich es ehrlicherweise bereits in der gerade abgelaufenen Saison nicht mehr geschafft. Das habe ich am Anfang einige Male gemacht, weil meine besten Freunde in der Mannschaft spielen und es ein tolles Gefühl ist, die Jungs zu sehen. Aber ich war im Feierabendverkehr teilweise über vier Stunden unterwegs. Spielen will ich dennoch weiter, so oft es geht. In der letzten Serie hatte ich drei Spiele in der Hinrunde absolviert, bevor die Saison dann abgebrochen wurde. Ich hoffe, dass es diesmal mehr werden. Ich bin da auf Stand-by. Aber das wird auf jeden Fall sportlich. Morgens die A-Junioren, dann quer durch NRW nach Wiescherhöfen.
Was sagt eigentlich Ihr Sohn, dass er von seinem berühmten Vater trainiert wird?
Hanke: Das ist wie bei jedem anderen Vater auch, der seine Tochter oder seinen Sohn trainiert. Ich versuche natürlich jeden gleich zu behandeln. Aber es ist für uns beide manchmal nicht einfach. Klar nehme ich meinen Sohn dann ab und an nach dem Training noch zur Seite und spreche mit ihm. Er denkt dann manchmal, ich würde ausschließlich ihn anmeckern oder fordern. Der normale Fußballalltag halt.
Haben Sie einen Wunsch für die nächste Saison?
Hanke: Natürlich den Aufstieg in die Niederrheinliga. Und Borussia Mönchengladbach im Pokal mal so richtig ärgern. Mit Mike Hanke als Trainer, das wäre es.