Kilometer und Bademäntel für Bollendorf
Rund zwei Jahrzehnte bei Bollendorf nicht wegzudenken: Daniel Müller (vorne, Mitte, liegend).[Foto: SV Bollendorf]
Rund zwei Jahrzehnte hielt er seine Knochen für den SV Bollendorf hin, war zuletzt sechs Saisons lang (auch) Trainer des Teams von der Sauer, dem Grenzfluss zwischen Deutschland und Luxemburg. Nun verabschiedete sich Daniel Müller von seinen Schützlingen auf außergewöhnliche Art und Weise. Spielern, dem Vorsitzenden Horst Fisch und Ehrenmitglied Robert Fetz überreichte Müller als Erinnerungsgeschenk jeweils einen mit dem Vereinslogo bestickten Bademantel.
"Damit sind die Jungs auch rund ums Duschen gut gekleidet", lacht der 42-jährige Müller, bekannt dafür, immer für einen Spaß zu haben zu sein. Verein und Mannschaft revanchierten sich unter anderem mit einem Kaffeevollautomaten, einem Präsentkorb und einem Trikot.
"Damit sind die Jungs auch rund ums Duschen gut gekleidet"
So außergewöhnlich Müllers Präsent war, so besonders verlief auch seine Zeit in Bollendorf. Stets angereist aus seinem 18 Kilometer entfernten Wohnort Bettingen oder der Arbeitsstelle in Luxemburg, kamen im Laufe der Jahre 110.000 Kilometer für den Verein zusammen. Insgesamt sei er 550-mal für den Klub aus der Südeifel aufgelaufen, berichtet SVB-Schriftführerin Andrea Germeshausen. Zudem lobt sie Müllers Engagement außerhalb des Platzes: "Er hatte auch für alle privaten Belange der Spieler immer ein offenes Ohr und den Verein bei allen Arbeitseinsätzen oder Festen immer tatkräftig unterstützt. Auch in der dritten Halbzeit hat er alles gegeben."
Der damals schon langjährige Akteur – über zwei Kumpels zu Beginn des Jahrtausends in Bollendorf gelandet – übernahm 2014 das Amt des Spielertrainers. 2019 gelang der große Wurf – das Team stieg in die Kreisliga B II Eifel im Fußballverband Rheinland auf.
Müller: "Als Trainer musst du einfach mehr Zeit haben"
363 Mitglieder zählt der aktive Verein aus der Südeifel derzeit. Außer Fußball gibt es noch fünf weitere Abteilungen. Sein 100-jähriges Bestehen wollte der SVB in diesem Sommer eigentlich groß feiern. Wegen der Pandemie fielen die Festivitäten auch zum Leidwesen von Daniel Müller aber aus und finden nun erst nächstes Jahr statt.
Seinen Rückzug nach der coronabedingt abgebrochenen Saison führt er nicht auf das bis dahin schwache Abschneiden mit zwei Siegen, drei Remis und elf Niederlagen zurück. Vielmehr stand für ihn der Entschluss schon Monate vorher fest, aufzuhören: "Jobbedingt habe ich es oft nur gerade so zum Training geschafft. Als Trainer musst Du einfach etwas mehr Zeit haben."
Die offizielle Verabschiedung Müllers fand im Rahmen des Saisonabschlusses statt. Im Namen des SV Bollendorf dankte Jürgen Mörsdorf, der zweite Vorsitzende: "Wir hatten viele gute Trainer, aber nur einen außergewöhnlichen – und das war Daniel."
Der SV Bollendorf ist Müller ans Herz gewachsen: "Die vielen tollen Momente, die ich hier erleben durfte, sind unvergesslich." Von der Bildfläche verschwinden will er keineswegs, möchte als Zuschauer so oft es geht dabei sein und kann sich sogar vorstellen, hin und wieder noch als Spieler in der vierten Mannschaft der mit dem SV Bollendorf neugegründeten SG Südeifel mitzuwirken.