Ernst Kastner: Seit 50 Jahren im Vorstand
Ernst Kastner (rechts): "Wenn ich 80 werde, höre ich auf. Das habe ich meiner Frau versprochen".[Foto: FLVW-Fußballkreis 12]
Ach, auf eine große Sause zu seinen Ehren konnte er gut verzichten, aber so ein bisschen Aufmerksamkeit für das, was er da schon so lange und immer noch richtig gerne tut, wäre ja nicht verkehrt gewesen. Seit über 50 Jahren ist Ernst Kastner nun schon im Amateurfußball ehrenamtlich tätig, im Vorstand des Erler SV 08 und fast ebenso lange auch für den Fußballkreis 12 in Westfalen. "Mir ist wichtig, dass in der Gesellschaft wertgeschätzt wird, was ehrenamtliche Arbeit bedeutet und was sie leistet", findet der 78-Jährige.
Weil wegen Corona keine Feierlichkeiten stattfinden und auch die turnusmäßige Jahreshauptversammlung verschoben werden musste, ist er eben noch nicht für sein Engagement dekoriert worden. "Ein Dankeschön oder eine freundliche Geste reicht auch", winkt Kastner ab.
1970 spricht ihn Karl Sewtz, der damalige erste Vorsitzende von Erle 08, während einer Betriebsratssitzung auf der Zeche Graf Bismarck an. Kastner arbeitet als Schlosser auf dem Pütt und ist mit 16 schon Jugendsprecher der Arbeitnehmervertretung. Ob er nicht Zeit und Lust hätte, im Verein mitzumachen, will Sewtz von ihm wissen. Kastner sagt zu, endlich kann er selber bestimmen, ob er beim Fußball dabei ist oder eben nicht.
Heimlich zum Training
"Einmal dabei, immer dabei"
Fußball spielen darf er als Kind und Jugendlicher nämlich nicht. Als ihn ein Kumpel, der ihm sogar die Fußballschuhe ausleihen muss, zwei-, dreimal zu Rot-Weiß Resser Mark mitnimmt und er mit von der Asche aufgeschürften Knien vom Training nach Hause kommt, verbietet sein Vater ihm den Sport. "Das war nicht leicht für mich, denn ich habe natürlich sehr gerne Fußball gespielt", erinnert sich Kastner.
In Erle fängt er zunächst als zweiter Geschäftsführer an und trainiert ab und zu bei den Alten Herren mit. Der Verein, in dem Ex-Nationalspieler Rüdiger "Flankengott" Abramczik in der Jugend spielt, bevor er zu Schalke 04 wechselt und Karriere macht, ist in den 70er Jahren eine große Nummer in Gelsenkirchen. Die 08er spielen in der Verbandsliga, damals die höchste Amateur-Spielklasse, unter anderem mit "Joschi" Wolters, dem Vater des späteren Bundesligaspielers Carsten "Erle" Wolters. Zum Relegationsspiel um den Aufstieg in die zweite Liga gegen Arminia Bielefeld drängeln sich 8.000 Zuschauer am Erler Forsthaus.
"Das waren noch Zeiten", erinnert sich Kastner. Heute spielen die Grün-Weißen in der Landesliga, die Besucherzahlen sind übersichtlicher geworden, die Gesellschaft und der Fußball haben sich geändert. Einer wie Kastner aber ist seinem Verein in der gesamten Zeit treu geblieben. "Einmal dabei, immer dabei", sagt er und lacht.
Vom Kassieren über den ersten Geschäftsführer bis hin zum Vorsitzenden des Klubs hat er in 50 Jahren bei Erle 08 inzwischen fast sämtliche Vorstandsposten durchlaufen. Außerdem saß er in der Spruchkammer des Fußballkreises 12 Westfalen, ehe er in die Bezirks- und später sogar in die Verbandsspruchkammer wechselte. Heute ist er Ehrenamtsbeauftragter im Kreis und bei Erle 08 der Vorsitzende des Ehrenrats. "Wenn ich 80 werde, höre ich auf. Das habe ich meiner Frau versprochen", verrät Kastner.
Auszeichnung für "Corona-Helden"
Bis dahin möchte er noch einige schöne Projekte begleiten, zum Beispiel den Preis fürs "Ehrenamt in der Corona-Pandemie". Der ist vom Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen als Alternative zum in diesem Jahr ausgesetzten DFB-Ehrenamtspreis ausgelobt worden. Aus möglichst jedem der 29-FLVW-Kreise sollen Ehrenamtliche ausgezeichnet werden, die zum Beispiel durch Einkaufshilfe für Senioren oder andere gute Aktion während der Pandemie aufgefallen sind. Die einzelnen Vereine sollen ihre "Corona-Helden" vorschlagen, im Fußballkreis 12 (Gelsenkirchen, Gladbeck und Kirchhellen) ist Kastner der Ansprechpartner hierfür. "Das ist eine tolle Sache", freut er sich und fügt an: "Eigentlich sollten alle eine Auszeichnung erhalten, die etwas Gutes tun."
Es müssen ja dann keine "Corona-Helden" mehr sein, denn hoffentlich ist die Pandemie bald überwunden. Kastner ist ganz gerne am Telefon, aber am liebsten möchte er wieder raus auf den Platz und sich dort mit den Menschen austauschen, die den Fußball ausmachen.
Mitmach-Aktion #EhrenamtIstUnbezahlbar
Am 5. Dezember ist der "Tag des Ehrenamts". Anlässlich dieses besonderen Tages bedankt sich ganz Fußballdeutschland im Zeitraum vom 4. bis 13. Dezember – über alle Ligen hinaus - beim Ehrenamt. Um diesen Anlass gebührend zu feiern, startet der DFB eine Social Media Mitmach-Aktion, an der sich jede*r beteiligen kann.
Hierzu laden wir ganz Fußballdeutschland ein, an der Aktion teilzunehmen: Durch den Upload eigener Fotos auf ihren Social-Media-Profilen. Während der Aktionswoche freuen wir uns über viele teilnehmende Vereine aus der ganzen Fußballfamilie. Jeder Verein kann ganz einfach mitmachen:
1. Nutzt das offizielle DFB-Motiv oder veröffentlicht ein eigenes #EhrenamtIstUnbezahlbar-Motiv mit Ehrenamtlern aus eurem Verein.
2. Nutzt gerne den Schriftzug "Sein/ihr Marktwert: 13,9 Mrd.". Die Zahl steht sinnbildlich für die Sozialrendite des deutschen Amateurfußballs und jede*r Ehrenamtliche trägt dazu bei, dass dieser Wert erwirtschaftet wird.
3. Veröffentlicht das Motiv mit dem Hashtag #EhrenamtIstUnbezahlbar auf euren Kanälen und werdet Teil der großen Mitmach-Aktion.