Neues Heiligtum |17.12.2020|14:00

ETuS Haltern: Kabine kitzelt Prozente raus

Timm Henniges: "Es ist ein geiles Gefühl, wenn der Trainer seine Ansprache hält."[Foto: ETuS Haltern]

Musikanlage, Boxen, Discobeleuchtung, Dartscheibe: Neben der weiteren zweckmäßigen Einrichtung lässt die Mannschaftskabine des ETuS Haltern aus der Kreisliga A Recklinghausen seit dem Umbau keine Wünsche offen. Zu den drei treibenden Kräften beim Eisenbahn-, Turn- und Sportverein Haltern gehört Timm Henniges. Der 20 Jahre alte Rechtsverteidiger gibt FUSSBALL.DE Einblicke zum "Schmuckkästchen".

FUSSBALL.DE: Die ETuS-Kabine macht mächtig Eindruck. Wie ist das ganze Projekt ins Rollen gekommen, Herr Henniges?

Timm Henniges: Im Oktober 2019 hatten wir schon mal klein angefangen und die Decke mit einigen LED-Lampen verziert. Nach dem Training und den Spielen saßen wir oft in der Kabine, haben dann auf unsere Handys geschaut, um die Spiele in der Bundesliga oder im Europapokal zu verfolgen. Ende des Jahres hat unser Betreuer Christian Klebolte uns dann einen Fernseher und einen Laptop für die Kabine zur Verfügung gestellt. Das war schon gut, aber nichts Halbes und nichts Ganzes. (lacht)

Wie ging es dann weiter?

"Die neue Kabine kitzelt scheinbar die letzten Prozente aus uns heraus. Man kann schon sagen, dass die Kabine pusht"

Henniges: Anfang 2020 ist die Idee entstanden, etwas richtig Geiles entstehen zu lassen. Während des ersten Lockdowns ab März haben wir dann losgelegt.

Ein solches Projekt erfordert auch handwerkliches Geschick. Wer war dafür verantwortlich?

Henniges: Meine Teamkollegen Sebastian Mosig, Erik Pötter und ich waren die treibenden Kräfte. Ich habe bei der Deutschen Bahn eine dreieinhalbjährige Ausbildung als Elektroniker absolviert, "Basti" hatte als Student Homeoffice und Erik ist Abiturient. Ich hatte mir für die Kabinen-Neugestaltung eigens eine Woche Urlaub genommen. Außer uns dreien wusste niemand etwas davon. Als der Rest unserer Mannschaft dann erstmals in der Kabine saß, kamen unsere Teamkollegen aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Welche Arbeiten standen an?

Henniges: Wir haben uns von allen möglichen Leuten Ratschläge geholt. In Videokonferenzen wurde das Projekt mit Basti und Erik genau geplant. Wir haben uns YouTube -Videos im Internet angeschaut, die Decke mit Rehgips abgehangen und mit LED-Spots versehen. Alle weiteren Arbeiten wurden innerhalb kurzer Zeit erledigt. Nach nur zehn Tagen war das Ding fertig.

Was hat das Projekt gekostet?

Henniges: Wir haben die Mannschaftskasse geplündert. (lacht) Die Decke hat uns 800 Euro gekostet, die neuen Boxen 300 Euro. Eine Discokugel, Lichteffekte und der neue Glaskühlschrank sind noch hinzugekommen. Normalerweise haben wir von dem Geld immer eine Abschlussfahrt nach Mallorca gemacht. Das war diesmal ja ohnehin nicht möglich.

Wie wirkt sich die Wohlfühlatmosphäre in der Meisterschaft aus?

Henniges: Vor jedem Spiel werden die LED-Streifen und das ETuS-Wappen an der Decke angestrahlt. Es ist ein geiles Gefühl, wenn der Trainer seine Ansprache hält. Tatsächlich haben wir in dieser Saison bislang drei von vier Heimspielen gewonnen, belegen Platz fünf. Die neue Kabine kitzelt scheinbar die letzten Prozente aus uns heraus. (lacht) Man kann schon sagen, dass die Kabine pusht.

Was passiert nach Heimsiegen?

Henniges: Dann gehen bei uns die Partylichter an, die Discokugel wird eingeschaltet und die Musikboxen voll aufgedreht. Erik macht den DJ, er ist für die Musikauswahl verantwortlich. Es geht gut ab. Daher ist es auch keine Seltenheit, dass wir dann schon mal noch um 23 Uhr in der Kabine hocken.

Veranstalten Sie in der Kabine auch Partys?

Henniges: Tatsächlich haben wir an einem spielfreien Wochenende eine Einweihungsparty gemacht. Alle waren da und es wurde kräftig gefeiert.

Wie reagiert der Vereinswirt auf Euer neues "Zuhause"?

Henniges: "Caro" und "Rosi", die Schwester und Mutter unseres Torhüters Frank Böcker, betreiben unsere Vereinsgaststätte "Lockschuppen". Sie sehen uns jetzt in der Tat nicht mehr ganz so oft. Nur wenn wir in der Kabine eine weitere Kiste Bier benötigen, bekommen sie uns zu Gesicht. (lacht) Aber sie nehmen es locker.

Was sagen die Gastmannschaften zur Heimkabine?

Henniges: Die kriegen gar nichts mit. (lacht) Unser Heiligtum darf kein anderes Team betreten. Weder die Gegner, noch die anderen Mannschaften bei uns im Verein. Die Kabine wird nur von der ersten Mannschaft benutzt.

Mal ehrlich: Kommt für Sie jetzt ein Vereinswechsel überhaupt noch infrage?

Henniges: Niemals. Der Verein ist sehr familiär geführt und ich habe beim ETuS Freunde fürs Leben gefunden. Dass wir in der vergangenen Saison wegen der Corona-Pandemie in die Kreisliga A aufgestiegen sind, hat uns noch stärker zusammengeschweißt.

Welches Projekt steht beim ETuS in Zukunft an?

Henniges: In den nächsten Monaten wollen wir die Duschen und den fünf Meter langen Flur dorthin neu gestalten. Es wird voraussichtlich darauf hinauslaufen, dass wir das fehlende Geld dafür sammeln und das Projekt erneut in Eigenleistung abwickeln werden.