5 Länderspiele |23.01.2021|10:00

González: Regionalliga und Nationalteam

Rudolf González: "Es ist eine absolute Ehre, für mein kleines Land auflaufen zu dürfen."[Foto: privat]

Seit Anfang Januar kickt Rudolf González für den Bonner SC in der Regionalliga West. In der Partie bei Spitzenreiter Rot-Weiss Essen am heutigen Samstag (ab 14 Uhr) steht er aber nicht im Kader. González ist mit der A-Nationalmannschaft der Dominikanischen Republik auf Länderspielreise. Wir haben mit dem 22-Jährigen über die Verbundenheit zu seinem Heimatland sowie Olympia- und WM-Träume gesprochen.

FUSSBALL.DE: Sie kommen aus der Dominikanischen Republik und sind dort auch Nationalspieler. Wie verbunden fühlen Sie sich mit Ihrem Geburtsland, Herr González?

Rudolf González: Schon sehr. Mein Vater, meine kleine Halbschwester und einige meiner Tanten leben dort. Deshalb versuche ich auch, mehrmals im Jahr in die Heimat zu fliegen. 2020 war das wegen der Corona-Pandemie leider nicht möglich.

Welchen Stellenwert hat der Fußball dort?

"Die Partie gegen Serbien wird eine riesige Erfahrung für mich"

González: Fußball ist zwar beliebt, aber es gibt zwei noch populärere Sportarten: Baseball und Basketball.

Fünf A-Länderspiele haben Sie für die Dominikanische Republik bereits absolviert. Wie stolz macht Sie das?

González: Es ist eine absolute Ehre, für mein kleines Land auflaufen zu dürfen. Schön ist auch, dass ich durch die Länderspielreisen die Möglichkeit bekomme, meine Familie häufiger zu sehen. Das ist dann noch eine Motivation mehr, mich für den Kader zu empfehlen. (lacht)

Welche Ziele verfolgen Sie mit der Nationalmannschaft?

González: Für die A-Nationalmannschaft steht ab März die Qualifikation für die WM 2022 in Katar an. Die U 23 startet im März in die Qualifikation für Olympia in Tokio. Da die jeweiligen Qualifikationsspiele im gleichen Zeitraum stattfinden, werden in den nächsten Wochen zwei verschiedene Teams dafür gebildet. Es ist also noch nicht klar, ob ich um die WM-Qualifikation oder die Olympia-Teilnahme spielen werde. Aber egal, in welchem Kader ich letztendlich lande: Es wäre ein Traum, die Dominikanische Republik bei einem so großen Wettbewerb zu repräsentieren.

Für welches Team würden Sie sich denn entscheiden, wenn Sie dürften?

González: Vermutlich für die U 23. Wir sind in einer Qualifikationsgruppe mit Mexiko, den USA und Costa Rica. Das werden auf jeden Fall geile Spiele. Zunächst einmal freue ich mich aber auf das Freundschaftsspiel mit der A-Nationalmannschaft gegen Serbien am Montag. Da werden sicher einige Profis aus den Top-Ligen Europas auflaufen. Wer genau im serbischen Kader steht, konnte ich aber noch nicht herausfinden. Ich war zwar auf dem Instagram -Profil des serbischen Nationalteams. Aber ich verstehe leider kein Serbisch. (lacht)

Aufgewachsen sind Sie seit Ihrem dritten Lebensjahr gemeinsam mit Ihrer Mutter in Deutschland. In Ihrer Nachwuchszeit kickten Sie für Bayer 04 Leverkusen und waren deutscher Junioren-Nationalspieler. Warum fiel Ihre Wahl später auf die Dominikanische Republik?

González: Für die Junioren-Auswahlen des DFB zu spielen, war eine klasse Erfahrung. Irgendwann habe ich aber keine Einladungen mehr für Länderspiele erhalten und bekam gleichzeitig Anfragen aus meiner Heimat. Ich habe mich dann auch für die Dominikanische Republik entschieden, weil die Chancen, in Deutschland Nationalspieler zu werden, zu gering waren. Um das zu erkennen, war ich realistisch genug.

Im Vereinsfußball spielten Sie zuletzt für den ZFC Meuselwitz in der Regionalliga Nordost, vor wenigen Wochen folgte der Wechsel zum Bonner SC in die West-Staffel. Was waren die Gründe?

González: Ich hatte bereits im Sommer 2020 Kontakt zum Bonner SC und dort auch schon mittrainiert. Der Wechsel lag nahe, weil ich so nach einem Jahr beim luxemburgischen Erstligisten US Mondorf auch wieder näher bei meiner Mutter gewesen wäre. Dann wurde aber Koray Gökkurt, der zu meiner Zeit bei Bayer 04 Leverkusen dort Scout in der Nachwuchsabteilung war, Cheftrainer in Meuselwitz. Er überzeugte mich, mit nach Thüringen zu kommen. Der Start in der Regionalliga Nordost verlief erfolgreich, aber leider konnten wir daran nicht anknüpfen. Nach der Freistellung von Gökkurt wollte auch ich den Verein verlassen. Weil die Vereinsführung merkte, dass ich mich nicht wohlfühle, hat sie mich ziehen lassen. Das weiß ich sehr zu schätzen. Jetzt bin ich glücklich, dass ich - etwas verspätet - für Bonn am Ball bin.

Bei der 0:1-Heimniederlage gegen die Sportfreunde Lotte gaben Sie Ihr Debüt. Warum hat es nicht zu einem Punktgewinn gereicht?

González: Dass wir leer ausgegangen sind, war sehr ärgerlich. Wir hatten uns intensiv auf das Spiel vorbereitet und waren guter Dinge, dass wir mit einem Erfolgserlebnis in das neue Jahr starten. Leider wurden wir aber für unsere individuellen Fehler bestraft. Vorne fehlte uns bei einigen Möglichkeiten das nötige Glück.

Am Samstag ist Bonn zu Gast bei Ex-Bundesligist und Tabellenführer Rot-Weiss Essen. Wie sehr ärgert es Sie, dass Sie durch Ihre Länderspielreise nicht dabei sein können und auch im Rheinderby gegen die U 21 des 1. FC Köln am kommenden Mittwoch fehlen werden?

González: Ich wäre natürlich gerne dabei gewesen. Beide Spiele sind Höhepunkte. Aber ich kann mich nicht zweiteilen. (lacht) Mir war es sehr wichtig, die Länderspielreise anzutreten. Die Partie gegen Serbien wird eine riesige Erfahrung für mich. Ich werde meinen Mitspielern in Bonn von meiner Heimat aus die Daumen drücken. Dass die Jungs extrem heiß auf die Partie in Essen sind, habe ich in den vergangenen Trainingseinheiten gemerkt.