Als ein 79-Jähriger das Tor des Jahres schoss
Kurt Meyer über den Trubel um seine Person nach dem Tor: "Es war ziemlich stressig."[Foto: Imago]
Claudio Pizarro, Bernd Schneider, Marcio Amoroso – all' diese Bundesligastars hatten bei der Wahl zum Tor des Jahres 2001 keine Chance gegen einen 79 Jahre alten Amateurfußballer. Vor einigen Tagen wäre Kurt Meyer 100 Jahre alt geworden. Wir blicken auf die aufregenden Wochen im Leben des Fußball-Liebhabers zurück, der im August 2008 verstarb.
Altherren-Freundschaftsspiel. Es läuft die 38. Spielminute zwischen Blau-Weiß Post Recklinghausen gegen FC Hillerheide : Eine Hereingabe von Bruno Löper (42) landet im Lauf von Kurt Meyer. Das Blau-Weiß-Urgestein legt sich den Ball mit der Hacke zurecht und schließt aus etwa 17 Metern mit einem gefühlvollen Schuss ab. Torwart Wolfgang Kosowski kann nur hinterherschauen – drin! Der Ball landet zielgenau im Winkel. Meyer und seinen Vorlagengeber trennen zu diesem Zeitpunkt stolze 38 Lebensjahre.
Dass das Spiel letztlich 2:2 endet, gerät schnell in Vergessenheit, Meyers Tor aber sollte Fußballgeschichte schreiben und in der Folge sowohl zum Tor des Monats Januar als auch zum Tor des Jahres gewählt werden. "Dieses tolle Tor mussten wir einfach in die Auswahl nehmen und das Publikum hat uns recht gegeben. Wir freuen uns mit Kurt Meyer, der ein Tor geschossen hat wie Szepan oder Kuzorra", beschrieb der damalige WDR -Sportchef Heribert Faßbender die Entscheidung, das Tor in die Auswahl aufzunehmen.
Meyer, der in Oberschlesien geboren wurde und seit seinem vierten Lebensjahr in Recklinghausen lebte, bleibt bis heute der älteste Torschütze des Jahres. "Dass das so ein Tor würde, konnte ich ja nicht ahnen", erklärte er damals und fügte an: "Ich bleibe auf dem Teppich, ich gebe wegen des Tors nicht an. Es war ja Glück."
"Ich bleibe auf dem Teppich, ich gebe wegen des Tors nicht an"
Gründe, die Bodenhaftung zu verlieren, hätte Meyer in der Folge freilich einige gehabt: Fernsehauftritte, Grußworte des damaligen DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder, ein Besuch beim FC Schalke 04 oder die Einladung zu einem Länderspiel der Nationalmannschaft waren nur einige der Aktionen, mit denen Meyer geehrt wurde. Den Trubel um seine Person empfand der bescheidene Meyer, der als Hauer auf den Zechen König Ludwig und General Blumenthal arbeitete, zwar als spannend, er ging aber auch nicht spurlos an ihm vorbei: "Es war ziemlich stressig. Ich habe seitdem 20 Kilogramm abgenommen", meinte Meyer damals.
Jugendtrainer von Martin Max
Neben der Liebe zum aktiven Fußball, dem Akkordeonspiel und seiner Frau Anni engagierte sich Meyer in den 80er- und 90er-Jahren zudem als Jugendtrainer. Sein wohl bekanntester Lehrling, Martin Max, sollte es als Stürmer zum zweimaligen Bundesliga-Torschützenkönig und sogar bis ins DFB-Team schaffen.
2001, im Alter von 80 Jahren, hatte Kurt Meyer im Spiegel -Interview angegeben, auch mit 100 Jahren noch kicken zu wollen, "wenn der liebe Gott es zulässt". Der hatte jedoch andere Pläne und nahm den Fußball-Liebhaber im August 2008 zu sich. Sein Leben für den Fußball allerdings wird unvergessen bleiben.