Jugendspieler im Lockdown: "Leeres Gefühl"
"Wir würden alles tun um zurück auf den Platz zu kommen": Eren Cifci spricht vielen Amateur*innen aus der Seele[Foto: privat, DFB; Collage: FUSSBALL.DE]
Die Sehnsucht nach den Sportplätzen ist in Fußball-Deutschland riesig. Während die Profis Woche für Woche im Fernsehen zu sehen sind, kribbeln bei den Amateurfußballer*innen die Füße. Einer davon ist Eren Cifci. Der 18-jährige Mittelfeldmann des VfB Wissen spielt in der A-Junioren-Rheinlandliga und wünscht sich mittlerweile nichts mehr, als die Rückkehr an das heißgeliebte Sportgerät. FUSSBALL.DE hat mit ihm über Pressekonferenzen der Bundeskanzlerin, Chatverläufe unter Mitspielern und die Hoffnung auf Lockerungen im Amateursport gesprochen.
FUSSBALL.DE: Herr Cifci, wie fühlen Sie sich, wenn Sie an die momentane Situation denken?
Eren Cifci: Klar, die Situation ist für jeden von uns super schwierig. Aber ich habe das Gefühl, dass es für einen jugendlichen Amateurfußballer wie mich nochmal ein Stück extremer ist. Es ist irgendwie so, als wäre die Zeit einfach gestoppt. Es geht wirklich gar nichts mehr. Wir können nicht raus, können nicht Fußball spielen. Natürlich kann ich den Profis ein bisschen zuschauen, aber ich würde viel lieber selbst raus gehen und spielen.
Wie oft standen Sie vor dem Lockdown auf dem Platz?
"Da will man einfach nur noch an die frische Luft, frei sein und Fußball spielen"
Cifci: Wir haben vorher drei Mal in der Woche trainiert, hatten dann das Spiel und ich bin zwischendurch immer noch laufen gegangen. Nach der Arbeit ging es einfach direkt auf den Fußballplatz, an etwas anderes konnte ich eigentlich gar nicht denken. Jetzt ist es eher so ein leeres Gefühl.
Zumal Sie mit der JSG Wisserland-Selbach bis zum Lockdown eine starke Saison spielten. Schmerzt die Spielpause daher umso mehr?
Cifci: Das war natürlich eine sehr besondere Saison für uns. Es ist das letzte A-Jugend-Jahr und wir waren richtig gut drauf, hatten sechs von sieben Spielen gewonnen. Und gerade bei so einer Siegesserie sitzt man dann nach dem Spiel oft in der Kabine, feiert ein wenig, lacht zusammen und hat einfach eine super Gemeinschaft. Das alles fehlt auch sehr.
Würden Sie diese Gemeinschaft in der Kabine momentan gerne opfern, um wieder auf den Platz zu dürfen?
Cifci: Ich glaube, mittlerweile würden wir alles tun, um zurück auf den Platz zu kommen. Von mir aus teilen wir den Platz großflächig auf und lassen auch die Kabinen zu. Aber wir wollen einfach wieder gegen den Ball treten.
Was halten Sie von dem Vorschlag, mit einem Mund-Nasen-Schutz auf den Platz zurückzukehren, wie er teilweise geäußert wurde?
Cifci: Davon halte ich nicht viel. Wir mussten in der Schule den ganzen Tag Maske tragen und viele müssen das auch auf der Arbeit. Da will man einfach nur noch an die frische Luft, frei sein und Fußball spielen.
Wie ist die Stimmung bei Ihren Mannschaftskollegen?
Cifci: In meiner Mannschaft sind alle total fußballverrückt. Es ist mittlerweile sogar so schlimm, dass wir uns Bilder von Fußbällen oder Stadien schicken, um ein bisschen dieses Gefühl zu bekommen.
Schauen Sie sich die Presskonferenzen der Bundeskanzlerin also etwas genauer an als andere Menschen?
Cifci: Ja, das kann schon sein. Gerade im Vorfeld lese ich immer viele Texte und Gerüchte und hoffe tief in mir, dass es eine Lockerung gibt. Aber umso größer ist dann natürlich die Enttäuschung, wenn nichts kommt.
Sie sind nun in Ihrem letzten A-Junioren-Jahr und somit kurz vor dem Sprung in den Seniorenbereich. Die Möglichkeit, sich in den Vordergrund zu spielen, fehlt aktuell.
Cifci: Auf jeden Fall. Dazu hatte ich auch in den vergangenen beiden Jahren immer wieder Meniskusprobleme und war generell nur ganz selten wirklich auf dem Platz. Nun hatte ich das Glück, dass unser Sportlicher Leiter auch lange Zeit unser Jugendtrainer war und er mir von Anfang an versprochen hat, dass ich im nächsten Jahr einen Platz in der ersten Mannschaft habe. Trotzdem haben viele ambitionierte Fußballer das Problem, dass sie nicht wirklich die Chance hatten, sich in der A-Jugend für höher spielende Mannschaften zu empfehlen.