Modellregion: Zurück auf den Platz - endlich!
Endlich wieder Training: In Billerbeck war sogar das Fernsehen beim Training der U 17-Mädchen II dabei.[Foto: DJK/VfL Billerbeck 1912]
Sogar das Fernsehen war gekommen, jeweils ein Team des WDR und von SAT1.NRW hatten ihre Kameras dabei. Was sie filmten, war eigentlich ein ganz normales Fußballtraining bei einem Amateurverein. Pass- und Dribbelübungen hier, kleine Positionsspielchen dort. Ganz normal aber war es nicht, denn es war ein Moment der Erleichterung, der Befreiung, gar der Euphorie.
Am Helker Berg in Billerbeck in der Nähe von Münster ist fast so etwas wie Normalität eingekehrt. Dank anhaltender Inzidenzwerte unter 100 ist der Kreis Coesfeld zur Modellregion im Kampf gegen die Corona-Pandemie geworden – und genau davon profitieren eben auch die Fußballerinnen und Fußballer der DJK/VfL Billerbeck 1912 . Die U 17-Mädchen 2 durften am vergangenen Montag loslegen, dann waren nach und nach auch alle anderen Mannschaften dran.
"Alle haben sich riesig gefreut und waren heiß darauf, endlich wieder auf den Platz zurückkehren und kicken zu dürfen", berichtet Christian Ebbert, Koordinator Mädchenfußball in dem Mehrspartenverein und Trainer der U 17-Mädchen 2, vom Neuanfang in Billerbeck. Bereits ab dem 15. März durften im Zuge der ersten vorsichtigen Lockerungen Kinder bis einschließlich 14 Jahren in Gruppen zu maximal zehn Personen trainieren. Für die Älteren waren allerdings weiterhin lediglich Treffen zu zweit erlaubt – bis zum 3. Mai und dem Start des Modellprojekts. Dieses wird von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) wissenschaftlich begleitet.
Maximal 20 Spielerinnen und Spieler dürfen nun wieder gemeinsam trainieren. Die allgemeinen Regeln zum Infektionsschutz gelten natürlich weiterhin, dafür hat der Verein sein seit dem Beginn der Pandemie bestehendes Hygienekonzept immer wieder angepasst. "Für die Nachverfolgung nutzen wir die FLVW-CheckIn App und haben vor dem Eingang zur Sportanlage ein Einbahnstraßensystem eigenführt", erklärt Christian Ebbert und führt aus: "Dort stehen auch schon Desinfektionsmittel bereit. Auf der gesamten Anlage gilt dann eine Maskenpflicht sowie die Einhaltung eines Mindestabstands von 1,5 Metern. Begrüßungsrituale wie zum Beispiel Umarmungen müssen ausfallen, außerdem gibt es eine klare Husten- und Niesetikette." Die Umkleidekabinen bleiben geschlossen, alle müssen umgezogen zum Platz kommen.
"Wir hatten bisher eine Trainingsbeteiligung von fast 100 Prozent"
Negativer Test, genesen oder geimpft
Ändern sich Regeln, werden sie in der WhatsApp-Gruppe der DJK/VfL-Trainer*innen sofort ausgetauscht. Neu sind nun, im Zuge des Modellprojekts, Teststrategien. "Alle Spielerinnen und Spieler müssen vor Beginn des jeweiligen Trainings einen negativen Schnelltest vorweisen, der nicht älter als 24 Stunden sein darf. Für Genesene oder vollständig Geimpfte reicht der entsprechende offizielle Nachweis", verrät Christian Ebbert. Die Schnelltests müssen von einer offiziell anerkannten Stelle bescheinigt werden, Selbsttests, wie sie etwa in Super- oder Drogeriemärkten erhältlich sind, zählen nicht. Da in Billerbeck und Umgebung allerdings genügend zertifizierte Testzentren ihre Dienste anbieten, kann der Ball endlich wieder rollen.
Einmal pro Woche trainieren nun die Über-14-Jährigen auf der Anlage am Helker Berg. Die Jüngeren, die ja schon seit dem 8. März wieder kicken dürfen, sind weiterhin zweimal pro Woche am Ball. "Wir wollten langsam wieder anfangen, auch um zu sehen, wie die Mädels und Jungs die lange Pause ohne richtiges Training überstanden haben", sagt Christian Ebbert.
Ab dem 1. November 2020 war Amateursport in Gruppen verboten, auch die Fußballerinnen und Fußballer der DJK/VfL Billerbeck mussten sich mit Jogging und Kraft- beziehungsweise Koordinationsübungen daheim fithalten. Zwar bot der Verein mehr als 30 digitale Sportangebote wie zum Beispiel Functional Fitness, Crossworkout oder Krafttraining mit eigenem Körpergewicht für alle Mitglieder an, aber es ist eben etwas ganz anderes, ob man wieder auf den Platz und mit seinen Freundinnen und Freunden bolzen darf. "Die ganze Zeit wusste man nicht, wann es wieder losgeht. Dann war der Tag gekommen, und seitdem hatten wir eine Trainingsbeteiligung von fast 100 Prozent", so Christian Ebbert und lacht. "Da war kaum jemand dabei, der oder die aufs Training verzichtet hätten, nur weil sie vorher zum Corona-Test mussten. Im Gegenteil: Alle haben sich wirklich sehr darüber gefreut, dass sie wieder mit ihren Teamkolleginnen und -kollegen Fußball spielen durften."
Keine Neiddebatte anstoßen
Ganz wichtig ist den Billerbeckern, dass sie alle Bedingungen, die das Modellprojekt vorschreibt, penibel einhalten. "Wir wollen keine Neiddebatte anstoßen", betont Christian Ebbert. Schließlich sind die gelockerten Corona-Regeln derzeit eben nur ausgewählten Regionen, wo am 3. Mai zum Beispiel auch Schülerinnen und Schüler wieder in den Präsenzunterricht zurückgekehrt sind, vorbehalten. Nur 50 Kilometer südlich, wo das Ruhrgebiet mit seinen vielen Großstädten anfängt, träumen sie noch vom Training in Mannschaftsstärke.
Die DJK/VfL Billerbeck im Kreis Coesfeld nimmt die Rolle als Vorbild, wie verantwortungsvoller Sport in Zeiten von Corona gehen kann, aber gerne an. Ein Zurück in den Wald auf die ausgetrampelten Joggingpfade oder vor den Bildschirm, weil die nächste Einheit per Zoom wartet, soll es am liebsten nicht mehr geben.