Energie vs. Dynamo: Faktencheck zum Topspiel
Bereit fürs Topspiel: Energie Cottbus trifft auf den BFC Dynamo.[Foto: Bilder: Imago, Collage: FUSSBALL.DE]
Wer überwintert in der Regionalliga Nordost als Tabellenführer? Diese Frage könnte schon eine Woche vor der Winterpause am Freitag (ab 19 Uhr) im Topspiel zwischen dem Tabellenzweiten FC Energie Cottbus und Spitzenreiter BFC Dynamo beantwortet werden. Bei einem Erfolg wären die Berliner - die vier Punkte Vorsprung haben - im Jahr 2021 nicht mehr einzuholen. FUSSBALL.DE macht den Faktencheck.
Die Ausgangslage: Die 1:2-Heimniederlage des BFC Dynamo am zurückliegenden Wochenende gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig hat für weitere Spannung im Meisterschaftsrennen gesorgt. Die Berliner rangieren zwar auch nach der ersten Niederlage nach zuvor fünf Siegen in Folge mit 45 Punkten weiterhin ganz oben in der Tabelle. Die Konkurrenten - mit Ausnahme des Berliner AK (1:3 beim FSV Optik Rathenow) - konnten den Abstand allerdings verringern. Der BAK, der die Spitzenposition durch das 1:3 im direkten Duell an den BFC Dynamo verloren hatte, liegt mit vier Zählern Rückstand auf Rang drei. Wegen der um 20 Treffer besseren Tordifferenz ist jetzt der FC Energie Cottbus (41 Punkte) auf Platz zwei zu finden. Mit dem 3:2 beim FSV Luckenwalde gelang den Lausitzern der sechste Sieg aus den zurückliegenden sieben Begegnungen ohne Niederlage. Mit 40 Zählern lauert der FC Carl Zeiss Jena auf Rang vier. Auch der 1. FC Lok Leipzig (39) hat bei noch einer weniger absolvierten Partie gute Chancen, noch in das Meisterschaftsrennen einzugreifen. Der Nordost-Meister spielt nach dem Saisonende in den anschließenden Playoff-Spielen gegen den Ligaprimus der Nord-Staffel einen Aufsteiger in die 3. Liga aus.
Die Historie von Energie Cottbus: Vor dem Mauerfall spielte der FC Energie Cottbus insgesamt 21 Jahre in der DDR-Liga und schaffte für sechs Jahre (erstmals 1973) auch den Sprung in die damals höchste Spielklasse (DDR-Oberliga). In vier Fällen folgte der direkte Wiederabstieg. Nachdem der Sprung in den gesamtdeutschen Profifußball verpasst wurde, gingen die Lausitzer zunächst in der dritthöchsten Spielklasse an den Start. In der Saison 1993/1994 qualifizierte sich Energie für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga, hatte dort allerdings das Nachsehen. Zumindest sicherten sich die Cottbuser einen Platz in der neu geschaffenen Regionalliga, der damals dritthöchsten Spielklasse. Unter dem langjährigen Trainer Eduard Geyer setzte sich der FC Energie Cottbus 1997 in den Aufstiegsspielen gegen Hannover 96 (0:0 und 3:1) durch. Nur eine Woche später bestritt das Geyer-Team das DFB-Pokal-Finale gegen den VfB Stuttgart (0:2). Bis einschließlich 2014 war Energie Cottbus mindestens in der 2. Bundesliga vertreten, sechs Jahre davon sogar in der Bundesliga. 2016 stieg Cottbus erstmals in die nur noch viertklassige Regionalliga Nordost ab, 2018 schaffte der FC Energie die Rückkehr in die 3. Liga, allerdings nur für eine Spielzeit.
Die Historie des BFC Dynamo: Der BFC Dynamo hatte seine erfolgreichste Zeit in den 1970er- und 80er-Jahren. Ab der Saison 1978/1979 gelangen dem Verein in der DDR-Oberliga zehn Meisterschaften in Serie. Damit wurde der BFC vor Dynamo Dresden (acht Titel) auch Rekordmeister. International erreichten die Berliner unter anderem in der Saison 1971/1972 das Halbfinale im damaligen Europapokal der Pokalsieger, für den sich der Klub als Vizemeister qualifiziert hatte. Mit der Wiedervereinigung begann für den BFC Dynamo der sportliche Abstieg. Zahlreiche Leistungsträger wechselten in westeuropäische Ligen, die Berliner verpassten die Qualifikation für die Bundesliga und auch für die 2. Bundesliga. Sportlich stieg der Verein im Jahr 2000 aus der Regionalliga Nordost in die Oberliga ab. In der Folge verstärkten sich wirtschaftliche Probleme, sodass der BFC Ende 2001 Insolvenz anmelden musste und die Spielberechtigung für die Oberliga verlor. Nach dem erfolgreich überstandenen Insolvenzverfahren gelang 2003/2004 die Oberliga-Rückkehr. Seit 2014/2015 ist der Verein wieder in der Regionalliga Nordost vertreten.
"Das ist keineswegs selbstverständlich, sondern ein echter Kraftakt für uns. Das verdient großen Respekt und macht uns auch stolz"
Die Trainer: Claus-Dieter "Pele" Wollitz ist beim FC Energie Cottbus längst ein alter Bekannter. Der ehemalige Bundesligaprofi (64 Einsätze für den FC Schalke 04, Bayer 04 Leverkusen, 1. FC Kaiserslautern und 1. FC Köln) war bereits vor seiner erneuten Rückkehr im zurückliegenden Sommer von Juli 2009 bis Dezember 2011 sowie von April 2016 bis Dezember 2019 für den ehemaligen Bundesligisten aus Cottbus als Cheftrainer tätig. In diesen Zeiträumen betreute Wollitz den Klub sowohl in der 2. Bundesliga, in der 3. Liga als auch in der Regionalliga Nordost. Weitere Trainerstationen des 56-Jährigen waren unter anderem der VfL Osnabrück (Juli 2004 bis Juni 2009 und Januar 2012 bis Mai 2013) und der 1. FC Magdeburg (Januar bis Juni 2020). Beim BFC Dynamo steht seit Juli 2019 Christian Benbennek an der Seitenlinie. Seine Trainerlaufbahn startete er bereits als 27-Jähriger im Nachwuchsbereich des VfL Wolfsburg. Über die zweite Mannschaft (Co-Trainer) und die U 19, mit der er als Cheftrainer 2008 im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft stand, wechselte der heute 49-Jährige zur U 23 von Eintracht Braunschweig (Juli 2009 bis Juni 2011). Neben zwei Amtszeiten beim TSV Havelse (Juli 2013 bis Juni 2015 sowie Juli 2017 bis November 2018) stehen auch der SV Babelsberg 03 (Juli 2012 bis April 2013), Alemannia Aachen (Juli 2015 bis Dezember 2015) sowie der österreichische Bundesligist SV Ried (Juli 2016 bis Februar 2017) in Benbenneks Vita.
Die Torjäger: Mit dem BFC Dynamo und dem FC Energie Cottbus stehen sich nicht nur die beiden derzeit am besten platzierten Mannschaften gegenüber. Es ist auch das Duell der beiden erfolgreichsten Offensivreihen. Für den FC Energie Cottbus stehen bereits 50 Treffer zu Buche. Der BFC Dynamo (47) folgt auf dem zweiten Platz. Eine umgekehrte Reihenfolge gibt es in der Torjägerliste. Hier ist Berlins Sommerzugang Christian Beck, der bereits in den Spielzeiten 2013/2014 und 2014/2015 im Trikot des 1. FC Magdeburg Torschützenkönig in der Regionalliga Nordost war, mit 14 Treffern führend. Mit nur einem Saisontor weniger folgt Maximilian Pronichev vom FC Energie Cottbus gemeinsam mit Djamal Ziane (1. FC Lokomotive Leipzig) auf dem zweiten Rang.
Die Rahmenbedingungen: Für das Spitzenspiel unter Flutlicht gilt im Stadion der Freundschaft die "2G-Regel". Das bedeutet: Ausschließlich genesene und geimpfte Personen erhalten Zutritt. Ein entsprechender Nachweis des Impf- bzw. Genesenen-Status ist mitzuführen und am Einlass vorzuweisen. Schülerinnen und Schüler, die nicht volljährig sind, unterliegen nicht der "2G-Regelung" und müssen am Einlass einen Nachweis der drei Mal wöchentlichen Testung im Rahmen des verbindlichen Schutzkonzeptes vorweisen. Eine Testpflicht für Kinder bis sechs Jahre besteht nicht. Eintrittskarten für die Partie gibt es online sowie am Spieltag ab 17 Uhr an der Tageskasse am Haupteingang.
Die Stimmen: Energie-Trainer Claus-Dieter "Pele" Wollitz ist froh über die positive Entwicklung seines Teams. "Ich ziehe wirklich den Hut vor meiner Mannschaft, was sie aus dieser Situation in den zurückliegenden Wochen gemacht hat", so Wollitz. "Wir trainieren stets mit wenigen Spielern, haben zumeist keinen 18er-Kader für die Spiele und die Jungs marschieren weiter und weiter, gehen an ihre Grenzen. Das ist keineswegs selbstverständlich, sondern ein echter Kraftakt für uns. Das verdient großen Respekt und macht uns auch stolz." Im Vergleich zum jüngsten 3:2 beim FSV Luckenwalde fordert Wollitz allerdings eine deutliche Steigerung: "Das war für mich in der ersten Halbzeit ein unmöglicher Auftritt in der Körpersprache, der Ballannahme und der Besetzung der Räume. Wir haben fahrig gewirkt, trotz der Tore keine Ruhe reinbekommen und viel zu große Abstände gelassen." Sein Gegenüber beim BFC Dynamo, Christian Benbennek, erwartet im Gespräch mit FUSSBALL.DE in Cottbus "das schwierigste Auswärtsspiel der Saison. Wir dürfen uns nicht von der Kulisse beeinflussen lassen. Neben unserem unbedingten Siegeswillen zeichnen uns auch unser gutes Pressing und unsere körperliche Spielweise aus. Das müssen wir gegen den FC Energie wieder von der ersten Minute auf den Platz bringen. Wir wollen mutig agieren."
Die personelle Situation: Dem FC Energie Cottbus stehen Matthias Rahn, Shawn Kauter, Jan Koch, Joshua Putze, Max Kremer, Malcolm Badu und Janik Mäder weiterhin nicht zur Verfügung. Hinzu kommt noch die Sperre von Arnel Kujovic, der sich in der Partie beim FSV Luckenwalde die Gelb-Rote Karte eingehandelt hatte. Beim BFC Dynamo fehlt Kapitän Andreas Pollasch nach seiner fünften Gelben Karte gesperrt. Die Langzeitverletzten Marvin Kleihs, Max Klump und Matthias Steinborn sind noch kein Thema. Dafür hat sich Defensivspieler Niklas Brandt von seiner Knöchelverletzung erholt.