Weltenbummler |28.02.2022|14:30

Heubach: "In Israel gefühlt wie Forrest Gump"

Heubach (r.): "Ich hatte keine Lust mehr, noch einmal durchs Land zu touren".[Foto: VfL Viktoria Jüchen-Garzweiler]

Von der 1. Liga in Malaysia in die Bezirksliga: Ex-Profi Tim Heubach (1. FC Kaiserslautern und FSV Frankfurt) kickte zuletzt in der Super League in Malaysia für den Selangor FC. Jetzt wechselte der 33-Jährige zum VfL Jüchen-Garzweiler. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Heubach, der auch in Israel für Maccabi Netanya am Ball war, über seine spannenden Stationen und die Rückkehr nach Deutschland.

FUSSBALL.DE: Sie kickten zuletzt in Malaysia, waren zuvor auch schon drei Jahre in Israel am Ball. Wie kam es zu diesen spannenden Stationen in Ihrer Karriere, Herr Heubach?

Tim Heubach: Nach meiner Zeit beim 1. FC Kaiserslautern von 2014 bis 2017 wäre ich gerne in der 2. Bundesliga geblieben, zwei mögliche Wechsel sind aber geplatzt. Da ich nicht in die 3. Liga gehen wollte, habe ich mich mit Alternativen beschäftigt. Die Anfrage aus Israel von Maccabi Netanya war eine davon. Nachdem einige Bekannte, die selbst in Israel gespielt oder Urlaub gemacht hatten, vom Land schwärmten, entschied ich mich für den Schritt ins Ausland. Ich habe es anschließend nicht eine Sekunde bereut und bin drei Jahre geblieben, obwohl ich zunächst nur mit einer Saison geplant hatte.

Danach ging es weiter nach Malaysia. Warum sind Sie dort gelandet?

"Egal, wo ich war: Immer wurde ich erkannt und auf das Finale angesprochen. Ich habe beim Einkaufen Dinge umsonst bekommen und gesagt bekommen: 'Dafür holt ihr den Pokal!'"

Heubach: Vor meiner Rückkehr nach Deutschland wollte ich mich auf ein weiteres Abenteuer einlassen und hatte den Traum, in Asien Fußball zu spielen. Beim Selangor FC wurde dann ein Projekt gestartet - unter der Leitung des Technischen Direktors Michael Feichtenbeiner, der früher auch Sportdirektor beim SV Wehen Wiesbaden war. Mit Karsten Neitzel als Trainer und Profis wie Manuel Konrad und mir kamen einige Deutsche zum Klub. Ich entschied mich damit übrigens gegen Optionen aus der Türkei und Indien - auch aus diesen Ländern gab es Angebote. Rückblickend denke ich, dass der Wechsel nach Malaysia die richtige Entscheidung war, auch wenn es aufgrund der strengen Corona-Regelungen im Land sicher nicht so war, dass man das Leben dort vollends genießen konnte. Ich hätte gerne das Land besser kennengelernt und die Stimmung in den Stadien mehr aufgesogen.

Welche Anekdoten können Sie von Ihrer Zeit im Ausland erzählen?

Heubach: Viele - aber ich möchte mich an der Stelle mal auf eine beschränken, die mir besonders in Erinnerung geblieben ist. Als wir in Israel das Pokalfinale erreichten, war der Hype in Netanya riesig. Die Fans dort sind einfach fußballbekloppt. (lacht) Egal, wo ich war: Immer wurde ich erkannt und auf das Finale angesprochen. Ich habe beim Einkaufen Dinge umsonst bekommen und gesagt bekommen: "Dafür holt ihr den Pokal!" Beim Laufen durch die Stadt fuhren hupende Autos an mir vorbei und die Leute feuerten mich an. Ich habe mich gefühlt wie auf den letzten Metern eines Marathons oder wie Forrest Gump. (lacht) Später haben wir das Pokalfinale leider verloren, aber die Zeit damals war dennoch phänomenal.

Hat es Ihnen in Israel also am besten gefallen?

Heubach: Auf jeden Fall. Sportlich sowie privat war es eine extrem tolle Zeit dort. Ich habe viele Freunde gewonnen und möchte irgendwann auf jeden Fall noch einmal vorbeischauen, um mich vom Verein und den Fans richtig zu verabschieden. Als ich im Sommer 2020 ging, hatte der Klub eine schwierige Zeit - wie wohl auch die meisten anderen Vereine zu Beginn der Pandemie. Die Spieler haben auf Gehalt verzichtet und wir hatten lange keinen Kontakt mit den Fans.

Wie unterscheidet sich der Fußball in Malaysia und Israel von Deutschland?

Heubach: Der israelische Fußball ist schon sehr professionell und hochkarätig. In Malaysia war das teilweise anders. Alleine schon durch die schwierigen Witterungsbedingungen war der Fußball nicht mit dem in Europa zu vergleichen. Mal war es zu heiß, mal gab es extreme Regenfälle, so dass wir fast im Schlamm spielen mussten. Es war wie auf einem Rugby-Feld. Dadurch ist viel Attraktivität verloren gegangen. Die Möglichkeiten auf dem Platz waren begrenzt.

Mit 33 Jahren ging es jetzt zurück nach Deutschland. Warum haben Sie sich dafür entschieden?

Heubach: Eigentlich hatte ich noch Vertrag in Malaysia und wollte bleiben. Leider hatte ich aber Verletzungsprobleme, die mich zurückgeworfen haben. Das hat mit dazu beigetragen, dass ich zurück in die Heimat wollte. Ich dachte kurz darüber nach, noch einmal höherklassig zu spielen. Angebote aus der Regionalliga gab es auch. Aber ich hatte letztendlich keine Lust mehr, noch einmal durchs Land zu touren, und entschied mich für das Ende meiner professionellen Fußballkarriere. Mein Fokus liegt jetzt auf meinem Beruf als Baufinanzierer und ich kicke nur noch nebenbei mit Freunden für den VfL Jüchen-Garzweiler in der Bezirksliga. Komplett aufhören wollte ich noch nicht.

Ihr neues Team rangiert in der siebtklassigen Bezirksliga Niederrhein Gruppe 1 auf Platz zwei, sechs Zähler hinter Spitzenreiter FC Büderich. Soll der Aufstieg in die Landesliga gelingen?

Heubach: Mal sehen, was noch möglich ist. Das ist auch davon abhängig, ob der FC Büderich in der Rückserie das eine oder andere Mal strauchelt. Wir werden auf jeden Fall alles geben, um das Titelrennen so lange wie möglich spannend zu halten.

Sie sagten bereits, dass Sie nun im Bereich Baufinanzierung arbeiten. Können Sie sich denn auch ein Berufsleben im Fußball vorstellen - beispielsweise als Trainer?

Heubach: Absolut. Irgendwann werde ich meine Trainerscheine machen. Aber aktuell bin ich erst einmal froh, wie es ist. Als gelernter Bankkaufmann fühle ich mich in meinem Job wohl und ich habe Bock, mit meinen Jungs die Bezirksliga aufzumischen.