Toptorjägerin |03.04.2022|18:10

Top in 6. Liga: 36 Tore in 19 Spielen

Torjägerin Ahlers: "Die Torjägerkanone für alle ist eine coole Idee und eine schöne Wertschätzung für den Amateurfußball."[Foto: Rolf Grundke/Rolfinaction]

Eine der treffsichersten Angreiferinnen in ganz Deutschland spielt nicht beim FC Bayern München oder beim VfL Wolfsburg, sondern beim SV Schwarz-Weiß Esch in der Bezirksliga Westfalen. Stephanie Ahlers, von allen nur "Steffi" gerufen, hat nicht weniger als 36 der insgesamt 51 Saisontore ihres Teams erzielt, also mehr als 70 Prozent aller Treffer.

Damit führt Steffi Ahlers in der 6. Liga auch die bundesweite Wertung zur Torjägerkanone für alle an, die nach dem Saisonende gemeinsam vom Fachmagazin kicker und von FUSSBALL.DE in Kooperation mit Volkswagen verliehen wird. "Die Torjägerkanone für alle ist eine coole Idee und eine schöne Wertschätzung für den Amateurfußball", sagt die 28 Jahre alte Stürmerin, fügt aber gleich bescheiden hinzu: "Wenn ich die Wahl hätte zwischen Aufstieg und Torjägerkanone, dann würde ich immer den Aufstieg mit dem Team nehmen."

Für den Fußball begeisterte sie sich schon früh, wenn auch zunächst nicht im Verein. "Ich habe schon als kleines Kind immer Fußball gespielt und war auf jedem Bolzplatz zu Hause", erinnert sich Steffi Ahlers. Im Alter von zwölf Jahren fing sie dann bei der DJK Arminia Ibbenbüren bei den C-Juniorinnen an - und zeigte schnell ihr Talent. Nur ein Jahr später stellte Steffi Ahlers im Kreispokalfinale mit den U 17-Juniorinnen gegen den Brochterbecker Sportverein ihren bislang persönlichen Rekord auf. Beim 11:1-Sieg gelangen der hellblonden Torjägerin gleich sieben Treffer in einem Spiel. "Daran erinnere ich mich sehr gerne zurück, weil meine fußballerische Laufbahn dadurch richtig Fahrt aufnahm", sagt sie.

Für Ex-Bundesligisten FFC Heike Rheine am Ball

"Zum Glück hatte ich bis jetzt nur einmal eine Schülerin im Klassenzimmer vor mir sitzen, gegen die ich dann im Wettkampf am Wochenende Fußball spielen musste"

Die treffsichere Stürmerin mit dem starken linken Fuß schaffte den Sprung in die ambitionierte Frauenmannschaft, ging für die DJK Arminia Ibbenbüren und später für den einstigen Frauen-Bundesligisten FFC Heike Rheine - ein Verein, der mittlerweile von der Fußball-Landkarte verschwunden ist - in der drittklassigen Regionalliga West auf Torejagd. Nach der Auflösung des FFC Heike Rheine kehrte sie nach Ibbenbüren zurück.

Als ihr aktueller Klub SV Schwarz-Weiß Esch vor fünf Jahren eine Frauenmannschaft gründete, wollte Steffi Ahlers, die nur 500 Meter von der Platzanlage entfernt wohnt, unbedingt ein Teil des Projekts sein. "Der damalige Trainer Bastian Blankemeyer, der sich mittlerweile zurückgezogen hat, hat Großes für den Verein geleistet und das Team aufgebaut", lobt sie einen ihrer großen Förderer. Inzwischen tummelt sich die Mannschaft in der Bezirksliga in der Spitzengruppe.

Zweimal pro Woche trainiert Steffi Ahlers mit der Frauenmannschaft des SV Schwarz-Weiß Esch. Dazu kommen die Spiele an den den Wochenenden. Doch damit nicht genug. Die vielseitige Sportlerin, die bei ihrer fußballerischen Entwicklung immer von ihren Eltern unterstützt wurde und mit Sabine Tenberg, ihrer ersten Trainerin bei Arminia Ibbenbüren, eine große Fürsprecherin hatte, spielt nebenbei auch noch Tennis in der Frauenmannschaft des benachbarten SC Hörstel und geht damit ihrer zweiten großen Leidenschaft nach.

"Wir haben in Esch leider kein Frauenteam im Tennis. Deswegen musste ich nach Hörstel ausweichen, um meinem zweiten Hobby zu frönen", sagt Steffi Ahlers, die beim SV Schwarz-Weiß Esch dafür aber Kindern das Spiel mit dem kleinen Filzball nahebringt. Sollte dann noch Zeit bleiben, hält sich die Escher "Tormaschine" noch zusätzlich einmal pro Woche mit Jogging oder mit Fahrten auf dem Mountainbike fit.

Lehrerin für Mathematik und Sport

Auch im Berufsleben ist Steffi Ahlers erfolgreich und sportlich unterwegs. Nach ihrem Referendariat an der Gesamtschule in Rheine wechselte sie vor eineinhalb Jahren an die Hüberts’sche Schule Hopsten, eine staatlich anerkannte Privatschule. Dort unterrichtet sie Sport und Mathematik, bereitet unter anderem die Oberstufenschüler im Sport-Leistungskurs auf ihr Abitur vor. "Das ist eine optimale Konstellation, weil ich tagsüber mit sportlich motivierten Schülern arbeiten kann", erklärt die Lehrerin.

Dabei ist es auch schon vorgekommen, dass sich Steffi Ahlers am Wochenende gegen einige ihrer Schülerinnen auf dem Fußballplatz behaupten musste, weil diese ebenfalls in der Staffel 6 der westfälischen Frauen-Bezirksliga am Ball sind. "Zum Glück hatte ich bis jetzt nur einmal eine Schülerin im Klassenzimmer vor mir sitzen, gegen die ich dann im Wettkampf am Wochenende Fußball spielen musste. Das ist schon eine komische Situation."

Schon seit ihrer Kindheit ist Steffi Ahlers ein glühender Fan des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München. Ganz besonders schaut sie dabei auf FCB-Torjäger Robert Lewandowski, von dem sie sich jede Menge abschauen kann. "Früher hatte ich für Lionel Messi oder Fernando Torres geschwärmt, aber Robert ist momentan der beste Stürmer weltweit", schwärmt sie. Ein besonderer Höhepunkt war denn auch eine Reise in die bayerische Landeshauptstadt München, verbunden mit einem Besuch der Allianz Arena: "Leider habe ich das Stadion nur von außen gesehen, kam aber aus dem Staunen aber nicht heraus."

Duelle gegen Leverkusen und Bochum

Ihre sportlichen Highlights beschreibt Steffi Ahlers so: "Den Aufstieg mit dem SV Schwarz-Weiß Esch von der Kreisliga A in die Bezirksliga im zweiten Jahr nach der Vereinsgründung werde ich nie vergessen. Aber auch die damaligen Regionalliga-Partien bei Bayer 04 Leverkusen oder beim VfL Bochum, die jeweils auf den Nebenplätzen im Schatten des großen Stadions stattfanden, waren tolle Erlebnisse."

Dass mit dem Aufstieg in die Landesliga schon in dieser Saison der nächste Höhepunkt hinzukommt, ist bei aktuell zwölf Punkten Rückstand des Tabellendritten auf Spitzenreiter SV Langenhorst Welbergen nicht mehr allzu wahrscheinlich. "Es müsste schon viel zusammenkommen, wenn es noch klappen soll", gibt sich Steffi Ahlers realistisch. "Unmöglich ist aber gerade in diesen verrückten Corona-Zeiten nichts."

Nachdem sie zuletzt in der Partie beim TuS Altenberge (1:1) gefehlt hatte, hofft die Toptorjägerin jetzt darauf, im bevorstehenden Heimspiel am Sonntag (ab 11 Uhr) gegen Fortuna Gronau 09/54 ihre eindrucksvolle Torquote weiter ausbauen und der Mannschaft damit wieder helfen zu können.