Spaß am Pfeifen |11.04.2022|15:45

Nachwuchsschiedsrichter wird zum TikTok-Star

Vorbild für die jüngere Generation auf TikTok: der 20 Jahre alte Schiedsrichter Pascal Martin.[Foto: privat/TikTok quallexd001]

Die Zahl der Schiedsrichter*innen ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen. Eine Entwicklung, die Pascal Martin nicht hinnehmen will. Der 20-Jährige ist selbst seit vielen Jahren als Schiedsrichter aktiv und wirbt in den sozialen Netzwerken für seine große Leidenschaft.

Schiedsrichter*innen sind für gewöhnlich nicht die gefeierten Personen auf dem Fußballplatz. Umso ungewöhnlicher ist es, die eigenen Einsätze in den sozialen Medien zu dokumentieren. Für Nachwuchsschiedsrichter Pascal Martin ist seine Leidenschaft für den Job an der Pfeife allerdings zu groß, um sie der Öffentlichkeit vorzuenthalten.

Attacke landet vor dem Sportgericht

Nachdem sich der 20-jährige lange Zeit mit den Gründen für den anhaltenden Schiri-Rückgang im Amateursport beschäftigt hatte, kam ihm im vergangenen Jahr die Idee, dieses Thema auf seinem TikTok-Kanal "QualleXD" aufzugreifen. "Mir ist aufgefallen, dass der Schiedsrichter-Job nirgendwo ausführlich thematisiert wird", erzählt Martin. "Da mir dieses Hobby aber so viel bedeutet, habe ich damit angefangen, darüber auf TikTok zu sprechen."

"Ich werde häufig von den Trainern angesprochen, dass ihre Kinder meine Videos schauen und seitdem auch Schiedsrichter werden wollen"

Zu berichten hat der engagierte Nachwuchsschiedsrichter einiges. Seit mittlerweile sechs Jahren verbringt er einen Großteil seiner Freizeit als Schiedsrichter auf dem Fußballplatz. Für seinen Verein, den TuS Kachtenhausen pfeift er vorwiegend Kreis- und Bezirksligaspiele. Auch wenn er in seinem Schiedsrichterkreis zu den Jüngsten gehört, kommt er bereits auf einige Einsätze in der Westfalenliga, wenn auch bisher nur als Assistent. "Ich werde langsam an die größeren Aufgaben herangeführt", berichtet Martin, der auf dem Platz in den vergangenen Jahren allerdings nicht nur positive Erfahrungen gemacht hat.

Im Alter von 16 Jahren wurde er auf dem Platz attackiert. Es war ein hitziges Spiel, in dem der Jungschiedsrichter bereits zur Halbzeit drei Platzverweise erteilt hatte. Der vierte ließ die Situation schließlich eskalieren: "Der verwiesene Spieler packte mich am Kragen, stieß mich weg und beschimpfte mich aufs Übelste", erinnert sich Martin. Der Fall landete vor dem Sportgericht.

Wenngleich derartige Fälle die Ausnahme sind, ein Einzelfall ist Pascal Martin damit nicht. Sein jüngerer Bruder hatte den Schiedsrichter-Job an den Nagel gehängt, nachdem auch er auf dem Feld attackiert worden war. Pascal hingegen entschied sich dazu weiterzumachen. "Ich bin in den ersten Jahren als Schiedsrichter viel selbstbewusster geworden", erzählt er. "Selbst in schwierigen Spielen macht mir der Job so einen Spaß, dass ich nicht bereit war, dieses Hobby aufgrund einzelner, schlechter Erfahrungen aufzugeben."

Auch darüber spricht er in seinen Videos. Dass diese Problematik angesprochen wird, ist ihm ein besonderes Anliegen. "Ich bekomme jeden Tag bis zu 15 Nachrichten von Followern, die mir schreiben, dass sie gerne Schiedsrichter werden würden, aber Angst vor Anfeindungen oder Attacken auf dem Platz haben. Das tut mir im Herzen weh, weil es sehr wohl potenzielle Jungschiedsrichter gibt, diese sich aber eben nicht anzufangen trauen", so Martin.

Zuspruch von Ittrich und Aytekin

Dem will der gelernte Einzelhandelskaufmann mit seinen Videos entgegenwirken und erfreut sich damit einer wachsenden Fan-Schar. Seine TikTok-Videos wurden seit November bereits mehr als elf Millionen Mal angesehen. Auf YouTube lässt er seine Zuschauer*innen an seinen Schiedsrichter-Einsätzen teilhaben, indem er sich von Freunden dabei filmen lässt. In seinem Fußballkreis ist er deshalb inzwischen bekannt wie ein bunter Hund. "Ich werde häufig von den Trainern angesprochen, dass ihre Kinder meine Videos schauen und seitdem auch Schiedsrichter werden wollen", freut sich Martin.

Er will seine Reichweite nutzen, um Schiedsrichter-Nachwuchs anzuwerben und arbeitet dafür an einer eigenen Präsentation. "Es gibt so wenige Jungschiedsrichter, dass es vielleicht gut ist, wenn Interessierte von einem fast Gleichaltrigen hören, was sie dabei erwartet. Deshalb möchte ich in die Vereine in unserem Kreis gehen und die Jugendlichen ermutigen, auch als Schiedsrichter anzufangen." Was die Erfolgsaussichten angeht, bleibt Martin aber bescheiden. "Meine Videos wurden elf Millionen Mal angeklickt. Wenn ich nur fünf Leute davon motivieren kann, selbst als Schiedsrichter aktiv zu werden, wäre ich zufrieden."

In seinem Vorhaben hat er inzwischen sogar prominente Unterstützung, wie Martin stolz erzählt: "Patrick Ittrich und Deniz Aytekin haben mir geschrieben, dass ich mit meiner Arbeit unbedingt weitermachen soll und sie bei mir Potential sehen, es bis in die Bundesliga zu schaffen." Er selbst steckt seine Ziele etwas tiefer: "Regionalliga! Alles darüber hinaus ist ein Traum."


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