Mourad Zahrakane: Remis trotz sieben Treffern
Der Siebenfachtorschütze spricht mit seinem Team nur Englisch: Mourad Zahrakane.[Foto: BSV Schönau/privat]
Es war das torreichste Unentschieden des zurückliegenden Wochenendes im gesamten deutschen Amateurfußball. In der Staffel 1 der 2. Kreisklasse Leipzig trennten sich der BSV Schönau 1983 II und der SV Liebertwolkwitz III nach einer spektakulären Partie mit 7:7 (6:2). Die - laut offiziellem Spielbericht - 15 Zuschauer*innen kamen bei 14 Treffern voll auf ihre Kosten.
Besonders bemerkenswert: Für die Gastgeber, die das Hinspiel noch mit 0:24 (!) verloren hatten und in der Tabelle acht Punkte hinter dem SVL rangieren, markierte Angreifer Mourad Zahrakane alle sieben Tore, schoss zwischenzeitlich eine 4:0-, 6:1- und 7:4-Führung heraus. Dennoch reichte es für Schönau schließlich nur zu einem Remis.
Liebertwolkwitz erst nach der Pause komplett
Torjäger Zahrakane spielt normalerweise für die erste Mannschaft des BSV Schönau, die in der selben Spielklasse, aber dort in Staffel 2 am Ball ist. Diesmal half er aus beruflichen Gründen bei der "Zwoten" aus. Der 29 Jahre alte Marokkaner arbeitet im Schichtdienst, ist in Leipzig für einen großen Automobil-Hersteller in der Montage tätig. Obwohl am Ende nur ein Unentschieden für den BSV Schönau heraussprang, lief es für den Torjäger persönlich wie am Schnürchen, er produzierte Tore wie am Fließband.
"Es war frustrierend, unser Ergebnis fühlte sich wie eine Niederlage an"
"Obwohl ich schon viele Jahre dabei bin, habe ich so etwas auch noch nie erlebt", sagt BSV-Kapitän Manuel Strempel gegenüber FUSSBALL.DE - und lobt den Torschützen vom Dienst: "Mourad ist schnell und vor allem technisch sehr stark. Er weiß, in welche Räume er gehen muss, um seine Stärken effektiv einzusetzen. Das macht er richtig gut."
In der ersten Halbzeit kam den Hausherren allerdings auch entgegen, dass die Gäste zu Beginn des Spiels nur mit zehn Mann antreten konnten und lange Zeit in Unterzahl spielen mussten. "Ein Spieler hatte am Freitag wahrscheinlich zu lange gefeiert und geglaubt, dass unsere Partie erst am Sonntag über die Bühne geht", so Strempel nach Rücksprache mit Liebertwolkwitz-Kapitän Phillip-Max Kühnemund. Der Spieler wurde aus dem Bett geklingelt und stand dann mit reichlich Verspätung doch noch in Schönau auf dem Platz. Und er half mit, zumindest noch einen Punkt zu holen. Typisch Kreisklasse eben.
Die Stimmung in der Kabine war beim BSV Schönau II, der noch bis zur 86. Minute 7:4 geführt, dann aber noch drei Gegentreffer kassiert hatte, nach dem Abpfiff auf dem Tiefpunkt. "Es war frustrierend, unser Ergebnis fühlte sich wie eine Niederlage an", gab Kapitän Strempel zu Protokoll. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass nach dem Debakel im Hinspiel diesmal zumindest ein Remis heraussprang.
Aber wie kam es zur Wende? Nachdem Angreifer Mourad Zahrakane siebenmal getroffen hatte, wollten sich auch seine Mitspieler in die Torschützenliste eintragen. "Dabei haben wir die Defensivarbeit total vernachlässigt, das Mittelfeld blieb nach jedem Angriff vorne stehen und verließ sich auf die Abwehrspieler, die mit der Situation überfordert waren", so Kapitän Strempel, der aber auch den Einsatz des Gegners anerkannte: "Der SV Liebertwolkwitz hat trotz des deutlichen Rückstands nie aufgegeben, sich als geschlossene Mannschaft präsentiert und uns am Ende überrannt. Mit jedem weiteren Treffer hat der Gegner mehr an sich geglaubt, wurde selbstbewusster und immer gefährlicher. Danach konnten wir den Schalter nicht mehr umlegen. Die Akkus waren bei uns auch aufgrund der hohen Temperaturen in der Schlussphase leer."
Auf dem Platz wird nur Englisch gesprochen
Wegen der zahlreichen verschiedenen Nationalitäten wird beim BSV Schönau auf dem Trainingsplatz und bei den Spielen nur Englisch gesprochen. Auch Torjäger Mourad Zahrakane kann sich bislang nur so mit seinen Teamkollegen verständigen. Ein Großteil des Kaders kommt aus Südamerika.
"Wir haben viele Spieler aus Venezuela, Argentinien und Uruguay, die in den vergangenen Jahren immer mehr Freunde für uns angeworben hatten", berichtet BSV-Kapitän Manuel Strempel. Außerdem haben wir auch einige Spieler, die aus Syrien und Afghanistan geflüchtet sind und bei uns ein neues zu Hause gefunden haben. Wir sind ein weltoffener Verein und freuen uns, wenn wir Menschen bei der Integration in unserer Gesellschaft helfen können." Wenn sie dann auch noch so torhungrig sind wie Mourad Zahrakane, umso besser.