Larissa Puls: Mit starkem Finish zur Kanone?
44 Treffer nach 16 Spielen: Larissa Puls in der bundesweiten Wertung ganz oben.[Foto: Privat]
Der Puls ist wohl kräftig in die Höhe geschossen: Mit sieben Toren im Spiel bei der SG Großziethen (11:2) hat Larissa Puls von der SG Phönix Wildau - am südöstlichen Rand von Berlin gelegen - ihrem Team nicht nur fast im Alleingang zum Sieg verholfen, sondern katapultierte sich in der 5. Liga der Frauen auch in der bundesweiten Wertung für die Torjägerkanone für alle an die Spitze.
Mit herausragenden 44 Treffern nach 16 Spielen rangiert die Angreiferin aus der Kreisliga Dahme/Fläming (Brandenburg) vor Maria Heidemann (Tantower SV/41 Tore) und Paula Schönborn (VfB Gramzow/40). Allerdings absolvierten die beiden Kontrahentinnen, die sich in der Kreisliga Uckermark (ebenfalls Brandenburg) auch in direkten Duellen gegenüberstehen, zwei Spiele weniger als Larissa Puls.
Die Chancen für die 22-Jährige stehen gut, schließlich stehen bis zum Saisonende noch drei weitere Begegnungen auf dem Programm. "Innerhalb der Mannschaft werden schon Wetten abgeschlossen, auf wie viele Treffer ich am Ende komme", scherzt die Torjägerin im Gespräch mit FUSSBALL.DE , zeigt sich aber auch selbst zuversichtlich: "Mein Ziel ist es, erst einmal die Marke von 50 Toren zu erreichen. Danach sehen wir weiter."
Dass Larissa Puls den Weg zum Fußball gefunden hat, liegt auch an ihrem jüngeren Bruder Felix. "Als wir noch klein waren, wurde er zum Fußball geschickt", erklärt "Lari" und fährt fort: "Ich habe zu dem Zeitpunkt auch meinen Gefallen an dieser Sportart entdeckt und bin drangeblieben."
"Mein Ziel ist es, erst einmal die Marke von 50 Toren zu erreichen. Danach sehen wir weiter"
Zehn Treffer beim Debüt im Frauenfußball
Allerdings gab es in der Zeit bei ihrem ersten Verein, der SG Grün-Weiß Deutsch Wusterhausen, bereits früh den Gedanken, wieder mit dem Fußball aufzuhören. "Es war ein prägender Moment: Im Alter von zwölf Jahren habe ich noch mit den Jungs zusammengespielt. Als dann mein damaliger Trainer zu mir kam und mir erklärte, dass ich in Zukunft nicht mehr mit meinen bisherigen Mannschaftskollegen zusammenspielen darf, kamen mir die Tränen."
Eine Erinnerung, die Larissa Puls auch rund zehn Jahre später noch immer begleitet. Dieser Moment machte gleichzeitig aber auch den Weg frei für eine Laufbahn im Frauenfußball. Ihre ersten Schritte im Seniorinnenbereich machte sie schließlich, nachdem sie die Jugendabteilung bei der SG Grün-Weiß Deutsch Wusterhausen durchlaufen hatte, beim SV Frankonia Wernsdorf.
Im Jahr 2016 absolvierte die gebürtige Berlinerin bereits im Alter von 16 Jahren ihr erstes Spiel in der 1. Kreisklasse Dahme/Fläming der Frauen für Wernsdorf. Ein Höhepunkt in ihrer Premierensaison war gleich die erste Runde im Kreispokal beim FSV Admira 2016 (23:0). Gleich zum Auftakt ihrer Laufbahn im Frauenfußball ließ Larissa Puls mit zehn Treffern ihr Potenzial aufblitzen. Die Saison endete schließlich mit dem Double aus Pokalsieg und Meisterschaft, dem bisher größten Erfolg der 22-Jährigen.
Vereinstreue trotz Anfragen
Weil aber 2018 nur noch sieben Spielerinnen in Wernsdorf zur Verfügung standen, löste der Verein seine Frauenabteilung auf, so dass sich auch die Auszubildende im Bereich Gestaltung visuelles Marketing bei einem schwedischen Einrichtungshaus auf die Suche nach einer neuen Herausforderung begeben musste. Fündig wurde sie nur kurz darauf bei der SG Phönix Wildau, für die sie seit mittlerweile vier Jahren am Ball ist.
Der Mangel an Spielerinnen ist ein Faktor, der auch bei ihrem aktuellen Verein eine Rolle spielt. Die geringe Anzahl an Fußballerinnen im Mädchen- und Frauenalter in Wildau hält die SG aktuell davon ab, den Gang in die Landesliga anzutreten. "Wir haben in unserer Region einen deutlichen Mangel an Spielerinnen", sagt die Stürmerin. "Was die Förderung des Frauenfußballs betrifft, ist in Brandenburg im Vergleich zum Beispiel zu Nordrhein-Westfalen noch deutlich Luft nach oben."
Aber auch in der Kreisliga fühlt sich die 1,62 Meter große Akteurin sichtlich wohl. Das liegt zum großen Teil auch an ihren Mitspielerinnen. "Das Team ist zu meiner zweiten Familie geworden. Ich sehe keinen Grund, den Verein zu verlassen", betont Larissa Puls.
Bei ihrer Trefferquote ist es allerdings nicht verwunderlich, dass Anfragen auch von anderen Vereinen kommen. Unter anderem gab es bei "Lari", die nicht etwa mit dem 1. FC Union Berlin oder Hertha BSC, sondern mit Borussia Dortmund sympathisiert, auch die Überlegung, in der Frauenabteilung der "Eisernen" von Union Berlin anzuheuern. Aus "familiären" Gründen bekennt sie sich aber zur SG Phönix.
Miro Klose als Lieblingsspieler
Ihre Vereinstreue und Bodenständigkeit spiegeln sich auch in ihren beiden Lieblingsspielern wider: Da nennt sie BVB-Kapitän Marco Reus und Miroslav Klose. Besonders vom WM-Rekordtorschützen war die Anwärterin auf die Torjägerkanone schon im Kindesalter sehr angetan. "Ich war als kleines Mädchen immer begeistert von Miro Klose. Ich fand es schon immer beeindruckend, wie er ständig an sich gearbeitet und sich noch verbessert hat. Daher habe ich mich auch immer gefreut, wenn er nach einem Treffer zum Salto angesetzt hat", schwärmt Larissa Puls vom Weltmeister von 2014.
Und ähnlich wie Klose, der bis zum Sommer 2021 als Co-Trainer beim FC Bayern München in der Bundesliga tätig war, kann sich die Angreiferin auch nach der aktiven Laufbahn eine Tätigkeit als Trainerin vorstellen. "Mein Ziel ist es, irgendwann - zumindest ehrenamtlich - eine Mannschaft zu trainieren", blickt die erfolgreiche Knipserin in die Zukunft. "So lange es mein Körper aber noch mitmacht, möchte ich auch selbst auf dem Platz stehen. Ich genieße das Leben auf dem Spielfeld. Lari ohne Ball: Das kann ich mir einfach nicht vorstellen."