Grosser Bruder |28.08.2022|17:50

Niko Klosterhalfen: "Megastolz auf Konstanze"

Nikolas Klosterhalfen: "Wahnsinn, was sie dann auf einmal da abgerissen hat!"[Foto: Privat]

14 Minuten, 50 Sekunden und 47 Hundertstelsekunden sind weniger als ein Wimpernschlag im Leben. Für Konstanze Klosterhalfen war es aber wohl die wichtigste knappe Viertelstunde in ihrem Leben. Vorigen Donnerstagabend „flog“ die 25-Jährige im Münchner Olympiastadion zum EM-Gold über 5.000 Meter.

Mehr als 500 Kilometer weiter nordwestlich schlug ihrem Bruder Nikolas das Herz vor Aufregung bis zum Hals. Der 27-Jährige war nach dem Training beim TuS 05 Oberpleis mit dem Auto auf dem Weg nach Hause, als die deutsche Top-Leichtathletin das Rennen ihres Lebens lief.

Wir haben uns mit „Niko“ über einen emotionalen Zwischenstopp am Barbarossaplatz in Köln unterhalten.

FUSSBALL.DE: Nikolas Klosterhalfen, was sagen Sie zu Ihrer ‚kleinen Schwester‘?

„Ich war gerade auf dem Rückweg vom Training, als das Rennen lief und habe auf meinem Handy den Livestream verfolgt. Ich konnte es vor Aufregung kaum aushalten.“

Nikolas Klosterhalfen: Da fehlen einem ein bisschen die Worte. Ich bin natürlich megastolz darauf, was sie da in München geleistet hat, kann es aber immer noch nicht richtig glauben. Das war krass. „Ich war gerade auf dem Rückweg vom Training, als das Rennen lief und habe auf meinem Handy den Livestream verfolgt. Ich konnte es vor Aufregung kaum aushalten.“

Wie haben Sie denn den Lauf verfolgt?

Klosterhalfen: Leider konnte ich nicht vor Ort in München sein, weil ich zur Uni musste und an dem Abend auch Training hatte. Ich war gerade auf dem Rückweg vom Training, als das Rennen lief und habe auf meinem Handy den Livestream verfolgt. Als es in die letzten beiden Runden ging, stand ich am Barbarossaplatz in Köln und konnte es vor Aufregung kaum aushalten. Bei großen Rennen bin ich immer sehr angespannt.

Wer aus der Familie war denn im Olympiastadion?

Klosterhalfen: Unser Vater und ein paar Freunde von Konstanze waren im Stadion, sie waren ja auch bei der Ehrenrunde live im Fernsehen zu sehen. Im Nachhinein ärgere ich mich natürlich, dass ich nicht auch in München dabei war, aber es war auch überhaupt nicht damit zu rechnen, dass sie solch einen Lauf hinlegen würde. Eine Medaille war ja gar nicht absehbar. Im Gegenteil, nach dem 10.000-Meter-Lauf zwei Tage vorher war noch gar nicht klar, ob sie überhaupt über 5.000 Meter antreten würde. Wahnsinn, was sie dann auf einmal da abgerissen hat!

Wie oft sind Sie seitdem auf Ihre Schwester angesprochen worden?

Klosterhalfen: Sehr oft (lacht) . Es kamen ohne Ende Kommentare über die sozialen Medien, zum Beispiel auf Instagram. Alle haben sich total für Konstanze gefreut und gratuliert. Da waren auch viele Leute dabei, zu denen ich vorher lange keinen Kontakt hatte oder mit denen ich eine ganze Zeit nicht geschrieben habe. Sie ist ja schon etwas länger im Sport unterwegs und auch sehr bekannt, aber das EM-Gold hat jetzt alles getoppt.

Wie oft sehen Sie Ihre Schwester?

Klosterhalfen: Da sie in den USA lebt und dort trainiert, ist das leider nur zwei- oder dreimal im Jahr. Aber über WhatsApp oder Facetime haben wir eigentlich täglich Kontakt. Nach dem Lauf vorigen Donnerstagabend aber war so viel los, dass ich sie erst am Freitag erreicht habe und ihr dann endlich auch persönlich gratulieren konnte.

Wer so ein Vorbild in der Familie hat: Wäre Leichtathletik nicht auch etwas für Sie?

Klosterhalfen: Ich habe tatsächlich früher auch Leichtathletik gemacht und war bei Bayer Leverkusen angemeldet. Da war ich acht oder neun. Ich habe Weitsprung gemacht und bin ​ Mittelstrecke gelaufen, später wurde mir das aber zu eintönig. Tennis und Handball habe ich auch noch ausprobiert, aber Fußball hat mir immer am besten gefallen. Dabei bin ich bis heute geblieben. Zwölfeinhalb oder sogar 25 Runden im Kreis zu laufen, so wie Konstanze, das ist nichts für mich (lacht).

Sie sind in Königswinter beim TuS 05 Oberpleis in der Landesliga Mittelrhein am Ball. In Ihrer Vita stehen aber unter anderem auch Einsätze mit dem Bonner SC in der U-19-Bundesliga und später ein Aufenthalt in den USA. Wie kam das zustande?

Klosterhalfen: Ich habe in der E-Jugend bei uns vor der Haustür in Oberpleis angefangen, Fußball zu spielen. Als Schüler war ich später in der Jugend beim FC Hennef und beim Bonner SC, ehe ich wieder nach Hennef zurückgegangen bin. Über einen Bekannten bin ich dann zu einem Sichtungstraining eines US-Colleges in Köln eingeladen worden und habe dort wohl überzeugt, sodass ich ein Stipendium bekommen habe. Das war 2015, ich habe meine Sachen gepackt und bin in die USA gegangen, nach Norfolk in Virginia an der Ostküste.

Wie lange waren Sie dort?

Klosterhalfen: Insgesamt vier Jahre. Ich habe am ODU-College Psychologie studiert, schließlich meinen Bachelor gemacht und auf hohem Niveau meinen Sport ausgeübt. Wir haben zweimal täglich trainiert, hatten Kraft- und Athletikcoaches, das war alles sehr professionell. Zu Auswärtsspielen mussten wir wegen der großen Entfernung teils fliegen, das war schon eine andere Hausnummer als hier im Rheinland. Ich habe viel gesehen, war zweimal in New York und dreimal in Washington D.C. und einen kompletten Monat in Florida. Das war eine sehr spannende Erfahrung, die mich als Mensch in meiner Entwicklung weitergebracht hat.

Und was machen Sie jetzt in Deutschland, außer für den TuS 05 Oberpleis zu kicken?

Klosterhalfen: Ich studiere Jura an der Uni in Köln und stehe kurz vor meinem ersten Staatsexamen. Es ist im Moment etwas stressig, da kann man noch nicht mal nach München fahren und zugucken, wenn die eigene Schwester Gold bei der EM holt (lacht).