Quidditch |08.11.2022|21:30

Bamberg: Platzsperre nach Quidditch-Turnier

Gernlein über die Zwangspause im eigenen Stadion: "Die Umstände sind sicher besonders und nicht ideal."[Foto: FC Eintracht Bamberg]

Herbstmeister FC Eintracht Bamberg musste in der Bayernliga Nord jetzt die Tabellenführung abgeben. Während die DJK Gebenbach durch ein spektakuläres 5:4 bei der SpVgg SV Weiden vorbeizog, mussten die Bamberger unfreiwillig zuschauen. Grund: Im heimischen Fuchs-Park-Stadion kann die Eintracht bis zum Jahresende nicht spielen, weil die deutsche Quidditch-Meisterschaft für Platzschäden gesorgt hat.

Zur Erklärung: Quidditch ist - laut Wikipedia - eine gemischtgeschlechtliche Vollkontaktsportart, die Elemente aus Rugby, Handball und Dodgeball in sich vereint. Charakteristisch sind die Besen (inzwischen in Form von Kunststoff-Rohren), die als Handicap zwischen den Beinen geführt werden müssen sowie die verschiedenen Rollen der Spieler*innen, die ihnen jeweils unterschiedliche Fähigkeiten verleihen. Der Sport basiert auf dem fiktiven Spiel Quidditch aus dem Harry-Potter-Universum. Zu einem Team gehören jeweils sieben Spieler*innen. Maximal vier Spieler*innen eines Teams dürfen dem gleichen Geschlecht angehören. Bamberg gehört in Deutschland zu den bekanntesten Standorten dieser noch jungen Sportart.

Eine Folge davon ist: Die Fußballer des FC Eintracht allerdings müssen sich jetzt bis zum nächsten Jahr gedulden, ehe sie wieder in der heimischen Spielstätte auf Torejagd gehen können. Im FUSSBALL.DE -Interview spricht der erst 30 Jahre alte Cheftrainer Jan Gernlein über den kuriosen Grund für die Platzsperrung und den Bamberger Traum vom Aufstieg in die Regionalliga Bayern.

FUSSBALL.DE: Ihr Team hatte einen Lauf. Dann kam die noch junge Sportart Quidditch dazwischen. Erzählen Sie uns mehr, Herr Gernlein!

"Wir spielen eine herausragende Saison, mit der niemand gerechnet hat - auch ich selbst nicht"

Jan Gernlein: Bei uns auf dem Platz im Fuchs-Park-Stadion wurde die deutsche Quidditch-Meisterschaft ausgetragen. Schon am ersten Tag gab es starken Regen, so dass der Rasen am zweiten Veranstaltungstag nicht mehr bespielbar war und das Event auf einem Nebenplatz fortgesetzt werden musste. Zu diesem Zeitpunkt hieß es, dass der Platz ein paar Tage Erholung benötige. Dass wir jetzt erst 2023 wieder auf den Platz können, war nicht absehbar. Aber leider müssen wir uns damit jetzt abfinden und es benötigt viel Rasenpflege, um den Platz wieder bespielbar zu machen. Die aktuellen Heimspiele wurden auf das nächste Jahr verschoben, nur die verbleibenden Auswärtspartien tragen wir noch aus.

Wie ärgerlich ist das für Sie und Ihr Team?

Gernlein: Klar hätten wir gerne unsere Heimspiele normal ausgetragen und unsere starke Form bestätigt. Aber es lässt sich nun einmal nicht ändern und wir müssen uns mit der Situation arrangieren. Was ich grundsätzlich sagen muss: Ich finde es schade, dass wir aktuell als Verein nur wegen der Quidditch-Meisterschaft Aufmerksamkeit erhalten. Die Mannschaft hätte es auch aus sportlicher Sicht verdient, in der Öffentlichkeit mehr erwähnt zu werden. Wir spielen eine herausragende Saison, mit der niemand gerechnet hat - auch ich selbst nicht.

Ihre Mannschaft schloss die Hinrunde auf Platz eins ab. Befürchten Sie, dass die Zwangspause im eigenen Stadion Einfluss auf die gute Verfassung Ihres Teams haben wird?

Gernlein: Nein - und das werden wir auch nicht als Ausrede nutzen. Die Umstände sind sicher besonders und nicht ideal. Aber wir bleiben voll fokussiert und nutzen die spielfreien Tage für zusätzliches Training, um im Rhythmus zu bleiben. Am nächsten Wochenende steht das Topspiel bei unserem direkten Konkurrenten DJK Gebenbach an.

Wie bewerten Sie die bisherige Saisonleistung Ihrer Mannschaft? Was sind die Gründe dafür, dass es so gut läuft?

Gernlein: In erster Linie sind wir eine große Gemeinschaft und besondere Einheit, in der sich niemand zu wichtig nimmt und jeder dem anderen etwas gönnt. Das klingt vielleicht etwas langweilig, ist aber alles andere als selbstverständlich. Ich hatte auch schon Mannschaften, in denen Machtkämpfe dem Teamerfolg im Weg standen. Besonders ist bei uns sicher auch, dass einige Vereinsverantwortliche und Spieler den Absturz des Vereins in die Bezirksliga und die dazugehörige Insolvenz vor einigen Jahren selbst miterlebt haben und seitdem mit daran arbeiten, den FC Eintracht Bamberg wieder zurück nach oben zu führen. Das schweißt zusammen.

Der Traum von der Rückkehr in die Regionalliga Bayern lebt. Was würde der Aufstieg für den Verein bedeuten nach den emotionalen Erlebnissen in den vergangenen Jahren?

Gernlein: Das Schöne ist, dass der Aufstieg in die Regionalliga nie das klare Ziel war und wir die Situation daher komplett genießen können. Wir lassen uns treiben vom aktuellen Erfolg und versuchen parallel, junge Spieler in das Team zu integrieren. Die positive Entwicklung ist überraschend für alle. Wenn wir auch in einigen Monaten noch ganz oben stehen, dann werden wir intern viele Dinge klären müssen. Unter anderem geht es auch um infrastrukturelle Rahmenbedingungen, die wir für die Regionalliga erfüllen müssten.

Dann müsste vermutlich auch die deutsche Quidditch-Meisterschaft bald woanders stattfinden, oder?

Gernlein: (lacht) Das haben dann andere zu entscheiden.