USA-Abenteuer |13.11.2022|17:15

Abenteuer Collegefußball: Vereint in Nebraska

Fühlen sich in den USA wohl: Philipp Nüsse (l.) und Mika Jetzlaff (r.)[Foto: Thomas Nüsse]

In der U 17 des TuS 05 Oberpleis spielen Mika Jetzlaff und Philipp Nüsse vor zwei Jahren noch gemeinsam Fußball, danach verlieren sie sich aus den Augen. Ausgerechnet durch ein Auslandsstudium in Nebraska finden die zwei Freunde zufällig wieder zueinander. Über ein Auslandsabenteuer, die Kuriositäten und Besonderheiten des College-Fußballs in Amerika.

Für Philipp Nüsse war früh klar, dass er nach seinem Abitur in diesem Jahr im Ausland – am liebsten in Amerika – studieren möchte. "Das Ausland und die Möglichkeit, dort an Colleges Fußball zu spielen, hat mich schon immer gereizt", erzählt der 18 Jahre alte Torwart aus Oberpleis. Über einen Facebook -Beitrag von Philipps Vater wird der ein Jahr ältere Mika auf das geplante Auslandssemester seines ehemaligen Mannschaftskollegen aufmerksam.  

Zu diesem Zeitpunkt haben die zwei Jungs kaum Kontakt. Das ändert sich: Die beiden unterstützen sich beim Bewerbungsprozess für ein Auslandsstudium. Bewerben sich dabei – unabhängig voneinander – an unterschiedlichen Colleges. Dass die beiden am Ende eine Zusage vom selben College, dem Southeast Community College in Beatrice (Nebraska) erhalten, ist purer Zufall. Philipp unterschreibt seinen Vertrag sogar noch, bevor Mika überhaupt eine Zusage erhält. Im August 2022 starteten die zwei gemeinsam in ihr Abenteuer Amerika. Dort studieren sie am Community College, "the Storm" und spielen für ihr College in der NJCAA Division 2.  

Große Unterschiede zwischen Heimat und USA

"Natürlich hat Fußball einen anderen Stellenwert in Amerika als in Deutschland", erklärt Mika, während er mit Philipp vor seinem Laptop im gemeinsamen Studentenzimmer in Beatrice sitzt. American Football, Basketball und Baseball seien nach wie vor deutlich beliebter als der Fußball und in anderen Dimensionen am College vertreten. Dennoch sehen die zwei Studenten den Fußball in Amerika im Aufschwung. Besonders durch die anstehende Weltmeisterschaft im Jahr 2026, die in den USA, Kanada und Mexiko ausgetragen wird, sei das allgemeine Interesse gestiegen.

Der College-Fußball in Amerika ist anders als der Fußball in Deutschland. Daran mussten sich auch die zwei Jungs zunächst gewöhnen. So beginnt die Spielzeit bei 90 Minuten und läuft runter, bei jeder Spielunterbrechung wird sie zudem pausiert. "Wir hatten zunächst absolut kein Zeitgefühl", erinnert sich Mika. "Man glaubt, die erste Halbzeit ist gleich rum, dabei waren noch nicht mal 15 Minuten gespielt", so Philipp lachend. Zusätzlich gibt es bei jedem Spiel ohne Sieger nach 90 Minuten eine Verlängerung, die sofort endet, wenn eine Mannschaft trifft. Nur wenn kein Tor fällt, wird das Spiel als unentschieden gewertet. 

Auch die Spielweise ist in Amerika anders: "Es ist viel körperbetonter. Als Torhüter werde ich viel aggressiver angelaufen. Ich hatte hier schon einige Aktionen, die böse hätten enden können", erzählt Philipp. Doch inzwischen habe er sich daran gewöhnt und weiß solche Situationen richtig einzuschätzen. Durch ihre Erfahrungen im Auslandsstudium wurde den zwei Jungs außerdem erst richtig klar, wie gut ihre taktische Ausbildung in Deutschland ist. "Wir werden in Deutschland sehr gut ausgebildet."

"Es ist ein Privileg"

Trotzdem starteten die zwei Jungs zunächst etwas holprig in ihre erste College-Saison: Ausgerechnet in seinem ersten Spiel erzielte Mika ein Eigentor, weil er nicht damit rechnete, dass der Ball auf dem Rasen so schnell an Geschwindigkeit aufnehmen würde. "Zuvor haben wir immer auf Naturrasen gespielt, da war der Ball deutlich langsamer." So landete der Ball im eigenen Tor, bevor Philipp reagieren konnte. "In einem anderen Spiel war ich so irritiert von den Football-Markierungen im Fußballfeld, dass ich das Ende vom Strafraum übersehen und den Ball in die Hand genommen habe", erinnert sich Philipp. Daraufhin flog er mit der Roten Karte vom Platz. Inzwischen können Mika und Philipp jedoch über solche Vorfälle lachen und sind als Fußballer wichtige Spieler ihrer Mannschaft.

Die beiden Studenten wissen auch, dass es nicht selbstverständlich ist, dass sie diese Erfahrung machen dürfen. "Wir sind privilegiert und unseren Eltern sehr dankbar für ihre Unterstützung." Zwar werden Mika und Philipp durch ein Auslandsstipendium gefördert, dennoch müssen ihre Eltern sie finanziell unterstützen. Aktuell befinden sich die zwei noch im Orientierungsstudium, das rund zwei Jahre dauert. Nach diesen zwei Jahren könnten sie an ein größeres College wechseln und sich auf ein Studienfach spezialisieren. Wie lange sie in Amerika bleiben möchten, ist noch unklar. An Weihnachten geht es für die zwei Fußballer erst mal wieder zurück zu ihren Familien nach Deutschland.