Torjägerkanone|12.01.2023|12:00

Zeitler: Von unten nach oben und zurück

Sebastian Zeitler (M.) will die Torjägerkanone für alle: "Es wäre schön, die Trophäe am Ende zu gewinnen."[Foto: Privat/VfB Wölbattendorf]

Er gehört zu Deutschlands erfolgreichsten Stürmern: Wenn Sebastian Zeitler auf dem Platz steht, dann sind Jubelrufe zu erwarten. Schließlich hat der 26-Jährige in der laufenden Spielzeit in gerade mal 15 Begegnungen bereits bemerkenswerte 55 Treffer markiert. Im Schnitt trifft Zeitler damit in jeder Partie fast viermal (exakt 3,67 Tore pro Spiel).

Eine Quote, die den Angreifer des VfB Wölbattendorf aus der A-Klasse Frankenwald Nord in Bayern nicht nur die Torschützenliste der eigenen Staffel mehr als souverän anführen lässt, sondern mit der er auch in der bundesweiten Rangliste der Torjägerkanone für alle in der 10. Liga an der Spitze steht.

In sechs Jahren zwei Auf- und zwei Abstiege

Seinen außergewöhnlichen Torriecher hat der Produktionsmechaniker einer Spinnerei allerdings nicht erst seit dieser Saison entdeckt. Vielmehr wurde ihm das Talent zum Einnetzen wohl schon in die Wiege gelegt. "Wahrscheinlich habe ich es mir von meinem Vater Markus abgeschaut", verrät der 1,80 Meter große Angreifer im Gespräch mit FUSSBALL.DE . "Auch er war früher in unserer Gegend als erfolgreicher Knipser bekannt und konnte so einige Tore in seiner Laufbahn erzielen."

"Ich kann mir nicht vorstellen, noch mal für einen anderen Verein aufzulaufen - hier spiele ich mit Jungs zusammen, die ich schon seit dem Kindergarten kenne"

Noch heute ist die Verbindung zum Papa sehr eng. Schließlich ist Markus Zeitler der 1. Vorsitzende des VfB Wölbattendorf, eines kleinen Klubs aus Hof in Oberfranken, an der Grenze zum Nachbarland Tschechien gelegen. Und wie sein "alter Herr" engagiert sich auch der Junior neben seiner Spielertätigkeit im Verein. "Ich gehöre dem Ausschuss der Vorstandsmitglieder an", verrät Sebastian Zeitler. "Gemeinsam planen und diskutieren wir alles, was rund um den Verein passiert."

In der jüngsten Vergangenheit blickt der VfB auf ereignisreiche Jahre zurück. Die Erfolgsgeschichte begann dabei in der Saison 2016/2017, als Zeitler in jungen Jahren seine ersten Schritte im Herrenfußball beim VfB machte. Als Staffelmeister stieg Wölbattendorf in die Kreisklasse Hof/Tischreuth/Wunsiedel auf. Zwei Jahre später folgte sogar der erneute Gang eine Liga höher, diesmal in die Kreisliga.

Für Sebastian Zeitler war das allerdings der Anfang einer eher nicht so erfolgreichen Zeit. "Mit dem Aufstieg in die 8. Liga wurde es für uns als kleiner Klub extrem schwierig", setzt der Linksfuß zur Erklärung an. "Zum einen lag es daran, dass der Unterschied zwischen beiden Ligen enorm war. Zum anderen hatten einige unserer Spieler zu diesem Zeitpunkt so etwas wie einen Höhenflug. Weil wir in der Sommervorbereitung die Stadtmeisterschaften gewonnen hatten, waren einige Jungs der Meinung, dass wir auch in der Kreisliga durchmarschieren würden."

Die Quittung dafür erhielten die Blau-Weißen zum Ende der Saison, als der Gang zurück in die Kreisklasse folgte - ohne einen einzigen Punkt auf dem Konto. Dabei sollte es allerdings nicht bleiben. Der Negativtrend blieb auch nach der Corona-Unterbrechung bestehen. Auch in der abgelaufenen Spielzeit landete der VfB gemeinsam mit Zeitler auf dem letzten Tabellenplatz und wurde wieder bis in die A-Klasse und damit die niedrigste Liga in Hof durchgereicht.

Spielgemeinschaft: "Eine Win-Win-Situation"

Auf eine Konstante im Verein war aber stets Verlass. Trotz zahlreicher Angebote, auch von höherklassigen Vereinen, blieb Sebastian Zeitler bei seinem bisher einzigen Verein im Männerfußball. Bereits seit 2013 ist er für den VfB aktiv. "Ich kann mir nicht vorstellen, noch mal für einen anderen Verein aufzulaufen", sagt der Anhänger des 1. FC Nürnberg. "Hier spiele ich mit Jungs zusammen, die ich schon seit dem Kindergarten kenne. Warum sollte ich das aufgeben und längere Fahrten auf mich nehmen, um dann möglicherweise bei höherklassigen Vereinen auf der Bank zu sitzen?"

Vielmehr will der ehrgeizige Angreifer die Möglichkeit nutzen, um selbst dafür zu sorgen, dass es für Wölbattendorf bald wieder bergauf geht. Damit dies überhaupt möglich ist, bildet der Klub seit dieser Saison eine Spielgemeinschaft mit dem FC Konradsreuth. Grund dafür war vor allem ein Engpass an Spielern. "Es ist für beide Vereine eine Win-Win-Situation", sagt Zeitler. "Die Jungs aus Konradsreuth bringen genau die Qualitäten mit, die uns in den zurückliegenden Jahren gefehlt haben. Die beiden Teams ergänzen sich prächtig."

Wie gut die Kooperation läuft, zeigt vor allem ein kurzer Blick auf die Tabelle. Mit 45 Zählern und ohne einen einzigen Punktverlust führt die Spielgemeinschaft souverän die Tabelle an. Der Vorsprung auf den Verfolger SV 05 Froschbachtal III beträgt bei nur noch sieben ausstehenden Spielen (neun für den Verfolger) bereits neun Punkte. Bei der Tordifferenz von 142:5 besteht für die Konkurrenz aber wohl kaum noch Hoffnung, den souveränen Ligaprimus noch von Platz eins verdrängen zu können.

Etwas knapper geht es für Zeitler dagegen in der Wertung der Torjägerkanone für alle zu. Drei Tore trennen den "Knipser" aus Oberfranken von seinem Verfolger Philipp Nocht von Tura Niederhöchstadt (Hessen). Auf die Fortsetzung des Titelrennens im Frühjahr freut sich Zeitler aber schon jetzt: "Es wäre schön, die Trophäe am Ende zu gewinnen. Schließlich hat man auch nicht in jedem Jahr die Chance, einer der besten Torschützen Deutschlands zu werden. Allerdings würde ich es meinen Konkurrenten ebenso gönnen, wenn sie am Ende oben stehen sollten."